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Katja Keul
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Olaf S. •

Frage an Katja Keul von Olaf S. bezüglich Gesundheit

Guten Tag Frau Keul,
seit letztem Jahr habe ich (53) durch einen Schlaganfall eine Schwerbehinderung. Das bringt einige Schwierigkeiten und Kämpfe mit sich. Näheres finden sie in meinem Blog weitermitplanb.org
Im September haben wir Wähler das Wort. Um mir eine Meinung zu bilden, hätte ich folgende Frage: Welche Initiativen plant Bündnis 90/ Die Grünen insbesondere für behinderte Mitmenschen konkret in der nächsten Legislaturperiode?

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Schlenkert,

Vielen Dank für Ihre Anfrage vom 1.5.2021. Behinderte Menschen sollen selbstbestimmt und gemeinsam mit nichtbehinderten Menschen leben, lernen, arbeiten und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Das ist noch zu selten der Fall. Eine inklusive Gesellschaft ist für uns deshalb ein wichtiges Ziel. Und zwar in allen Lebensbereichen – von der Schulen bis hin zum Sportstadion oder Theater. Eine inklusive Gesellschaft passt sich immer wieder neu den Bedürfnissen der Menschen an, statt darauf zu warten, dass sich die Menschen den einmal geschaffenen Strukturen anpassen. Deshalb profitieren Alle, nicht nur Menschen mit Behinderungen.

Das wollen wir u.a. durch diese Maßnahmen erreichen:

Betreiber von Geschäften, kommerziellen Websites, Gaststätten, Hotels, Kinos usw. werden wir mit einem Barrierefreiheits-Gesetz verpflichten, innerhalb eines realistischen Zeitraums Barrieren abzubauen. Sowohl die angebotenen Waren und Dienstleistungen als auch die Orte, an denen sie angeboten werden, müssen barrierefrei werden. Dort, wo das (noch) nicht möglich ist, sollen die Betreiber ihre Angebote im Rahmen des Möglichen auf anderen Wegen zugänglich machen („angemessene Vorkehrungen“ treffen), etwa durch mobile Rampen oder Bring-Dienste.

In einer inklusiv gestalteten Welt erhalten behinderte Menschen die Assistenz, Hilfsmittel und andere Formen der Unterstützung, die sie benötigen. Wir wollen allen Menschen mit Behinderungen, die auf Teilhabeleistungen angewiesen sind, ein uneingeschränktes Wunsch- und Wahlrecht bei der Leistungsgestaltung garantieren. Die Leistungen müssen sich am Bedarf der behinderten Menschen orientieren. Leistungen zur Teilhabe müssen unabhängig von Einkommen und Vermögen erbracht werden. Wir wollen darüber hinaus, dass Wohnviertel inklusiv werden, um Alternativen zu den heutigen stationären Einrichtungen (z.B. Wohnheimen) zu stärken. Das bedeutet, dass mehr Wohnungen, Geschäfte und andere Orte, wo Menschen leben und Zeit verbringen, für alle nutzbar werden müssen.

Wir wollen den Arbeitsmarkt inklusiv gestalten. Jedem behinderten Menschen sollen Wege zur Teilhabe am Arbeitsleben offenstehen. Dafür sollen Arbeitsplätze an die Fähigkeiten und Bedürfnisse der Menschen mit Behinderungen angepasst werden. Menschen, die in Werkstätten für behinderte Menschen arbeiten, wollen wir den Übergang auf den ersten Arbeitsmarkt erleichtern, etwa durch eine Verbesserung des „Budget für Arbeit“ (dauerhafter Lohnzuschuss). Wir wollen Arbeitgeber, die behinderte Menschen beschäftigen, einfacher und transparenter fördern. Große Arbeitgeber, die deutlich weniger behinderte Menschen beschäftigen, als vorgeschrieben, sollen eine höhere Ausgleichsabgabe als bisher zahlen. Die Schwerbehindertenvertretungen wollen wir stärken.

Wir wollen Schulen, in denen behinderte und nicht behinderte Kinder zusammen lernen und jedes Kind gemäß seinen Bedürfnissen und Talenten gefördert wird. Der Bund soll die Länder dabei unterstützen, Schulen inklusiv zu gestalten. Hier können Sie noch unseren Grünen Antrag "Selbstbestimmung und Teilhabe ermöglichen - Barrierefreiheit umfassend umsetzen" nachlesen: https://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/246/1924633.pdf

Mit freundlichen Grüßen

Katja Keul

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