Der Rahlstedter Wochenmarkt schrumpft immer mehr, wie kann das aufgehalten werden?
Sehr geehrter Herr Buschhüter, der Rahlstedter Wochenmarkt ist für den Stadteil wichtig und beliebt. Im Laufe des letzten Jahres haben allerdings viele Stände ihren Betrieb eingestellt. Ich finde das sehr schade, für mich verliert Rahlstedt damit wirklich ein Stück Lebensqualität. Ein bunter und vielfältiger Markt war immer ein echter Standortvorteil hier. Wie kann die Kommunalpolitik gegensteuern?
Sehr geehrte Frau Z.,
Sie sprechen ein wichtiges Thema an, dass, die Gesamtheit der von den Bezirksamt veranstalteten Wochenmärkte betreffend, aktuell auch den zuständigen Ausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft beschäftigt. Der Rahlstedter Wochenmarkt hat in diesem Herbst sein 75jähriges Bestehen gefeiert. Die Bezirksversammlung Wandsbek hat die Feierlichkeiten finanziell mit so genannten Sondermitteln unterstützt.
Die Hamburger Wochenmärkte sind ein wichtiger Baustein der regionalen und stadteilbezogenen Versorgung der Bevölkerung mit Waren des täglichen Lebens, die häufig aus eigener Erzeugung bzw. aus der Region stammen und damit ein zentraler Baustein der lokalen und einer zunehmend nachhaltigeren Wirtschaft sind. Sie sind in vielen Stadtteilen mit ihrer lebendigen Atmosphäre ein Ort des Treffens und der Begegnung von Jung und Alt und wichtige Säulen für die Belebung und des nachbarschaftlichen Miteinanders in den Stadtteilen. Für viele Kunden ist auch die persönliche Beziehung zu den Marktbeschickern und vor allem auch deren Beratung über die Herkunft, die Zubereitung oder die Lagermöglichkeit der angebotenen regionalen und saisonalen Produkte von zentraler Bedeutung. Für die Händlerinnen und Händler sowie Erzeugerinnen und Erzeuger aus Hamburg und dem Umland sind die Wochenmärkte deshalb auch eine wichtige Möglichkeit, den Verbraucherinnen und Verbrauchern am Wohnort ihre Waren und Erzeugnisse anzubieten. Diese Direktvermarktung z.B. von selbst angebautem Gemüse und Obst oder Fleischprodukten aus nachhaltiger Erzeugung ist eine wichtige Lebensgrundlage für das vor allem durch Klein- und Familienbetriebe geprägte landwirtschaftliche Gewerbe in Hamburg und Umgebung.
Damit entsprechen Wochenmärkte eigentlich voll dem Trend zur Nachhaltigkeit in Erzeugung und Verbrauch auf dem Ernährungssektor. Doch die Entwicklung der Wochenmärkte zeigt aktuell in einigen Teilen Hamburgs ein anderes Bild. Während andernorts Wochenmärkte mangels Angebot (Marktbeschicker) und Nachfrage (Kunden) bereits aufgegeben werden mussten, ist der Rahlstedter Wochenmarkt aus dem Ortskern nicht wegzudenken. Doch auch hier zeigen Lücken in den Marktreihen, dass es das ambulante Gewerbe schwer hat.
Die Gründe hierfür sind vielfältig, zum Beispiel: Begrenzte Marktzeiten in Zeiten von Online-Shopping und Lieferservice. Begrenzte Marktwaren im Vergleich zu Supermärkten mit niedrigeren Warenpreisen und Sonderangeboten. Vom Landesverband des ambulanten Gewerbes und der Schausteller werden als Gründe für die Aufgabe insbesondere der Mangel an Nachfolgern und die in letzter Zeit gestiegenen Vorschriften und Auflagen, die potenzielle Anbieter abschrecken, angeführt.
Uns ist sehr daran gelegen, die Hamburger Wochenmärkte zu stärken. Dabei scheint es mir angebracht, nicht nur die Zulassungs- und Benutzungsordnung für Wochenmärkte auf den Prüfstand zu stellen, sondern auch jeden einzelnen Wochenmarkt zu betrachten, um Stärken und Schwächen zu analysieren, und darauf aufbauend Lösungen zu entwickeln. Die Hamburgische Bürgerschaft wird dazu noch vor der Wahl Beschlüsse fassen.
Viele Grüße
Ole Thorben Buschhüter