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Olav Gutting
CDU
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Frage von Jonathan G. •

Frage an Olav Gutting von Jonathan G. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Gutting,

die Frage einer Cannabis Legalisierung hat in den letzten Monaten und Jahren immer mehr an Bedeutung im öffentlichen Diskurs gewonnen. Bis auf ihre Fraktion und die der AfD sind inzwischen alle Parteien im Bundestag offen für eine Liberalisierung.
Durch eine kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene könnten Jugend- und Gesundheitschutz endlich gewährleistet, sowie die Polizei entlastet und neue Steuereinnahmequellen erschlossen werden.
Wie stehen sie zur Thematik und was spricht in ihren Augen gegen eine Neuausrichtung ihrer Partei im Bezug auf diese Thematik?

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Groß,

vielen Dank für Ihre Eingabe vom 4. Juli dieses Jahres zum Thema Cannabis. Gerne erläutere ich Ihnen, warum die CDU/CSU-Bundestagsfraktion sich bei der Legalisierung für Vorsicht ausspricht:

Die aktuelle Forschung zeigt, dass ein regelmäßiger und häufiger Cannabiskonsum die Hirnleistung und insbesondere das Gedächtnis verschlechtern kann. Abhängig vom Konsumverhalten zeigen sich zum Teil erhebliche Beeinträchtigungen bei der Lern- und Erinnerungsleistung, aber auch negative Auswirkungen auf andere kognitive Fähigkeiten wie Aufmerksamkeit und Denkleistung. Cannabis ist ein Risikofaktor für schwere psychische Erkrankungen. Am deutlichsten ausgeprägt ist das erhöhte Krankheitsrisiko bei Psychosen. Cannabiskonsumenten erkranken in der Regel rund 2,7 Jahre früher an der psychotischen Störung und haben einen ungünstigeren Krankheitsverlauf. Unter Cannabis treten häufiger zum ersten Mal manisch-depressive Symptome auf, wie sie bei bipolaren Störungen beobachtet werden. Das Risiko hierfür ist dreimal so hoch wie bei Nichtkonsumenten. Cannabis erhöht das Risiko für Angststörungen und Depressionen.

Ein chronischer Cannabiskonsum erhöht zudem das Risiko für Atemwegserkrankungen. Es besteht ein signifikanter Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und dem Auftreten von Hodenkrebs bei jüngeren Männern, insbesondere für Mischtumore des Hodens (sogenannte NichtSeminome). Cannabiskonsum während der Schwangerschaft birgt Risiken für Mutter und Kind. Während die Schwangeren selbst ein erhöhtes Risiko für Anämien (Blutarmut) haben können, steigt durch den Cannabiskonsum die Gefahr für Entwicklungsstörungen des Fötus. Die Kinder kommen dann mit einem geringeren Geburtsgewicht zur Welt und sind öfter auf intensivmedizinische Maßnahmen angewiesen.

Menschen, die häufig Cannabis konsumieren, brechen öfter die Schule ab, besuchen seltener eine Universität und haben seltener akademische Abschlüsse als ihre nicht konsumierenden Altersgenossen. Der geringere Bildungserfolg zeigt sich vor allem, wenn Jugendliche über Jahre hinweg viel Cannabis konsumieren und schon vor dem 15. Lebensjahr damit begonnen haben.

Belastbare Zahlen gibt es ausschließlich zu Kanada. Hier hat sich im ersten Quartal nach der Legalisierung die Zahl der Erstkonsumenten fast verdoppelt. Eine erschreckend hohe Zahl, zumal Cannabis immer noch als Einstiegsdroge für „härtere“ Drogen gilt.

Ein andere Aspekt ist der Einsatz von Cannabis als medizinischen und therapeutischen Gründen. Der medizinische Nutzen wird dabei von einem Arzt überwacht und höher eingeschätzt als die Nebenwirkungen. Diese bleiben allerdings auch bei Medizinalcannabis nicht aus. Hier muss man ganz entschieden trennen zwischen Hilfe für Schmerzpatienten und anderen Cannabiskonsumenten.

Oft wird behauptet, dass eine Legalisierung von Cannabis dazu führe, dass der Schwarzmarkt verschwindet und der organisierten Kriminalität eine Finanzierungsgrundlage entzogen wird. Hierzu wurde in Kanada, wo man den Handel mit Cannabis legalisiert hat, eine Studie durchgeführt. Laut kanadischem Statistikamt kaufen mehr als zwei Drittel der Konsumenten die Droge weiterhin auf dem Schwarzmarkt. Der Grund: Der Schwarzmarkt passt sich den legalen Konkurrenzangeboten an. Die Schwarzmarktpreise sind seit der Legalisierung unter das Niveau des legalen Verkaufs gesunken, bei gleichzeitigem Anstieg des Wirkstoffgehalts. Auch Jugendliche versorgen sich weiterhin auf dem Schwarzmarkt.

Wir, in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion werden ganz genau beobachten, wie sich der Konsum, gerade in anderen Ländern, die Cannabis teilweise freigeben haben, weiter entwickeln wird. Diese Erfahrungen werden wir auswerten und in die nachfolgenden Diskussionen einfließen lassen.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Olav Gutting
Mitglied des Deutschen Bundestages
Rechtsanwalt

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