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Frage von Birgit D. •

Frage an Thomas Jurk von Birgit D. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Sehr geehrter Herr Jurk,

mit Fassungslosigkeit habe ich gerade gelesen, dass Sie auch für die Verlängerung der betäubungslosen Ferkelkastration gestimmt haben. Das ist ein Skandal. Mir drängt sich der Verdacht auf, dass auch die SPD eine Tierquäler-Partei ist. Das ging schon mit dem Koalitionsvertrag los, indem sich die SPD gemeinsam mit CDU/CSU darauf geeinigt hat, Tierschützer, die in Ställe „einbrechen“ (um Missstände aufzudecken!), härter bestrafen zu wollen. Im September hat die SPD zusammen mit CDU/CSU zwei verschiedene Anträge von FDP und Grünen zu Verschärfungen bei Tiertransporten abgelehnt. Und nun diese unselige Fristverlängerung!

Genau dieses "Weiter-So-für-die-Wirtschaft-koste-es-was-es-wolle" ist der Grund dafür, dass der SPD die Wähler in Scharen weglaufen.

Bitte erläutern Sie mir Ihre ganz persönlichen Beweggründe, warum Sie dafür gestimmt haben, dieses qualvolle Prozedere beibehalten zu wollen.

Und kommen Sie mir nicht mit einer vorformulierten Textwüste von Ihrem SPD-Kollegen Rainer Spiering. Und auch nicht mit dem Totschlagargument Arbeitsplätze (ich weiß, eine makabre Wortwahl in Zusammenhang mit dem sensiblen Thema Tierschutz). Wenn Geschäftsgrundlagen ethisch nicht vertretbar sind und zu gesundheitlichen Gefahren von Mensch, Tier und Umwelt führen, dürfen Arbeitsplätze kein Argument mehr sein.

Mich interessiert wirklich, ob Sie als Politiker noch Empathiefähigkeit für andere Lebewesen haben, und wie Sie persönlich zum Thema Tierschutz stehen.

Mit freundlichen Grüßen,
B. D.

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Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau D.,

vielen Dank für Ihre eindringlichen Worte, wenn sie auch über das Ziel eines Informationsaustauschs deutlich hinausgehen. Dennoch antworte ich Ihnen gern.
Selbstverständlich habe auch ich ein Herz für Tiere, genau aus diesem Grund möchte ich Ihren Vorwurf der grundlosen Tierquälerei nicht im Raum stehen lassen.
Ich habe der Fristverlängerung zugestimmt, weil eine flächendeckend anwendbare Lösung zum Ausstieg aus der betäubungslosen Ferkelkastration bisher nicht vorliegt, wie die Anhörung des Ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft deutlich gezeigt hat. Erst durch die Verlängerung der Übergangsfrist bis spätestens zum 31. Dezember 2020 wird sichergestellt, dass die entsprechenden Vorkehrungen für die Beendigung der betäubungslosen Ferkelkastration getroffen werden können. Dazu zählen die Zulassung von Isofluran, die Entwicklung und Bereitstellung von Schulungsprogrammen, die Unterstützung der Betriebe bei der Anschaffung von notwendigen Narkosegeräten und entsprechende Aufklärungskampagnen. Völlig zu Recht wurde der Gesetzentwurf deshalb von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) als "ein riesiger Fortschritt" bezeichnet.
Die von Ihnen so vehement geforderte Ablehnung der Fristverlängerung würde im Ergebnis zu weniger Tierschutz führen, da dann künftig Schweine aus Ost- oder Nordeuropa importiert würden, die gerade nicht nach deutschen Tierschutzstandards kastriert oder gehalten wurden und noch dazu weite Transportwege zurücklegen müssten.

Mit freundlichen Grüßen

Thomas Jurk