Wie stehen Sie als Grüne Vorsitzende d. Verkehrsausschusses dazu, dass der AKE - Arbeitskreis des TÜV - ohne prüfbare Grundlage alle (über 80.000) deutsche Biogas-Fahrzeuge auf einen Schlag entwertet?
Am 16.1.25 hat der AKE neue Vorgaben (K01/25) an alle deutschen Prüfstellen versendet, die fristlos auf einen Schlag alle deutschen Biogas-Fahrzeuge mit CNG-Antrieb de facto entwerten.
Verordnet wird, dass bei jedem TÜV statt der bisherigen Leck- und Sichtprüfung (die seit über 30 Jahren überall in der EU funktioniert) die gesamte CNG-Tankanlage der Fahrzeuge komplett ausgebaut werden muss, was in der Regel mit Kosten bis in den mittleren VIERSTELLIGEN Bereich verbunden ist. Auch für Neufahrzeuge! Bei JEDEM TÜV!
Dadurch werden -zigtausende deutsche Fahrer und viele Unternehmer schwer geschädigt sowie Biogas als ökologischere Alternative zum Benziner schlagartig vom Markt verbannt.
Bei VW, die beim Thema CNG in den letzten Jahren vor allem mit teuren Rückrufen für Schlagzeilen gesorgt haben, werden sicher die Sektkorken knallen.
Die völlige Intransparenz dieses Gremiums und seiner Entscheidungsfindung macht die Anfechtung der wahrscheinlichen Unverhältnismäßigkeit nahezu unmöglich.

Guten Tag Fionn B.,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Ich kann Ihre Verärgerung und Ihre Sorgen in Bezug auf die neuen TÜV-Vorgaben für CNG-Fahrzeuge nachvollziehen. Die plötzliche Einführung dieser Maßnahme ohne finanzielle Entlastungsmöglichkeiten für Fahrzeughalterinnen stellt viele umweltbewusste Fahrer*innen vor enorme Herausforderungen. Dass Menschen, die sich bewusst für eine klimafreundlichere Mobilität entschieden haben, nun mit hohen Instandhaltungskosten konfrontiert werden, halte ich für äußerst problematisch.
Die neue Vorgabe basiert auf der Erkenntnis, dass herkömmliche Sicht- und Leckprüfungen nicht mehr ausreichen, um Korrosionsschäden an CNG-Tanks zuverlässig zu erkennen. Der Korrosionsvorgang kann nach neuen Erkenntnissen deutlich schneller sein als bei der Herstellung antizipiert. Solche Schäden, insbesondere an schwer einsehbaren Stellen wie den Halterungen, können eine erhebliche Gefahr darstellen. Es gab in der Vergangenheit tatsächlich Unfälle, die auf Materialermüdung und Rost zurückzuführen waren. Aus diesem Grund wurde die Prüfanforderung verschärft.
Viele der betroffenen Fahrzeuge wurden über Jahre von großen Herstellern wie VW oder Seat produziert. Einige Hersteller haben bereits auf Probleme reagiert, Rückrufe durchgeführt oder Tanks nachgerüstet – allerdings oft nicht konsequent genug. Aus unserer Sicht muss hier auch die Verantwortung der Autohersteller stärker in den Fokus gerückt werden. Aber auch gesetzlich könnte eine einheitliche Regelung mit klaren Vorgaben zum Austausch des Tanks sinnvoll sein. In anderen Ländern wie Österreich gibt es beispielsweise klare gesetzliche Austauschfristen – ohne dass Verbraucher*innen dabei plötzlich vor unerwarteten Kosten stehen.
Wenn Biogas als umweltfreundliche Übergangstechnologie erhalten bleiben soll, brauchen wir eine Lösung, die Sicherheit gewährleistet und gleichzeitig die Instandhaltung der sich in Betrieb befindenden CNG-Fahrzeuge wirtschaftlich tragbar hält. Wir Grüne werden uns weiter mit dieser Problematik befassen und prüfen, welche politischen Möglichkeiten es gibt, um hier eine Entlastung für Verbraucher*innen zu erreichen. Es liegt in der Verantwortung der neuen Regierung, sich für eine einheitliche Regelung einzusetzen, die die Prüfung von Erdgas-Tanks planbar gestaltet und für Fahrzeughalterinnen finanziell vertretbar hält.
Gleichzeitig könnte es sich aus Sicht der Verbraucher*innen lohnen, das Thema über den Verbraucherschutz anzugehen. Sie können sich auch an die Verbraucherzentralen, Automobilclubs oder eine juristische Beratung wenden, falls es juristisch anfechtbare Punkte gibt – etwa bezüglich der plötzlichen Kostensteigerung oder der mangelnden Kulanz der Hersteller.
Mit freundlichen Grüßen
Nyke Slawik