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Kerstin Andreae
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Frage von Wolfgang S. •

Frage an Kerstin Andreae von Wolfgang S. bezüglich Verkehr

Sehr geehrte Frau Andreae,

vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben auf meine Frage ( https://www.abgeordnetenwatch.de/profile/kerstin-andreae/question/2017-08-31/288163 ) so ausführlich zu antworten. Leider gehen Sie nicht auf meine Frage ein, sondern erklären Ihr verkehrspolitisches Gesamtkonzept.

Ihre pauschale Aussage

"Unterm Strich werden durch unsere Mobilitätswende weniger und nicht mehr Autos produziert. Daher stellt sich auch nicht die Frage nach einem höheren Energiebedarf bei der Produktion."

ist unabhängig von der Frage der Antriebstechnik.

VW gibt den Verbrauch bei seinem eGolf 300km Reichweite und 12,7 kWh / 100 km Verbrauch. Das ergibt eine Kapazität von rund 300km * 12,7 kWh/100km = 38,1 kWh. Ein herkömmlicher Golf besitzt lediglich 68Wh. Die ergibt einen Faktor von 38,1kWh / 68Wh = 560. Dieser Faktor verdeutlicht die Größenordnung der notwendigen Batteriekapazität. Selbst wenn man von großen technologischen Fortschritten berücksichtig, ist davon auszugehen, dass eFahrzeuge ein vielfaches an Batteriekapazität benötigen, verglichen mit herkömmlicher/heutiger Fahrzeugtechnik.

Daher noch mal meine Frage zur favorisierten Elektromobilität. Wie sieht die Ökobilanz bei Elektroautos, einschließlich Rohstoffgewinnung, Betrieb und Entsorgung der Batterien aus. Sind überhaupt ausreichend Rohstoffe vorhanden. Hinzufügen möchte ich noch die Frage nach den Arbeits- und Umweltschutzbedinungen der Länder, in welchen Rohstoffgewinnung, Produktion und Entsorgung stattfinden wird,

Über ein konkrete Antwort auf meine Frage würde ich mich freuen,
mit freundlichen Grüßen,
W. S.

Quellenangaben:
eGolfAngaben zu Reichweite und Verbrauch:
https://www.volkswagen.de/content/dam/vw-ngw/vw_pkw/importers/de/dialogcenter/brochures/golf-bq/golf-e-katalog.pdf/_jcr_content/renditions/original./golf-e-katalog.pdf

Golf: Starterbatterie: https://www.volkswagen.de/de/service-zubehoer/teile/batterie.html?wcmmode=disa_1.)%22%27%60--.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr S.,

E-Autos haben eine deutlich bessere Öko- und Klimabilanz als Autos mit Verbrennungsmotoren. Das belegen Untersuchungen des österreichischen Umweltbundesamtes und des Swedish Environmental Research Institute. Laut Aussage der Forscher wird selbst beim aufwendigen Tesla S die Klimabilanz in acht Jahren ausgeglichen, beim Nissan Leaf schon nach drei Jahren. Bei dieser Berechnung ist man vom schwedischen Durchschnittsgebrauch des Treibstoffes und 12.000 km Fahrt pro Jahr ausgegangen. Durch die Verbesserungen im Strommix, Recycling und besseren Akkus wird auch dieser Bilanzvorsprung über die Lebensdauer weiter ausgebaut. Auch stellt die Studie dar, dass der Rohstoffabbau nur eine geringe Rolle bei der Klimagasproduktion spielt.

Zum gleichen Ergebnis kommt das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt in einer großen Studie. Fazit: „So weist die Nutzung elektrifizierter Antriebe im Vergleich zu konventionellen Antrieben bei alleiniger Betrachtung des Treibhauspotentials schon in 2010 einen ökologischen Vorteil auf“. Und dies bereits ohne Betrachtung der zusätzlichen Vorteile bei Stickoxiden und Feinstaub.

Klar ist: Durch die Produktion von Elektroautos wird es einen Austausch von Materialien geben. Einige werden vermehrt benötigt, andere kritische Rohstoffe wie Platin und Palladium werden weniger benötigt.
Und was ist mit der schmutzigen Gewinnung der notwendigen seltenen Erden? Im Fall der Elektroautos ist hier Dysprosium relevant. Tatsächlich entsteht jedoch durch die Gewinnung kein zusätzlicher Umweltschaden, da Dysprosium als Nebenprodukt bei der Extraktion von Yttrium gewonnen wird. Außerdem sind der sehr geringe Bedarf und die Wiedereinsatzmöglichkeit ein weiterer großer Vorteil.
Grundsätzlich gilt, dass es bei jeder Rohstoffgewinnung Umweltschäden gibt, auch in Deutschland. Dies gilt aber für alle Rohstoffe, seien es andere Metalle, fossile oder auch natürliche Rohstoffe. Mit der schlimmste Umweltsünder ist die Erdölproduktion. Besonders betroffen ist dabei das Meer. Deshalb fordern wir Vermeidung und Recycling und setzen uns für ökologische und soziale Verbesserungen bei der Gewinnung von Rohstoffen in Deutschland und in anderen Ländern ein.

Quellenangaben:

http://www.umweltbundesamt.at/aktuell/presse/lastnews/news2016/news_160623/

http://www.ivl.se/download/18.5922281715bdaebede9559/1496046218976/C243+The+life+cycle+energy+consumption+and+CO2+emissions+from+lithium+ion+batteries+.pdf

Mit freundlichen Grüßen

Kerstin Andreae