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Renate Künast
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Martina M. •

Frage an Renate Künast von Martina M. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Sehr geehrte Frau Künast,

ich möchte fragen, ob und wie sich die Grünen für einen besseren Tierschutz einsetzen, insbesondere im Bereich Massentierhaltung und Tiertransporte.
Für mich ist der verantwortungsvolle Umgang mit der Natur und unseren Mitgeschöpfen ein wichtiger Punkt.

Tierquälereien bei Haltung und Transport der Tiere müssen verboten werden. Ein beliebtes Gegenargument hierzu ist, dass dann für den Verbraucher alles teurer wird und er ja nicht bereit ist, den höheren Preis zu zahlen. Der vom Verbraucher zu zahlende Betrag ist aber doch nur der Teil des Produktpreises, den wir mit Geld bezahlen. Es gibt doch auch noch andere "Preise", die wir bezahlen; z.B.
- gequälte Tiere, wenn das Produkt preiwerter wird, weil die Tiere noch weniger Platz haben;
- mehr Hatz IV-Empfänger, weil die Beschäftigen von dem wenigen Geld, das sie bekommen, nicht leben können;
- eine zerstörte Natur, weil der Umweltschutz der Produktivität entgegensteht.
- die Gesundheit der Kunden, wenn die den Tieren gegebenen Antibiotika das Immunsystem der Menschen beeinträchtigt
Dass nur der Geldpreis im Vordergrund steht (Geiz-ist-geil), ist für mich das Ergebnis erfolgreicher Lobbyarbeit der Industrie. Über die anderen "Preise" wird bewußt geschwiegen. Hier muss der Staat eingreifen, um ein Umdenken in der Bevölkerung in Gang zu setzen.

Wie kann nach Ihrer Auffassung diesem Trend entgegengewirkt werden?

Für mich sind folgende Maßnahmen erfoderlich:
1. strengere Regelungen im Bereich Tierhaltung und Tiertranporte und die konsequente Überprüfung von deren Einhaltung
2. der Staat muss durch aktive Information und mehr Transparenz endlich seiner Fürsorgepflicht den Bürgern gegenüber nachkommen.
3. Förderung der artgerechten Tierhaltung und nachhaltigen Landwirtschaft. Es sollte ein politisches Ziel sein, dass sich alle Verbraucher Lebensmittel aus verträglicher Produktion und ohne Tierquälereien leisten können.

Vielen Dank für Ihre Antwort

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau Mette,

vielen Dank für Ihre Frage zum Thema Tierschutz.

Sie haben völlig recht: es gibt in diesem Bereich an vielen Stellen dringenden Handlungsbedarf. Kaninchen, Legehennen, Schweine und viele andere sogenannte Nutztiere werden unter Lebensbedingungen gehalten, die mit Tierschutz nichts zu tun haben. Tiertransporte erfolgen zum Leid der Tiere noch immer über viel zu große Entfernungen. Auch Tierversuche finden weiterhin in viel zu großem Ausmaß statt.

Wir Grünen wollen den Tierschutz, der ja seit 2002 auf grünem Drängen hin in das Grundgesetz aufgenommen wurde, durch konkrete gesetzliche Maßnahmen stärken. Wir wollen deswegen das Tierschutzgesetz neu fassen und haben dazu vor einigen Monaten einen ausführlichen Vorschlag gemacht, den Sie gerne herunterladen können unter http://www.gruene-bundestag.de/cms/publikationen/dok/285/285955.reader_tierschutz_neu_denken_entwurf_ein.html

In punkto Tierhaltung fordern wir, dass Bewegungseinschränkungen allenfalls gerechtfertigt sein können, solange sie nur zu kurzzeitigen Leiden oder Schäden führen, nicht hingegen, wenn sie bei den Tieren länger anhaltende oder sich wiederholende Leiden oder Schäden auslösen. Tiertransporte wollen wir zeitlichen und räumlichen eingrenzen und den Einsatz schmerzhafter Hilfsmitteln wie zum Beispiel Elektrotreibern gänzlich verbieten.

Mir liegt besonders am Herzen, mit dem Ausbau der ökologischen Landwirtschaft ein Umdenken im Bereich der Tierhaltung zu erreichen. Dass Bioprodukte für alle Verbraucherinnen und Verbraucher bezahlbar sein müssen, ist ein wichtiger Punkt. In diesem Zusammenhang gehört zwingend auch der Hinweis, dass sich die Konsumausgaben für Lebensmittel seit 1970 nahezu halbiert haben; dass also Ausgaben für andere Wahren und Dienstleistungen einen höheren Stellenwert erhalten haben, den man hinterfragen muss. Günstiger kauft ein, wer auf Regionalität und Saisonalität setzt und weniger Fleisch verzehrt. Aber auch der Staat steht in der Verantwortung, damit sich auch Menschen mit Grundsicherung oder Arbeitslosengeld Bio, fair und Artgerecht leisten können. Die Preise für Qualitätsprodukte werden weiter sinken, wenn mehr Bio gekauft wird, denn oft sind die Stückkosten aufgrund kleinerer Verarbeitungsmengen und einer schlechteren Auslastung bei der Distribution noch höher. Deswegen setzen wir Grünen weiter auf mehr Verbraucherinformation, damit Bürgerinnen und Bürger besser erfahren, was auf den Teller sollte und was nicht.

Mit freundlichen Grüßen

Renate Künast

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