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Frage von Matthias R. •

Frage an Rainer Arnold von Matthias R. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

Sehr geehrter Herr Arnold,

der Leitartikel ´Taliban Inc.´ der Ausgabe der ´Time´ vom 7.9.09 gibt erschreckende Einsichten in die Finanzquellen der Taliban : Neben Drogen bestehe ein wesentlicher Anteil aus Schutzgeldzahlungen. Die von uns für Hilfsprojekte gezahlen Summen wanderten also teilweise als Schutzgeld in die Taschen der jeweiligen lokalen Machthaber , die damit den Widerstand finanzieren.. D.h. wir finanzieren und stärken selbst die Gegner unserer Soldaten , die somit gar nicht gewinnen können und immer mehr in die Defensive geraten . Obendrein werden unsere Soldaten bei verständlicher Überreaktion ( Bombardment der Tanklastzüge) von uns dann auch noch moralisch im Stich gelassen , weil wir ja offiziell an keinen Krieg teilnehmen wollen.
Für mich ( 58 , ehemaliger Zeitsoldat ( Z2) aber im Herzen Pazfist) ergibt sich daraus eine logische Konsequenz: Entweder kurzfristige Niederschlagung der Taliban mit allen Mitteln ( d.h. Krieg ohne wenn und aber! ) und erst danach weiterer Invest in zivile Hilfsprojekte oder sofortiger Rückzug aus diesem Abenteuer ohne das Leben unserer Soldaten weiter aufs Spiel zu setzen.
Mir sind die Konsequenzen beider Entscheidungsvarianten bewußt , aber je länger wir warten umso schlimmer wird es werden!
Wie ist Ihr Kenntnisstand zu obigen Informationen der Time ? Welche Konsequenzen ergeben sich aus Ihrer Sicht?

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Richter,

es ist nicht zu leugnen, dass die Taliban Ihre Aktivitäten überwiegend aus Drogengeldern finanzieren. Auch die von Ihnen angesprochene Korruption im Land ist eines der größten Probleme beim Wiederaufbau Afghanistans.

Ihre zwei dargestellten Konsequenzen, kurzfristige Niederschlagung der Taliban mit allen Mitteln und erst dann wieder Einsatz ziviler Hilfsmittel oder kompletter Abzug der ISAF-Truppen vermag ich dennoch nicht zu teilen.

Es geht in Afghanistan darum, in einem schwierigen regionalen Umfeld die Lebensbedingungen der Bevölkerung zu verbessern und die seit 2001 er­reichte institutionelle und gesellschaftliche Entwicklung fortzusetzen und abzusichern. Wir wollen Regierung und Bevölkerung dabei helfen, einen Staat zu errichten, der mittels ef­fektiver Sicherheits- und Justizorgane in der Lage ist, sich erfolgreich selbst gegen die (noch) bestehenden Herausforderungen durch Terrorismus und organisierte Kriminalität zur Wehr zu setzen.

Meiner Überzeugung nach, sind die Probleme in Afghanistan nicht durch mehr Truppen zu lösen. Wir müssen unsere Anstrengungen bei der Polizeiausbildung und der Streitkräfteausbildung verstärken und vor allem den zivilen Wiederaufbau noch mehr unterstützen.

Der Aufbau effektiver selbsttragender afghanischer Sicherheitsstrukturen ist _die_ wichtigste Voraussetzung für die Reduzierung und schließlich den Abzug der internationalen Truppen.

Dies betont auch Frank-Walter Steinmeier in seinen 10-Punkte-Plan für Afghanistan, den Sie auf meiner Homepage http://www.rainer-arnold.de finden können. Den dort dargestellten Weg halte ich für den besseren.

Mit freundlichen Grüßen

Rainer Arnold