Das Foto zeigt eine Portraitaufnahme von Tabea Rößner vom Juni 2021.
Tabea Rößner
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Willi A. •

Frage an Tabea Rößner von Willi A. bezüglich Kultur

Sehr geehrte Damen und Herren,

es ist mir unerklärlich, warum im öffentlich-rechtlichen Fernsehen soviel Kriminalfilme (z.B. Tatort u. sonstige, meist amerikanische Gewaltfilme) gezeigt werden? Wer Gewalt sät, erntet Gewalt! Gewalt gegen Menschen, gegen Tiere (Massentierhaltung, Schlachthäuser etc.) gegen die Natur (Strassenbau, Agrarindustrie etc.)

Aus Gedanken! werden Worte,aus Worten werden Taten!

Ich frage Sie und mich, wo soll uns das alles hinführen und was macht das mit den jungen Menschen?

Das Foto zeigt eine Portraitaufnahme von Tabea Rößner vom Juni 2021.
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Alfers,

vielen Dank für Ihre nachdenkliche Mail.

Über die Wirkung von Gewaltdarstellungen ist in der Vergangenheit mehrfach geforscht worden - mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen, vor allem aber mit der Erkenntnis, dass die Thematik sehr komplex ist und weitere Forschungen dringend notwendig sind. Entscheidend kommt es aber wohl auch darauf an, wie Gewalt wahrgenommen wird.

Die Häufung von Krimis im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ist sicher zu hinterfragen, allerdings werden in den meisten Spielfilmen auch gesellschaftspolitisch relevante Themen behandelt. Gewalt ist leider ein alltägliches Phänomen unserer Gesellschaft: Kriege, Kriminalität - all das betrifft unsere Gesellschaft mehr, als es uns lieb sein kann. Ich denke daher, es kommt entscheidend darauf an, wie und vor allem in welchem Kontext Gewalt dargestellt wird, wie es verarbeitet und welche Schlussfolgerungen in dem entsprechenden Medium gezogen werden. Ein Spielfilm etwa setzt sich häufig mit einer tatsächlichen Begebenheit auseinander, malt die Charaktere und die Geschichte dazu aus und lässt den Zuschauer/die Zuschauerin eine gewisse Schlussfolgerung ziehen - das kann Verständnis sein, Entsetzen über die Tat, eine Abgrenzung zum Gesehenen. Am Ende erscheint es vielleicht doch sinnvoll, die Auseinandersetzung der Menschen mit dem Phänomen menschlicher Gewalt zu befördern - gerade ohne sie zu verherrlichen, sondern im Gegenteil, die Folgen und das angerichtete Leid nachzuvollziehen.

Spielfilme haben insofern idealerweise eine abschreckende Wirkung. Ob das in jedem Einzelfall gelingt, kann durchaus hinterfragt werden. Für die Programmaufsicht gibt es unabhängige Instanzen, die gerade beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk, aber auch in anderen Medien, darauf achten, dass Gewalt etwa nicht verherrlicht (Verstoß gegen § 131 StGB) wird und/oder gegen Jugendschutzbelange (§§15, 18 Jugendschutzgesetz bzw. § 4 Jugendmedienstaatsvertrag) verstößt.

Sollten Sie einen Beitrag sehen, bei dem Sie denken, dass dieser gegen diese Gesetze verstößt, können Sie dies im Internet unter http://www.programmbeschwerde.de/ melden. Diese Stelle ist zuständig für den privaten Rundfunk, leitet Beschwerden zu öffentlich-rechtlichen Programmen aber auch an die zuständige Rundfunkanstalt weiter. Sie können sich aber auch direkt an die ausstrahlende Rundfunkanstalt wenden.

Herzliche Grüße

Tabea Rößner

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