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Turgut Yüksel
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Frage von Dimitri I. •

Frage an Turgut Yüksel von Dimitri I. bezüglich Bildung und Erziehung

Guten Tag Herr Turgut Yüksel,

ich habe mir das Sozialdemokratische Regierungsprogramm 2008-2013 durchgelesen und würde gern zum Thema Bildung ein paar Fragen stellen:

1. Auszug aus dem SPD Regierungsprogramm: "......... Die PISA-Studien haben mehrfach gezeigt, dass die Bildungschancen in Deutschland noch immer abhängig sind vom sozialen Status der Eltern. Ein Kind aus einer Facharbeiterfamilie hat nur ein Viertel der Chancen, die Hochschulreife zu erreichen im Vergleich zu einem Kind aus einer Manager- oder Akademikerfamilie. Diese Ungerechtigkeit können und wollen wir nicht hinnehmen. Wir wollen eine Gesellschaft, in der gleiche Bildungschancen selbstverständlich sind, ganz gleich welche Bildung, welchen Beruf oder welches Einkommen die Eltern haben.
.....
Längeres gemeinsames Lernen ist auch sozial gerechter, denn viel zu oft wird bei der Schulempfehlung nach sozialer Herkunft statt nach Leistungsfähigkeit entschieden. ......"

Frage: Denken Sie, dass durch die Abschaffung der Schulempfehlung die Ungerechtigkeit der Chancengleichheit löst oder nur in die einzelnen Schulen verschoben wird (z. B. schlechtere Noten)?

2. Auszug aus dem SPD Regierungsprogramm: "......... An die Stelle des Sitzenbleibens treten Fördermaßnahmen. Die Eltern behalten aber das Recht, selbst über eine Klassenwiederholung oder einen Schulwechsel ihres Kindes zu entscheiden. ......."

Frage: Die Fördermaßnahmen finde ich sehr gut, aber sie müssen einerseits auferzwungen werden und andererseits mit einer erfolgreichen Prüfung abgeschlossenen werden, denn sonst kann ein Kind zwar ohne Sitzenbleiben die Schule absolvieren und trotzdem nichts können, was zum Einen schlecht für ihn selbst ist und zum Anderen schlechte Auswirkung auf den Unterricht und auf andere Schüler haben kann. Wie ist Ihre Meinung?

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Antwort von
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Sehr geehrte Herr Dimitri Idessis,

vielen Dank für Ihre Frage zu diesem zentralen Feld der Landespolitik. Ich hoffe, dass wir uns beide einig darin sind, dass eine gute Schulpolitik auch eine gute Präventionspolitik ist. Lieber gute Schulen als Erziehungslager, das ist jedenfalls meine Devise!

Zu 1. Ich denke, dass für die Entwicklung ihrer Kinder vor allem die Eltern Verantwortung tragen, dann Lehrerinnen und Lehrer, Pädagogen und Erzieherinnen und Erzieher und schließlich unsere ganze Gesellschaft. Deshalb ist es auch aus meiner Sicht falsch, neun oder zehn jährige Kinder für den Rest ihres Lebens auf eine Entwicklungsbahn zu schicken, die im Nachhinein nur noch schwer zu korrigieren ist: Auch Kinder sollten als ganze Persönlichkeiten im Blickpunkt unserer Aufmerksamkeit stehen - und nicht als Lieferanten von Noten, die dann zu ihrer Ein- und Aussortierung führen.

Es ist ja so: Ein Kind wohlhabender Eltern bekommt Nachhilfe, ein Kind aus weniger reichem Elternhaus muss auf die Hauptschule. Das ist ein gesellschaftlicher Skandal und ökonomischer Unsinn, weil viele Talente gar nicht erst entwickelt werden können. Natürlich geht es nicht nur um die Abschaffung der Schulempfehlung, für deren Abschaffung ich bin, sondern um einen Ausbau unserer Schulen zu Ausbildungsstätten, die den jungen Menschen ganzheitlich fördern, und ihn ermuntern seine Potentiale die gesamte Schullaufbahn hindurch voll zu entfalten.

Kurz gesagt: Mehr Lehrerinnen und Lehrer, bessere schul- und sozialpädagogische Betreuung und die Abschaffung von G8, denn derzeit bleibt gerade Gymnasiastinnen und Gymnasiasten kaum die Zeit für Hobbys, das Pflegen von Freundschaften oder Zeit für den Sportverein - hier besteht dringender Handlungsbedarf.

Zu2.

Ein Kind kann auch aus der Schule kommen und trotz mehrfachen Sitzenbleibens nichts gelernt haben. Ein Kind kann in drei Fächern so unterdurchschnittliche Leistungen erbringen, dass eine Wiederholung des Lernstoffes nötig ist, aber in anderen Fächern so gut, dass das Überspringen einer Klasse möglich erscheint. Kurz und gut: Es geht um die individuelle Förderung der Kinder, das ist das genaue Gegenteil dessen, was die CDU in ideologischer Verblendung als "Zwangseinheitsschule" hessenweit plakatiert. Frau Wolff kämpft die Kämpfe der Vergangenheit und möchte gerne überkommenen Privilegien verteidigen, die pädagogisch und sozial unsinnig sind - unser designierter Schulminister, Herr Domisch, verfolgt den genau entgegen gesetzten Ansatz in Finnland mit großem Erfolg: Individuelle Förderung und das Fördern eines guten Klassenzusammenhaltes. Die Ergebnisse der Pisa Studie belegen, dass Herr Domisch Erfolg hat und Frau Wolff nicht - das ist der Unterschied. Es geht also nicht um rechte oder linke Bildungspolitik, es geht um die beste Bildung für unsere Kinder und darum, dass wir kein Kind zurücklassen oder aussortieren.

TURGUT YÜKSEL

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