Prof. Dr.-Ing. Martin Neumann MdB
Martin Neumann
FDP
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Frage von Guido F. •

Frage an Martin Neumann von Guido F. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Neumann,

ich danke Ihnen für Ihre Reaktion auf meine Anfrage, möchte aber die Gelegenheit nutzen, Unklarheiten zu beseitigen.

Warum stellen Sie zu Beginn Ihrer Ausführungen Cannabis und Heroin auf eine Stufe.
Ist Ihnen nicht bewusst, dass Cannabis und Heroin nicht miteinander vergleichbar sind?
Heroin ist wie Alkohol eine harte Droge, Cannabis hingegen lediglich eine weiche, die mit bedeutend geringeren Risiken verbunden ist (vgl. http://tinyurl.com/35rhl35 , http://tinyurl.com/3azcw6w , http://tinyurl.com/2jmp5r , http://tinyurl.com/Krumdiek ).

Im letzten Absatz schreiben Sie: "Gleichwohl gebe ich zu bedenken, dass die in der Öffentlichkeit oft geäußerte völlige Unbedenklichkeit des Hanfkonsums nicht den vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnissen entspricht. Experten warnen insbesondere, dass Cannabis immer stärker und immer giftiger wird und nicht mehr vergleichbar ist mit der Substanz der so genannten Hippie-Droge der 1970er Jahre. Der THC–Gehalt ist im Laufe der Jahre stetig gestiegen. Beispielsweise weisen Experten auf die Gefahr von schizophrenen Psychosen hin."

Diese Passage wird nahezu wörtlich von den meisten Abgeordneten der FDP angeführt, die zum Thema Cannabis befragt werden. Woher stammt dieser Textbaustein und auf welche wissenschaftlichen Arbeiten stützt sich seine Aussage?

Wie erklären Sie, dass kein bekannter Todesfall auf eine Vergiftung durch Tetrahydrocannabinol (THC), den Hauptwirkstoff der Hanfpflanze, zurückzuführen ist, und eine letale Dosis für den Menschen niemals ermittelt wurde, weil sie so hoch liegen soll, dass eine Überdosierung so gut wie ausgeschlossen ist? (vgl. http://tinyurl.com/bdk-27-schnelle )

Warum zeigte eine britische Langzeitstudie, dass Cannabiskonsum offenbar keine signifikanten Auswirkungen auf die Entwicklung von Schizophrenien und anderen Psychosen ausübt, wenn Ihre Ausführungen zutreffen? (vgl. http://tinyurl.com/34u4qm8 )

Freundliche Grüße
Guido Friedewald

Prof. Dr.-Ing. Martin Neumann MdB
Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Friedewald,

falls sich Ihnen der Eindruck aufgedrängt hat, dass in meinen Ausführungen die Wirkung von Heroin und Cannabis auf eine Stufe gestellt ist, so stelle ich hiermit klar, dass dies keinesfalls Ziel meiner Argumentation war. Weder möchte ich direkt noch indirekt die Folgen von Heroin und Cannabis miteinander vergleichen. Vielmehr war mir daran gelegen auf Ihr Schreiben bezugnehmend die Folgen des Konsums von illegalen Drogen und Alkohol aus der Verhältnismäßigkeit herauszulösen und Ihnen zu erklären, warum ich mich für ein Fortbestehen des Verbotes von Cannabis ausspreche.

Und auch wenn Sie die Gesundheitsgefahren die von Cannabis ausgehen hinter der nicht vorhandenen direkten Letalität von Cannabiskonsum verstecken, so behält die Aussage in dem zitierten Absatz doch ihre Gültigkeit. Das heutige Cannabis birgt anders als in den 1970er Jahren erhebliche Gesundheitsgefahren. So hält der Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung vom Mai 2009 fest, dass den Kräutermischungen synthetische Cannabinoide zielgerichtet zugesetzt werden. Diese synthetischen Cannabinoide, wie „JWH-018“ welches durch das Frankfurt Institut THC Pharm entdeckt wurde oder „CP-47,497“, haben eine vielfach stärkere Wirkung als das THC der Cannabispflanze. Der aktuelle Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung 2011 nennt zwei weitere synthetisch Cannabinoide („JWH-019“ und „JWH-073“) und klassifiziert diese mit Suchtpotential.

Welche Gefahren und Folgen nun konkret von den synthetischen Cannabinoiden ausgehen, zeigt der neuseeländische Wissenschaftler Every-Palmer auf. In seiner Studie widmete er sich dem synthetischen Cannabinoid „JHW-018“, welches seiner Untersuchung nach das Risiko für Psychosen eindeutig erhöht (Every-Palmer: Synthetic cannabinoid JWH-018 and psychosis: An explorative study. Drug Alcohol Depend. 2011.). Andere Studien aus den USA, Kanada oder den Niederlanden kommen zu ähnlichen wissenschaftlichen Erkenntnissen. So weist die 10-Jahres-Langzeitstudie eines niederländisch-deutschen Forscherteams nach, dass auch schon Cannabiskonsum eine Ursache von Psychosen sein kann und bei anhaltendem Konsum sogar die psychotischen Symptome verfestigt. Dass Cannabis nicht die alleinige Ursache, sondern vielmehr ein Faktor im Geflecht dieses komplexen Krankheitsbildes ist, steht meiner Meinung nach in der Wissenschaft außer Frage. Welche weiteren Folgen Cannabiskonsum hat, ist in einzelnen Berichten zu Studien und wissenschaftlichen Erkenntnisse auf der Internetseite www.drugcom.de nachzulesen.

Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr.-Ing. Martin Neumann