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Lutz Knopek
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Frage von Ulrich Dr. Cramer von C. •

Frage an Lutz Knopek von Ulrich Dr. Cramer von C. bezüglich Umwelt

Lieber Herr Dr. Knopek,
es hat mich sehr gefreut, dass der Generalsekretär der FDP, Christian Lindner, angeregt hat, die acht ältesten Kernkraftwerke wohl auf Dauer abzuschalten. Es war nämlich der Hauptgrund, weshalb ich aus der FDP ausgetreten bin, dass bei der FDP - es ist ja kein Geheimnis - meistens nur Argumente gesucht wurden, wie der Umweltschutz kleingehalten werden kann. Das konnte ich als Naturwissenschaftler von meinem Standpunkt her nicht mitmachen. Ich war ja stets der Meinung, dass die FDP auch das Thema "Umweltschutz" sensibler handhaben sollte. In einem Land, wo es den meisten Leuten gut geht, reicht es eben nicht, das Thema "Wirtschaft" so, wie es die FDP tat, in den Vordergrund zu stellen. Vielen Menschen geht es materiell so gut, dass für sie auch die Lebensqualität wichtig ist. Sie sind dann z.B. gegen "Stuttgart 21", weil sie u.a. den jahrelangen Baulärm nicht ertragen wollen. Ich weiß, es ist nicht der einzige Grund, aber Lebensqualität ist heutzutage ein wichtiger Faktor. Man fürchtet Kernkraftwerke, obwohl beim Abschalten sicherlich die Energiepreise steigen.
Das ist meine Meinung. Es wäre interessant zu erfahren, wie Ihre Meinung nach dem Debakel in Fukushima und den Wahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz jetzt ist.

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Dr. Cramer von Clausbruch,

nach den Ereignissen in Japan bin auch ich der Auffassung, dass der Umbau der Energieversorgung sehr viel schneller kommen muss, als noch vor wenigen Monaten im Energiekonzept beschrieben. Ein Ausstieg aus der Atomenergie kann jedoch nur unter der Voraussetzung dreier Punkte geschehen.

Erstens muss ein zügiger Netzausbau sichergestellt werden, damit die erneuerbaren Energien zu den Verbrauchern und vor allem zu den industriellen Zentren Deutschlands gelangen können. Dabei wird den intelligenten Netzen nach und nach die Rolle zukommen, die bisher die reinen Versorgungsnetze übernommen haben. Die Gesichtspunkte des Datenschutzes müssen bei der „Smart Grids“-Technologie allerdings unbedingt Berücksichtigung finden.

Zweitens muss der schnelle Ausbau ausreichender Speicherkapazitäten sichergestellt werden, um jederzeit eine zuverlässige Grundlastversorgung garantieren zu können. Die Partei Bündnis 90/Die Grünen darf den Bau neuer Pumpspeicherwerke, wie am Schluchsee, nicht länger blockieren.

Und drittens dürfen bereits fertiggestellte, hocheffiziente Kohlekraftwerke wie zum Beispiel Datteln nicht länger von Rot/Grün blockiert werden. Neue Kohlekraftwerke sind deutlich effizienter und emittieren weniger CO2 für dieselbe Menge an erzeugtem Strom.

Ein Übergang ins Zeitalter der Erneuerbaren Energien macht nur mit einem Netz- und Speicherkonzept Sinn, welches sich auch zeitnah realisieren lässt. Bis dato wäre es ökonomisch und ökologisch nicht vernünftig, die deutschen Kernkraftwerke sofort stillzulegen und dann ausländischen Atomstrom, etwa aus unserem Nachbarland Frankreich, zuzukaufen.

Wir Liberalen macht kein Geheimnis daraus, dass ein zügigerer Umbau unserer Energieproduktion ist weder günstig noch von heute auf morgen zu haben ist. Auch wenn die Bevölkerung, wie sie es beschreiben, durchaus bereit ist, einen teureren Strom zu bezahlen, dürfen sie nicht ignorieren, was hohe Preis für den Industriestandort Deutschland bedeutet würden.

Des weiteren möchte ich betonen, dass einzelne regenerative Energieträger sogar bei Umweltschützern kritisch diskutiert werden, wie etwa Biomasse. Nicht jede „grüne“ Energiegewinnen dient am Ende wirklich dem Umweltschutz.

Ein wesentlicher Bestandteil des Energiekonzeptes aus dem letzten Jahr ist das Ziel, die Treibhausgase bis 2050 um mindestens 90% gegenüber dem Basisjahr 1990 zu reduzieren. Ein schneller Ausstieg aus der CO2-armen Kernkraft gefährdet in meinen Augen diese Zielsetzung, da in einem Übergangszeitraum wohl verstärkt auf die grundlastfähigen Energieträger Kohle und Gas gesetzt werden muss. Zudem möchte ich davor warnen, dass sich Deutschland zu stark von Stromimporten abhängig macht.

Es zeigt sich deutlich, sehr geehrter Herr Dr. Cramer von Clausbruch, dass der Preisanstieg für Strom nicht das einzige Problem ist, auf das wir bei dem Ausstieg aus der Kernenergie stoßen werden. Die vor uns liegende Aufgabe ist komplex und vielseitig und ich hoffe, dass Deutschland diese Wende zügig und dabei gut durchdacht vollbringt und auch die Bevölkerung und Umweltschutzverbände diese bis zum Schluss mittragen.

Mit freundlichen Grüßen,

Dr. Lutz Knopek