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Martina Bunge
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Frage von Michael v. •

Frage an Martina Bunge von Michael v. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Dr. Martina Bunge,
wie ist es möglich, dass eine Frau für eine Brustamputation und anschließende Schönheitschirugie im Zuge einer Krebsvorsorge 30.000 Euro von der Krankenkasse ersetzt bekommt (siehe z. B.: http://www.bild.de/BILD/news/2009/02/10/brustkrebs/lehrerin-liess-sich-beide-brueste-amputieren.html ) und zahlreiche Bürger (zu denen auch ich gehöre) im Zuge einer Vitamin- und Mineralstoffversorgung durch Supplemente für eine effektive (und kostengünstige) Krebsvorsorge auf natürlichem Wege alles selber zahlen müssen. Erklären Sie mir bitte diesen Widerspruch bzw. diese Ungleichbehandlung.
Mit freundlichen Grüßen
Michael v. Lüttwitz

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Lüttwitz,

vielen Dank für Ihre Frage.

Für die Leser dieses Forums ist allerdings voranzustellen, dass Sie und Herr Herbert Schulz, der eine ähnliche Frage gestellt hat wie Sie, zusammen eine Internetseite zu Vitaminen und Mineralstoffen betreiben. Es ist daher wohl nicht zufällig, dass Sie beide an mich eine Frage zu einer Brustamputation und Vitaminen und Mineralstoffen stellen.

Ich möchte aus diesem Forum keinen Ort der Auseinandersetzung um Vitamine machen und keinen Ort der Darlegung der persönlichen Weltanschauung der Fragenden, sondern Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit bieten, meine Positionen zu ihren drängenden Fragen in Erfahrung zu bringen und damit meine politischen Vorstellungen transparent zu machen.

Ich möchte auch voranstellen, dass in dem Artikel, den Sie mir als Link zur Verfügung gestellt haben, kein Verweis darauf zu erkennen ist, dass es sich bei der Krankenkasse, die die Operation der Frau finanziert hat um eine gesetzliche Krankenkasse handelt. Meine Antwort kann daher nur hypothetisch darauf abzielen, ob gesetzliche Krankenkassen in einem solchen Fall Leistungen übernehmen sollten.

Grundsätzlich sollten meiner Ansicht nach die Krankenkassen auch Leistungen übernehmen, wenn es darum geht ein hohes Erkrankungsrisiko bereits im Vorfeld auszuschalten. Ich unterstütze ausdrücklich die Gesundheitsförderung und Prävention, die den Ansatz verfolgt, Erkrankungen gar nicht erst entstehen zu lassen. Meine Fraktion DIE LINKE hat dazu einen eigenen Antrag für ein Präventionsgesetz eingebracht. Gesundheitsförderung und Prävention zielt auch darauf ab, die gesunde Ernährung zu befördern. Dies ist allerdings ein schwieriges Feld, da randomisierte Langzeituntersuchungen zu den meisten Ernährungsempfehlungen fehlen. Ernährung stellt eine persönliche Aufgabe dar und die Kosten dafür sind grundsätzlich selbst zu tragen. Zu unterscheiden davon ist die medizinische Prävention, wie sie z.B. bei Impfungen Anwendung findet. Diese Maßnahme geht über die Frage des Lebensstils des Einzelnen hinaus und ist daher zu Recht bei den Krankheiten, für die die StIKo eine Empfehlung ausgesprochen hat, zu erstatten.

Ihre Frage weist in die Richtung der genetischen Diagnose und genetischer Dispositionen. Das Feld der genetischen Belastungen ist noch jung. Am 21.1.2009 fand zum Gendiagnostikgesetz eine öffentliche Anhörung im Gesundheitsausschuss statt. Wie unsere Gesellschaft zukünftig mit genetischer Diagnostik und genetischen Risiken umgehen möchte, fordert noch einen längeren Prozess der Diskussion. Dazu gehört auch die Frage, wie unsere Gesellschaft und der Einzelne mit dem Wissen aus der Gendiagnostik umgeht oder nach den Auswirkungen der Gendiagnostik auf unser Gesundheitsverständnis. Dazu kann der Fall der Brustamputation einer bis dahin "gesunden" Frau Denkanstöße bieten. In den USA kommt dies übrigens häufiger vor. Dort steht diese Möglichkeit nur Patientinnen mit gutem Einkommen zur Verfügung, da sie den Eingriff selbst bezahlen müssen. Dies bringt uns zu dem Problem der sozialen Selektion und damit in ein weiteres Themengebiet.

Ich denke Ihre Frage bietet viele Denkanstöße. Ich habe auf diese bisher auch noch keine Lösungen. Allerdings wird man der Frage nicht damit gerecht, dass man sie auf Ihre Weise zuspitzt und verkürzt.

Mit freundlichen Grüßen

Martina Bunge