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Ursula von der Leyen
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Frage von Dorle L. •

Frage an Ursula von der Leyen von Dorle L. bezüglich Familie

Die wenigsten Kinder wachsen heute in "intakten" Familien auf.
Trennung und Scheidung sind alltäglich.
Das Familienrecht kümmert sich bei Trennung und Scheidung praktisch mehr um finanzielle Belange der Erwachsenen, als um das Wohl der beteiligten Kinder. Dazu, was es für psychosozial katastrophale Folgen es hat, wenn Kindern von Familienmitgliedern getrennt werden, zu denen sie eine echte Bindung aufgebaut hatten, gibt es in den letzten Jahren unzählige wissenschaftliche Studien. Psychische Auffälligkeiten von immer mehr Kindern (zukünftigen Erwachsenen!) belegen sie leider täglich!
Bindungsabbrüche gehören zu den schwersten Risiken in der Kindlichen Entwicklung.
Ich habe als Oma einen solchen Umgangsprozess leider durch den Tot meines Sohnes selbst mitgemacht. 2 Jahre ging er und hat mich fast 7 000€ gekostet! Die gegenwärtigen Gepflogenheiten sind einfach eine Katastrophe. Die einzigen Gewinner sind Gutachter und Anwälte. Dabei gibt es das Cochemer Modell, welches das Kind in den Mittelpunkt stellt und lösungsorientiert herangeht. Es wird leider nur vereinzelt danach gearbeitet. Warum nicht überall? An den Gestzen liegt es nicht. Antworten sie bitte nicht mit der "Richterlichen Unabhängigkeit". Den Richtern werden auch in andern Angelegenheiten Empfehlungen gegeben ( z. B. das die Prozesskostenhilfe sparsamer zu genehmigen ist ...). Mir ist auch bekannt, dass es ein neues Verfahrensrecht gibt. Aber auch das wird nichts ändern an der Einstellung der Richter - wenn die Mutter nicht will geht es eben nicht.
Werden sie sich, falls sie wieder gewählt werden mit diesem Problem beschäftigen? Weshalb haben sie es bisher nicht getan?

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Antwort von
CDU

Sehr geehrte Frau Liedtke,

Trennung und Scheidung der Eltern belasten die Entwicklung vieler Kinder. Vielen Eltern gelingt es dabei nicht, Konflikte auf der Paar- Ebene von ihrer Beziehung zu den Kindern zu trennen, was sich häufig in langen Streitigkeiten über den Umgang und den Unterhalt fortsetzt.

Zu Recht weisen Sie auf die positiven Erfahrungen des Cochemer Modells hin, das darauf ausgerichtet ist, auch im Elternstreit das Wohl des Kindes und die Verantwortung der Eltern in den Mittelpunkt zu stellen. Grundlage dieses Modells ist die Erkenntnis, dass Beziehungskonflikte nicht mit den Mitteln des Rechts durch Dritte ( Gerichte, Jugendämter etc.) gelöst werden können, sondern dass die Eltern befähigt, unterstützt und gegebenenfalls auch in die Pflicht genommen werden müssen, ihren Konflikt in einer die Kinder möglichst wenig belastenden Weise selbst zu bewältigen. Wie Ihnen bekannt ist, ist das Cochemer Modell auch die Grundlage für das neue Familienverfahr ensrecht, das im Dezember 2008 verabschiedet worden ist und am 1. September 2009 in Kraft tritt. Damit wird es für alle gerichtlichen Verfahren zur elterlichen Sorge und zum Umgangsrecht in Deutschland verbindlich. Im Vorgriff auf die Reform haben sich bereits in vielen Regionen in Deutschland interdisziplinäre Arbeitskreise gebildet, die dieses Modell praktizieren. Darüber hinaus haben zur Vorbereitung auf die Reform bundesweit zahlreiche Fachveranstaltungen stattgefunden, an denen sich Richter, Mitarbeiter der Jugendämter, Verfahrensbeistände und Sachverständige beteiligt haben. Daher bin ich zuversichtlich, dass das Cochemer Modell bald bundesweit gelebte Wirklichkeit ist und die leidvollen Erfahrungen, die Sie gemacht haben, damit der Vergangenheit angehören.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Ursula von der Leyen