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Frage von Gerhard G. •

Frage an Peter Müller von Gerhard G. bezüglich Bildung und Erziehung

Bildungsmisere der Jungen

Sehr geehrter Herr Müller,

seit den 80er Jahren fallen die Jungen in der Schule immer mehr hinter den Mädchen zurück. Es ist davon auszugehen, dass es im Saarland nicht wesentlich anders aussieht als im Bundesgebiet oder in Rheinland-Pfalz: betrachtet man den Anteil der Jungen und Mädchen an einem Jahrgang, so machen fast die Hälfte mehr Mädchen als Jungen Abitur; die Jungen schneiden dabei im Schnitt um eine Note schlechter ab. Die Leseleistungen hinken deutlich hinterher. Auf der anderen Seite ist der Anteil der Jungen, die keinen Schulabschluss erreichen, weit mehr als die Hälfte größer als der Anteil der Mädchen. Die Liste ließe sich fortsetzen.

Bei den unter 25-Jährigen sind im Saarland absolut und prozentual deutlich mehr junge Männer als junge Frauen arbeitslos. Allgemein ist Bildung ein wesentlicher Schlüssel für Aufstieg und den Spielraum für die eigene Lebensplanung.

Es liegt nahe, die Erfolge der Mädchen mit der seit den 70er Jahren praktizierten nachhaltigen Mädchenförderung in Verbindung zu bringen, die auch heute eine weit größere Dimension besitzt als die nur ganz vereinzelt anzutreffende Jungenförderung. Erst im November 2008 verkündete Bildungsministerin Kramp-Karrenbauer, dass Mädchen in Mathematik gefördert werden sollten. Von Förderung der Lesekompetenz für Jungen war keine Rede.

Wie sehen Sie die weitere Entwicklung der Bildungssituation der Jungen, welche Maßnahmen betrachten Sie als notwendig, für welche Maßnahmen werden Sie konkret eintreten und auf welche Weise beabsichtigen Sie das zu tun?

Vielen Dank.

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Antwort von
NPD

Sehr geehrter Herr Groß,

vielen Dank für Ihre Mail, in der Sie auf ein Problem hinweisen, das nicht nur durch die Befunde der PISA-Studie zunehmend in den Blick der Öffentlichkeit gerät. In der Tat belegen aktuelle wissenschaftliche Untersuchungen, dass Jungen im allgemeinbildenden Schulwesen im Sinne eines statistisch erwiesenen geringeren Schulerfolgs tendenziell benachteiligt sind. Der Berliner Erziehungswissenschaftler Ulf Preuss-Lausitz stellt bereits 2005 sogar eine Zuspitzung der Misserfolgsgeschichte von Jungen fest. Gleichzeitig jedoch plädiert er auch für eine Problemsicht, die die gesellschaftlichen Relevanz dieser Benachteiligung in den Mittelpunkt stellt: „Trotz des durchschnittlich geringeren Schulerfolgs von Jungen muss aber festgehalten werden: Es handelt sich um das Versagen einer, allerdings wachsenden, Minderheit. Auch unter den Jungen ist der Anteil jener, die im Vergleich zu ihren Vätern und ... Großvätern eine höhere Schulbildung und Ausbildung erreichen gewachsen. ... Wir müssen also nicht über alle Jungen, sondern über eine allerdings beachtliche und wachsende Minderheit reden.“

Die im Bereich des Kultusministeriums umgesetzten Maßnahmen zielen daher darauf ab, Jungen und Mädchen dabei zu unterstützen, ihre persönlichen Stärken weiterzuentwickeln und Schwächen abzubauen. Im Sinne des Gender-Mainstreaming-Ansatzes soll dabei die Fixierung auf die traditionelle Geschlechtsrolle vermindert werden, um zu einem flexibleren Verständnis der jeweiligen Geschlechterrolle zu kommen. Initiativen, die insbesondere auch die Situation von Jungen im Blick haben, betreffen vor allem die Themenbereiche „Gesundheit, „Erziehung und Unterricht, „Gewaltprävention und „Übergang Schule - Beruf. Im Folgenden sind die wichtigsten Maßnahmen kurz dargestellt:

Gesundheit:
Schulische Gesundheitserziehung hat die Verbesserung der Gesundheit im Sinne der Ottawa-Charta zum Ziel. Dazu gehört auch die Förderung der Entwicklung von Persönlichkeit und sozialen Fähigkeiten bei Mädchen und Jungen durch Information, gesundheitsbezogene Bildung sowie die Verbesserung sozialer Kompetenzen und lebenspraktischer Fertigkeiten.

Im Bereich der Suchtprävention stellt die geschlechtsspezifische Prävention ebenfalls ein wichtiges Handlungsfeld dar (vgl. „Richtlinien zur Suchtprävention an den Schulen des Saarlandes, in Kraft gesetzt durch den Erlass vom 9. Juli 1994, GMBl. Saar 1994, S. 386). Um eine "typisch weibliche" und "typisch männliche" Sozialisation aufzubrechen bzw. zumindest nicht zu fördern sollen Lehrerinnen und Lehrer z.B. darauf achten, eine Zuweisung "typisch weiblicher" und "typisch männlicher" Aufgaben sowohl im Schulalltag als auch im Unterricht (z.B. im Fach Arbeitslehre) zu ver-meiden. Sie sollen darüber hinaus bei gegebenem Anlass auf geschlechtstypisches Rollenverhalten und Geschlechtsrollenzuweisungen aufmerksam machen und auch Gelegenheit bieten, diese Problematik zu diskutieren. Durch gezielte Methoden, z.B. Pantomime, Körper- und Rollenspiele sowie durch das Verhalten der Lehrerinnen und Lehrer in Situationen des Schulalltags sollten Jun-gen ermutigt werden, Gefühle wie z.B. Trauer, Angst und Schwäche zu zeigen sowie auf die Ge-fühle ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler einzugehen.

