Solarpark - Ihre Kamapgne: Wie begründen Sie Ihre gegenteiligen Aussagen? Welche Daten stützen Ihre Thesen?
Sehr geehrter Herr Prantl, Ihre Aussagen zum Solarpark Wiesa („teuer, unzuverlässig, riskant, umweltbelastend“) widersprechen aktuellen Studien. Laut Fraunhofer ISE ist Solarstrom inzwischen günstiger als fossile Energie. Der BDEW zeigt, dass PV-Anlagen mit Speichern die Versorgungssicherheit erhöhen. Umweltgutachten belegen, dass Solarparks ökologisch verträglich sind und Artenvielfalt fördern können. Auch wirtschaftlich entstehen neue Chancen, wie Analysen von DIW und ZEW zeigen. Wie begründen Sie Ihre gegenteiligen Aussagen? Welche Daten stützen Ihre Thesen? Ich lade Sie zu einem faktenbasierten Dialog ein.VG
Sehr geehrter Herr N.,
vielen Dank für Ihre Anfrage.
Die von Ihnen zitierten Studien sind mir bekannt. Ich möchte jedoch zu bedenken geben, dass die Stromgestehungskosten, auf die sich diese Studien meist beziehen, nur einen Teilaspekt abbilden und wenig über die tatsächlichen Gesamtkosten der Solarstromerzeugung aussagen.
Der zentrale Punkt ist: Strom hat nur dann einen ökonomischen Wert, wenn er zur richtigen Zeit, in der richtigen Menge und am richtigen Ort verfügbar ist. Genau hierin liegt das zentrale Problem der Solarenergie. Meistens fällt der erzeugte Strom nicht dann an, wenn er tatsächlich benötigt wird. Daher müssen konventionelle Kraftwerke weiterhin betrieben oder zumindest vorgehalten werden, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Wenn Sie sich die Daten der Bundesnetzagentur ansehen, wird deutlich, dass die Gesamtkapazität der fossilen Kraftwerke in Deutschland seit Jahrzehnten bei etwa 70 Gigawatt stagniert – und das, obwohl in den letzten 25 Jahren fast 90 Gigawatt an Photovoltaikanlagen installiert wurden. Kurzzeitspeicher wie Akkumulatoren sind zwar in der Lage, untertägige Lastspitzen, insbesondere zur Mittagszeit, abzufangen. Für langfristige, unterjährige Schwankungen – ausgelöst durch die erheblichen Unterschiede bei den Sonnenstunden im Sommer- und Winterhalbjahr – reichen sie jedoch nicht aus. Der aktuelle politische Ansatz sieht vor, diese Schwankungen mithilfe von grünem Wasserstoff (also chemischen Speichern) und Gaskraftwerken auszugleichen. Allerdings lässt dieses komplexe System aus Solarenergie, Wasserstoffelektrolyseuren, Speichern und Gaskraftwerken sowohl wirtschaftliche als auch ökologische Zweifel aufkommen.
Die tatsächlichen Kosten der Solarenergie werden zudem verschleiert, da erneuerbare Energien durch das EEG privilegiert und ohne Verantwortung für die Netzstabilität einspeisen dürfen. Die Folge ist eine stark gestiegene Zahl von Noteingriffen ins Netz: Während diese zu Beginn der 2000er Jahre noch im unteren einstelligen Bereich lagen, erreichten sie 2024 mit 17.470 einen neuen Höchststand – Tendenz weiter steigend. Photovoltaikanlagen gelten hierbei als maßgeblicher Treiber, was sich letztlich in steigenden Kosten für die Endkunden niederschlägt.
Zieht man Netzstabilisierungskosten (Redispatch, Einspeisemanagement etc.), die Vorhaltung von Grundlastkapazitäten und die Kosten für Speicherung hinzu, so wird klar: Für den Stromkunden ist Solarenergie keineswegs günstig.
Meine Auffassung bleibt daher bestehen – ich bin allerdings offen für fundierte Argumente und lasse mich vom Gegenteil überzeugen.
Für einen persönlichen Austausch zu diesem Thema stehe ich Ihnen gern zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Prantl

