Frage an Manfred Weretecki von Sebastian S. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrter Weretecki,
vorab möchte ich Sie erstmal aus einem ihrer Beiträge zitieren:
„In den vorherigen Mails sprachen ich auch nicht davon langfristig mehr Schulden zu machen sondern nur kurzfristig, im Zusammenhang mit Steuermehreinnahen durch Umverteilung, muss die Wirtschaft angekurbelt werden.“
Genau das ist der Denkfehler den Sie und die Linkspartei meines Erachtens machen. Wie Herr Holl bereits sagte, geht dieser Ansatz nach Herrn Keynes nicht mehr, um genau zu sein funktionierte er meines Wissens erst einmal und zwar in den Vereinigten Staaten in der Zeit nach der Weltwirtschaftskrise unter Präsident Roosevelt (und selbst da war er nur für einen kleinen Teil des Aufschwungs verantwortlich).
Von der Theorie hört sich der Ansatz ihrer Partei zwar logisch korrekt an, jedoch scheitert er an der Realität. Sie leiten die Steuereinnahmen in die Unternehmen um und gehen davon aus, dass das Geld in Deutschland reinvestiert wird, wodurch die Wirtschaft angekurbelt wird. Allerdings leben wir in der Zeit der Globalisierung und man hat keine Garantie dafür, dass das Geld welches sie den Firmen geben, auch in Deutschland bleibt bzw. dass der deutsche Binnenmarkt davon profitiert. Ist dies der Fall, wird die Wirtschaft nicht angekurbelt (und es gibt noch einige andere Situationen die den gleichen Effekt verursachen) und so steigt beispielsweise der Konsum nicht an, der unter Anderem dazu da ist, die temporäre Verschuldung abzubauen (was bei der Theorie von Keynes, auf die sie sich ja berufen, eine notwendige Bedingung ist). Demnach würde die Verschuldung nicht abgebaut werden sondern Deutschland würde sich weiter verschulden. Und eine weitere Verschuldung führt meiner Meinung nach nicht dazu, dass Arbeitslosenproblem zu erleichtern (was sie als wichtigstes Problem bezeichnen), geschweige denn die soziale Situation der Menschen in Deutschland.
Wie will die Linkspartei in Zeiten der Globalisierung garantieren, dass das Geld in Deutschland bleibt?
Sehr geehrter Herr Schulz
Ich bin erstaunt das sie genau wissen was in der Wirtschaft funktioniert. Woher wissen sie das unser Ansatz in der Realität scheitert ? Das einzige was wir alle definitiv wissen ist, das die Steuergeschenke, an Unternehmer und Reiche, die Herr Schröder und davor schon Herr Kohl gemacht haben, keine Arbeitsplätze gebracht haben. Ich denke das können auch sie nicht bestreiten. Sie sagen wir leiten das Geld in die Unternehmen um und gehen davon aus, dass das Geld in Deutschland reinvestiert wird, wodurch die Wirtschaft angekurbelt wird. Genau das sagen wir nicht, sondern der normale Bürger braucht mehr Geld in der Tasche, damit er wieder Handwerker bestellen kann usw., das geht nicht wenn man arbeitslos ist oder zu wenig verdient.
Die Globalisierung die sie als Gefahr ansehen, sehen wir nicht so, wodurch wird Deutschland immer wieder Exportweltmeister?
Glauben sie nicht auch dass dies an der Globalisierung liegen könnte. Wieso hatten wir 2004 ca. 100 Mrd Überschuss aus dem Export gegenüber dem Import ? Das drohen mit Abwanderungen zielt oft nur darauf ab, Arbeitnehmer unter Druck zu setzen.
So leicht wie viele Glauben ist es nämlich auch nicht im Ausland zu produzieren, die Infrastruktur und Produktivität in unserem Land muss erst mal überboten werden.
Garantieren kann ihnen keiner das die Unternehmer im Land bleiben, nur wenn der Markt für das Produkt hier im Land ist, bringt es auch nichts, wenn ich im Ausland produziere und es hier keiner mehr kaufen kann. Sie kennen doch den Spruch: "Autos kaufen keine Autos" und da ist viel Wahrheit dran.
Das Problem der Neuverschuldung will ich auch noch mal erklären, wenn ich also der öffentlichen Hand mehr Finanzen gebe, damit sie notwendige Reparaturen an Straßen, Schulen usw. durchführen kann, muß der Handwerker Leute einstellen, die waren vorher arbeitslos, also spart der Staat das Arbeitslosengeld, somit kommt das Geld für die Schulden quasi direkt wieder rein.
Das war jetzt sicher ein vereinfachtes Beispiel, ist aber sicherlich verständlicher als wenn ich mit den Theorien von Keynes usw. arbeite.
Ich hoffe ich konnte ihre Frage beantworten ?
Gruß Manfred Weretecki
Weitere Fragen an Manfred Weretecki
Sehr geehrter Herr Lehmann,
vielen Dank für Ihre Anfrage und Ihr Interesse an meinen politischen Positionen.
Hallo Herr Müller,
Ich befürworte die Cannabispolitik der Bundesregierung nicht, wir streben eine eher liberalere Cannabispolitik an.
Sehr geehrte Frau Müller,
das haben sie jetzt aber grundsätzlich falsch verstanden.
Sehr geehrter Herr Holl,