Geschlechtsspezifische Suchtprävention setzt voraus, dass die Lehrerinnen und Lehrer sich selbst kritisch mit der eigenen Geschlechtsrolle und den eigenen typisch männlichen bzw. weiblichen Anteilen auseinandersetzen. Sie sollten auch ihr Verhalten gegenüber Schülerinnen und Schülern überprüfen, um Benachteiligungen zu erkennen.

Um einen geschützten Rahmen zu schaffen, in dem z.B. geschlechtsspezifische Probleme offen angesprochen werden können, kann es zeitweise notwendig werden, in geschlechtsspezifischen Gruppen zu arbeiten. Diese Möglichkeit besteht darüber hinaus auch für den Bereich der Sexualerziehung.

Erziehung und Unterricht:
Primärpräventive Programme wie „Kindergarten plus, „Klasse2000 oder „Erwachsen werden die in Kindergärten, Grundschulen und weiterführenden Schulen eingesetzt werden, basieren auf dem pädagogischen Ansatz der „Life-Skills-Erziehung und berücksichtigen die besonderen Bedürfnisse beider Geschlechter in angemessener Weise.

Gewaltprävention:
In der Lehrerfortbildung werden regelmäßig Veranstaltungen zum Umgang mit Grenzüberschreitungen und Gewalt in der Schule angeboten. Dazu gehören z.B. Fragestellungen zur Auseinandersetzung mit den Hintergründen aggressiven Verhaltens und die Erarbeitung von Möglichkeiten, auf dieses Verhalten angemessen zu reagieren, die Anleitung von Lehrkräften, in Konflikt- und Bedrohungssituationen gewaltfrei und im Sinne einer konstruktiven Konfliktlösung zu reagieren, die Vermittlung von Modellen der gewaltfreien Kommunikation oder die Einführung in das das dem Tat-Ausgleich zugrunde liegende pädagogisch-psychologische Konzept.

Die LPM-Beratungsstelle Gewaltprävention unterstützt die Lehrerinnen und Lehrer darüber hinaus durch Information und Beratung z.B. zu Interventions- und Präventionsmaßnahmen oder zur Einführung und Umsetzung von Regeln im Unterricht.

Das Erlebnispädagogische Zentrum-Saar bietet Maßnahmen zur pädagogischen und therapeutischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen Kindern und Jugendlichen in Schulen, Jugendhilfeeinrichtungen und Vereinen an. Dabei ist die persönliche Grenzerfahrung und das Überschreiten dieser vermeintlichen Grenze ein anzustrebendes Ziel. So können für die Teilnehmer neue Perspektiven und Ansätze entstehen, ungute Gewohnheiten zu überdenken und Lebenssituationen zu gestalten.

Übergang Schule - Beruf
Die Initiative „Du schaffst das! des Kultusministeriums und der Bundesagentur für Arbeit ist auf drei Jahre angelegt. Schüler mit besonderem Förderbedarf erhalten dabei eine individuelle Förderung und Begleitung im Rahmen der vertieften Berufsorientierung und Berufsvorbereitung. Verstärkte Praxisorientierung, ergänzende sozialpädagogische Betreuung, Maßnahmen zur Persönlichkeitsstabilisierung und Steigerung der sozialen Kompetenzen sind Merkmale des Projektes.

In der am 24.11.08 unterzeichneten Rahmenvereinbarung zwischen der Bundesagentur für Arbeit, und dem Saarland über die Zusammenarbeit von Schule und Berufsberatung im Bereich der Berufs- und Studienorientierung im Saarland ist festgelegt, dass „insbesondere der Gleichstellung der Geschlechter...eine hohe Bedeutung beizumessen ist. „Mit dem Ziel, das Berufsspektrum von Mädchen und Jungen um traditionell geschlechtsuntypische Berufe zu erweitern, sollen der so genannte MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) bei Mädchen und Berufe im sozialpflegerischen Bereich bei Jungen verstärkt berücksichtigt werden.

Der jährlich im April durchgeführte „Girls Day wird dazu genutzt, in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk „Neue Wege für Jungs parallel auch für Jungen geschlechtsbezogene Angebote zur Berufs- und Lebensplanung anzubieten.

Fortbildung:
In Kooperation mit der Fachstelle Jungenarbeit Rheinland-Pfalz/Saarland Fachstelle „Jungenarbeit des Paritätischen Bildungswerkes bieten das Landesjugendamt Saarland bzw. das Landesinstitut für Pädagogik und Medien (LPM) Seminare und Fortbildungsveranstaltungen zur Förderung einer geschlechterbewussten Arbeit mit Jungen in Kinderbetreuungseinrichtungen bzw. Schulen an. Themen sind z.B. "Erwünscht belächelt verdächtigt. Männer in der Kindertagesstätte. Arbeitsbedingungen, Erwartungen und berufliche Rolle.", "Als Frau mit Jungen und männlichen Jugendlichen arbeiten", "Geschlechtsbewusste Jungenarbeit - Konfrontative Pädagogik. Ansätze in der Arbeit mit gewalttätigen und gewaltbereiten männlichen Jugendlichen" oder "Früh übt sich...": Gendersensible Pädagogik in der Freiwilligen Ganztagsschule - Mädchenarbeit/Jungenarbeit"