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Nicole Maisch
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Frage von Björn Z. •

Frage an Nicole Maisch von Björn Z. bezüglich Umwelt

Sehr geehrte Frau Maisch,

Wie ich vernommen habe sprechen Sie sich für den Bau von Windkraftanlagen (WKA) im Wald aus. Sie billigen damit die Zerstörung von Sauerstoffproduzierenden und CO2 abbauenden Flächen. Kann eine Windkraftanlage Sauerstoff produzieren und gleichzeitig CO2 abbauen? Ist aber nicht eines der Ziele der Energiewende die Reduzierung von CO2?
Sie wollen aus einer derzeit nicht grundlastfähigen Energieform eine 100%tige Stromabdeckung schaffen. Also keine Atom-, Gas- und Kohlekraftwerke mehr in Deutschland.
Wie aber soll das funktionieren? Hier konnte mir noch keiner eine Antwort geben, aber vielleicht können Sie das ja.

Addieren wir doch einfach alle erneuerbaren Ennergien und kommen so auf über 100%. Genial – Aber so einfach ist das nicht. Denn wenn nachts bei Windstille die Produktion von Strom durch WKA und PVA nicht gegeben ist, müssten die restlichen erneuerbaren Energien dieses leisten. Wenn die das leisten könnten bräuchten wir gar keine WKA und PVA weil wir ja schon 100% zur Verfügung steht. Was nun? Welche Energieform deckt nun aber die Grundlast ab?

Was läuft hier nur falsch. Bevor Sie also solche Forderungen "100% aus erneuerbaren Ennergien" stellen sollten Sie erst mal die Voraussetzungen, wie Speichermöglichkeiten und Ausbau der Infrastruktur, schaffen.
Ein Haus braucht ein vernünftiges Fundament, sonst stürzt es eines Tages ein und so wird es der ganzen Energiewende gehen wenn sie nicht an die derzeitige Situation im Stromsektor angepasst wird. Deshalb keine Förderungen für WKA und PVA sowie Biogas.
Strom ist mittlerweile ein Grundbedürfnis wie Wasser und Luft mit dem man nicht spekulieren darf.

Hier meine gezielten Fragen an Sie:
- Wie wollen Sie den Strombedarf in Deutschland zu 100% aus erneuerbaren Energien realisieren?
- Wollen Sie an dem EEG so wie es ist festhalten?
- Wollen Sie Windkraftanlagen im Wald?

Mit freundlichen Grüßen
Pro Märchenland e.V.
in Vertretung Björn Zackenfels

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Zackenfels,

vielen Dank für Ihre Frage. Ihre Bürgerinitiative und ich haben uns schon über diverse Kanäle (Briefe, Mails, persönliche Treffen) ausgetauscht und das Thema Windkraft im (Reinhards-) Wald kontrovers diskutiert.

Zu 100% Erneuerbare:
Wir Grüne haben das Ziel, bis 2030 Strom zu 100 % aus Erneuerbaren Energien zu gewinnen. Deshalb setzen wir uns für den Ausbau der Erneuerbaren Energieträger, eine Effizienz-Steigerung sowie die Einsparung von Energie ein. Unser ausführliches Konzept und umfangreiches Zahlenmaterial finden Sie hier http://www.gruene-bundestag.de/themen/energie_ID_127753.html Wenn Sie sich nicht auf grüne Zahlen verlassen wollen, kann ich Ihnen auch folgende Seiten empfehlen http://www.agora-energiewende.de/ http://www.iwes.fraunhofer.de/ Ich denke, damit lassen sich Ihre Bedenken wissenschaftlich fundiert zerstreuen.

Zu Windkraft im Wald:

Die Windenergie im Binnenland spielt beim Ausbau der Erneuerbaren eine entscheidende Rolle. In Hessen geht man bei der Planung von Windenergie nach dem Ausschlussprinzip vor; d.h.; wenn einmal Windvorrangflächen ausgewiesen sind, darf außerhalb dieser Flächen keine Mühle errichtet werden. Die Ausweisung dieser Flächen ist Teil des Regionalplans. Im letzten Regionalplan waren nur 0,3% der Fläche des Planungsraums als Windvorrangflächen ausgewiesen; das ist nicht nur unter Klimaschutzgesichtspunkten zu wenig, es hatte auch vor Gericht keinen Bestand, da die Verwaltung nicht glaubhaft darlegen konnte nach welchen Kriterien sie so viele Flächen von der Windkraftnutzung ausgeschlossen hatte. Unter den Fraktionen im Landtag und in der Regionalversammlung war es Konsens, dass es deutlich mehr Windkraftnutzung in Hessen geben soll. Und natürlich muss auch Nordhessen seinen Beitrag leisten. Deshalb wollen wir versuchen, in Nordhessen 2% der Fläche für die Windkraft zur Verfügung zu stellen. Es ist ganz klar, dass Anwohner durch einen großzügigen Abstand von 1000 m von der Wohnbebauung vor Belastungen zu schützen und Naturschutz (insbesondere Vogelschutz zu achten) sind. Es ist in Nordhessen nicht möglich, ausreichend Flächen für die Nutzung der Windkraft zur Verfügung zu stellen, wenn Waldstandorte ausgenommen sind.

Zur Zukunft des EEG
Energie auch in Zukunft bezahlbar bleiben. Wenn man sich die Preisanstiege bei den fossilen Energieträgern und die gigantischen Folgekosten der Atomkatastrophe in Fukushima anschaut, ist klar, dass an den Erneuerbaren auch aus Kostengründen kein Weg vorbei führt. Leider haben Union und FDP in der Vergangenheit alles getan, um die EEG-Umlage künstlich nach oben zu treiben, um die Energiewende zu diskreditieren. Wir Grüne wollen das EEG und das Marktdesign des Strommarktes an die Bedürfnisse der Erneuerbaren anpassen. Unter anderem wollen wir kostentreibende Sonderregelungen für die Industrie zurücknehmen und die Lasten fair zwischen allen Stromverbrauchern aufteilen.

Mit freundlichen Grüßen
Nicole Maisch