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Patricia Lips
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Frage von Andreas R. •

Frage an Patricia Lips von Andreas R. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrte Frau Lips,

"Deutschland ist ein Bildungsland" und "frühkindliche Bildung ist für den Bildungserfolg entscheidend" -- zwei eigentlich allgemeinbekannte Parolen. Dennoch verhindern Bildungsföderalismus und Sparzwänge die Aufwertung von Kindergärten. Scheindebatten wie die Diskussion um eine "Herdprämie" tun ihr Übriges.

Jedoch müssten die Aufwertung frühkindlicher Bildung und von Bildung ganz allgemein eigentlich auf der Prioritätenliste jeder Partei weit oben stehen -- auf einer "Agenda 2020". Doch Deutschland gehört zu den sehr wenigen EU-Staaten, wo die Ausbildung von Kindergärtnern nicht akademisch stattfindet. Statt komplexe Sachverhalte wie Architektur oder Naturwissenschaften altersgerecht zu erlernen wie etwa in Schweden, beschränken sich Kindergärten in Deutschland darauf, bunte Bilder ausschneiden zu lassen und Kirchenlieder im Halbkreis zu singen.

In Österreich hat die ÖVP gerade die Diskussion eröffnet, den Beruf der Kindergärtnerin auf ein akademisches Niveau zu bringen (Quelle: http://derstandard.at/2000005852388/MahrerDer-Beruf-der-Kindergaertnerin-soll-akademisch-werden ). Sind von Ihrer Partei bzw. vom Bildungsausschuss ähnliche Vorhaben geplant?

Mit freundlichen Grüssen
Andreas Reichhardt

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Sehr geehrter Herr Reichardt,

vielen Dank für Ihre Frage.
Ich stimme Ihnen in Ihrer Bewertung der besonderen Bedeutung der frühkindlichen Bildung voll umfänglich zu; auch mir ist eine Verstärkung der Anstrengungen wichtig. Zum Hintergrund: Erzieher/in ist eine landesrechtlich (!) geregelte schulische Aus- bzw. Weiterbildung an Fachschulen und anderen Bildungseinrichtungen. Die Aus- bzw. Weiterbildung dauert 2 bis 4 1/2 Jahre. Dabei können auch Zusatzqualifikationen erworben werden. Inzwischen werden auch an Hochschulen Bachelor-Studiengänge für Erzieher/innen angeboten.

Aus Besuchen in Kindestageseinrichtungen kann ich das hohe Niveau der dort geleisteten Arbeit nur bekräftigen. Insofern kann ich Ihrer pauschalen Forderung nach einer grundsätzlichen Akademisierung des Berufszweiges der Erzieherin/des Erziehers so nicht zustimmen. Ich möchte in diesem Zusammenhang auch allgemein zu bedenken geben, dass die Berufsausbildung in Deutschland einen sehr guten Standard besitzt, der in anderen Ländern überhaupt erst durch akademische Ausbildungsgänge erreicht wird; hier muss man also immer auch auf die Vergleichbarkeit der Qualität von Ausbildungsgängen achten. Ferner sollten wir auch nicht viele sehr qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber, die in dieser wichtigen Aufgabe ihre persönliche Berufung sehen, durch die Forderung nach akademischen Abschlüssen von diesem Berufsbild ausschließen.

Der Bund unterstützt unabhängig davon durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung verschiedene Forschungsförderungen und Maßnahmen der Länder, Träger und Kommunen bei ihren Anstrengungen in der frühkindlichen Bildung. Dazu gehören z.B. die Programme "Lesestart - Drei Meilensteine für das Lesen", "Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte" oder das "Haus der kleinen Forscher".

Sehr geehrter Herr Reichardt, ich freue mich, dass Ihnen die frühkindliche Bildung so am Herzen liegt, und hoffe, dass ich Ihnen meinen Standpunkt näher bringen konnte.

Mit freundlichen Grüßen,
Patricia Lips

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