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Frage von Andreas R. •

Frage an Michael Hennrich von Andreas R. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Hennrich,

da ich selbst an einer ernsthaften Erkrankung leiden musste, weiß ich, wie mühevoll es ist, Arzttermine zu erhalten. Wenn man einen hat, wird man fünf Minuten untersucht, um dann den nächsten Termin in frühestens zwei Wochen zu erhalten (nach meiner Erfahrung ist das bei alle (!) Haus-/Fachärzten so).

Statt mal wieder auf meinen nächsten Termin zu warten bin ich 2009 einfach am Samstag in die Notaufnahme eines Berliner Krankenhauses gefahren und habe meine Beschwerden deutlich dramatisiert (sonst hätte man mich auf meinen Hausarzt verwiesen), woraufhin ich dann natürlich auch untersucht wurde. Man fand tatsächlich eine ernsthafte Erkrankung (die, die ich auch gegenüber meinem Facharzt vermutet hatte) und hat mich gleich 14 Tage im Krankenhaus behalten. Jetzt bin ich genesen.

In der DDR (und heute noch in Schweden) wäre man nicht in eine Notaufnahme (ich tat es in meiner Not) gefahren, die ja für Notfälle gedacht ist, sondern in eine Poliklinik. Statt von Facharzt zu Facharzt überwiesen werden zu müssen, stets mit zweiwöchigen Pausen zwecks Terminwarterei, wird alles unter einem Dach gemacht, wie bei mir in der Klinik.

Ich zitiere für weitere Vorteile Wikipedia (Artikel Poliklinik): "Teure Apparate (z. B. Röntgengeräte) und Räume (z. B. OP) und teilweise Personal werden gemeinsam genutzt, die Verwaltung ist zentral und die angestellten Ärzte erhalten ein festes Gehalt. Dadurch werden geringere Kosten für die Krankenkassen erwartet [...]. Patienten haben bei Weiterbehandlungen und Überweisungen innerhalb der Poliklinik keinen Zeitverlust und keine langen Geh- oder Fahrtstrecken. Die festen Gehälter der Ärzte verringern den Anreiz dafür, dass die Ärzte Behandlungsmethoden nach Aspekten der Gewinnmaximierung statt nach medizinischen Aspekten auswählen."

Wird sich Ihre Partei für die Umgestaltung zu einem solchen System überreden lassen oder wird es an der Ärztelobby scheitern?

Mit freundlichen Grüßen
Andreas Reichhardt

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Reichhardt,

herzlichen Dank für Ihr Schreiben bei abgeordnetenwatch.
In der Tat sprechen Sie Missstände in der Patientenversorgung an, die auch ich für nicht hinnehmbar halte und die so nicht weiter institutionalisiert werden dürfen.
Die von Ihnen genannten Argumente sprechen ganz klar für sich. Und es gilt natürlich ein System zu schaffen, welches nachhaltig finanzierbar und patientenfreundlicher ist.
Im aktuellen Koalitionsvertrag ist zu diesem Thema festgeschrieben, dass Medizinische Versorgungszentren (also Polikliniken der neuesten Generation) zugelassen werden sollen, wenn auch unter strengen Voraussetzungen - dies wäre ja bereits ein richtiger Schritt.
Auf der anderen Seite muss man aber auch die Argumente betrachten, die gerade gegen solche medizinischen Versorgungszentren sprechen: Zum einen kennen sich Patient und Arzt meist gar nicht und sichere Diagnosen werden dadurch nicht leichter, außerdem ist die flächendeckende wohnortnahe ambulante Versorgung gefährdet.
Natürlich sind die Vertreter der unterschiedlichen Bereiche in der medizinischen Versorgung (Kassenärztliche Vereinigung, Vertreter der Krankenkassen, Krankenhausgesellschaften und viele andere) auch unterschiedlicher Auffassung zu diesem Thema. Aber dafür ist ja die Politik da, diese verschiedenen Argumente die die politische Diskussion einzubeziehen und bei den zukünftig anstehenden Entscheidungen zu berücksichtigen. Ich unterstütze die von Ihnen vorgebrachten Argumente und verbleibe

mit freundlichen Grüßen
Michael Hennrich MdB