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Marc Doll
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Frage von Sascha R. •

Frage an Marc Doll von Sascha R. bezüglich Wirtschaft

Lieber Herr Doll,

ich bin für Marktwirtschaft und freien Wettbewerb. Dazu gehört für mich, daß der Staat seiner Aufgabe nachkommt, den Markt zu erhalten, indem er Oligopole hart bekämpft und die Wahlfreiheit der Konsumenten schützt.

Im Bereich der Computersoftware ist durch Verträge zwischen Herstellern von Hardware und Firmen wie Microsoft und Apple eine Situation entstanden, in der den meisten Verbrauchern und Unternehmen nichts anderes übrig bleibt, als entweder Apple oder Microsoft zu nutzen (bei Saturn/Media z.B. gibt es keine Computer ohne vorinstalliertes Betriebssystem mehr). Das I Phone - wohl Teil der Zukunft des Computers - beschränkt die Freiheit der Eigentümer der Telefone so weit, daß ohne die Freischaltung von Apple, die nach Gutdünken und deren wirtschaftlichen Interessen erteilt wird, keine Software auf dem Rechner installiert werden darf.

Wie steht die Freiheit zu freier Software? Wären Sie dafür, Softwarepatente abzuschaffen, an den Schulen und in Behörden das freie Betriebssystem GNU / Linux einzusetzen (wie z.B. bei der Assemblée Nationale oder der französ. Gendarmerie) und zu unterrichten? Wie stehen Sie zu den Zielen der Free Software Foundation (fsf.org)?

Herzliche Grüße und viel Glück bei den Wahlen

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Antwort von
DIE FREIHEIT

Sehr geehrter Herr Rehberg,

grundsätzlich bin ich der Meinung, dass sich der Markt selbst reguliert. Wir sehen dies bei Erfolgen von Open Source Produkten wie Mozilla Firefox oder Google Chrome, wo der Code jedermann zugänglich ist und daraus eine Menge hilfreicher Plug-Ins entstehen, welche die Attraktivität des Produkts steigern. Produkte wie Open Office sind jedermann zugänglich und ich könnte mir vorstellen, dass viele Leute, die die neuen .docx Files mit ihrer älteren Office-Version nicht öffnen können, zu Open Office greifen anstatt ins Microsoft-Regal und 200 Euro ausgeben. Wer MS Office dennoch besser findet, kann es sich leisten.

Monopole sind zu vermeiden und ich denke, die EU nimmt diese Aufgabe deutlich wahr. Ich erinnere mich noch an die Zeit, als CD-Brenner noch unterschiedlich mit + und - brannten oder der Entscheidungszwang zwischen HDD und Blueray. In beiden Fällen hat sich auf unterschiedlichem Weg eine Lösung gefunden.

Die Frage, ob Schulen mit Open Source Produkten ausgestattet werden sollen ist für mich lediglich unter dem Aspekt der Kostenersparnis relevant, da hier immerhin Steuergelder verwendet werden. Bei Behörden würde ich den Aspekt der Effizienz dazu holen.

Zur Patentfrage. Sofern ich das verstanden habe, besteht die Möglichkeit zum Schutz des Quellcodes weiterhin, es sollen lediglich Programmierschleifen nicht patentiert werden können, um die freie Entwicklung und damit den Fortschritt nicht zu behindern. Grund dazu ist das technische Argument, dass bei einem fertigen Programm so viele Einflüsse inbegriffen sind, dass die Frage nach dem Besitzrecht kaum geklärt werden kann, sowie das wirtschaftliche Argument, dass große Firmen Hunderte an Patenten einkaufen und damit einen Großteil der Programmiermöglichkeiten verbauen. Bei diesem Hintergrund klingt die Forderung der FSF vernünftig. Allerdings muss ich zugeben, dass dies nicht mein Gebiet ist und es mir an dieser Stelle mit den Patenten zu sehr in die Tiefe geht, als dass ich kompetent mitreden könnte. Ich habe die Seite der FSFE durchgelesen und einen Eindruck erhalten. Ich gehöre aber nicht zu der Art Politiker, die sich anmaßt, zu jedem Thema eine Stellung zu beziehen, ohne davon eine fundierte Ahnung zu haben, wie es so viele Politiker täglich vormachen, wenn es um andere Themen geht. Schließlich geht es nicht darum, einfach irgendwie mitgeredet zu haben, sondern für unser Land die beste Lösung auf jedem Gebiet zu finden.

Viele Grüße
Marc Doll