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Frage von Bernhard R. •

Frage an Karl Diller von Bernhard R. bezüglich Verkehr

Sehr geehrter Herr Diller,
mit einigem Befremden habe ich Ihre Einlassungen zum Thema "Reaktivierung der Hunsrückbahn" zu Kenntnis genommen. Ich muss sagen, ich verstehe Ihre ablehnende Haltung zu diesem Vorhaben nicht.
Sicher ist es kein Pappenstiel, wenn für die Reaktivierung bzw. Ermöglichung des Fahrbetriebs für die nächsten 10 Jahre insgesamt etwa 3-4 Millionen Euro in die Hand genommen werden müssen. Die an die Strecke angrenzenden Gemeinden und Verbandsgemeinde stehen hier völlig konträr zu Ihrer Meinung und wollen diese Reaktivierung! Und sie wollen auch Gelder dafür bereitstellen, Gelder, die diese Gemeindevertreter gut aufgehoben sehen. Es geht darum, eine Infrastruktur wieder zu nutzen, die schon immer als umweltfreundlich galt und gilt. Auf dieser Strecke soll ja nicht nur Museumsverkehr stattfinden (man braucht sich nur in anderen Gegenden umzuschauen, um zu sehen, dass solche Bahnen ein enormer Gewinn für den Tourismus sind), sondern es soll auch wieder Güterverkehr stattfinden. An dieser Trasse liegen große bzw. sehr große Sägewerke, deren Holz mühsam per LKW angeliefert werden muss. Alleine diesen (nicht unerheblichen) Verkehr auf die Schiene zu verlagern, würde die Straße entlasten! Weiterhin wäre die Anlieferung des Kerosins für den Flugplatz Frankfurt-Hahn per Bahn möglich. Auch weitere Industriebetriebe könnten davon profitieren (z. B. Hochwaldwerke Thalfang).

Diese Bahn kann einiges beitragen, um den LKW-Verkehr von der Hunsrück-Höhenstraße, und den angrenzenden Zubringern, fern zu halten bzw. zu verringern.

Warum sprechen Sie immer von einem Millionengrab im Zusammenhang mit der Reaktivierung?
Warum ist der Vierspurige Ausbau der Hunsrückhöhenstraße kein Millionengrab?
Warum dürfen hier 100 Millionen Euro verbuddelt werden? Warum darf hier die Landschaft massiv geschädigt werden?

Auf welche Seite stehen Sie eigentlich?
Ich kann mich leider nicht des Eindrucks erwehren, dass Sie hier massiv als Lobbyist der LKW-Mafia dienen!

Bernhard Reifenberg

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Reifenberg,

meine ablehnende Haltung richtet sich prinzipiell nicht gegen eine Reaktivierung der Hunsrückbahn, sondern gegen eine Übernahme der Strecke durch Gemeinden, denen es seit Jahren sehr schwer fällt, ihren kommunalen Pflichtaufgaben finanziell nachzukommen.

Die von Ihnen genannte finanzielle Größenordnung wird hinten und vorne nicht ausreichen. Jeder Euro, den die Gemeinden für die Reaktivierung verwenden müssten, fehlt ihnen zur Erfüllung ihrer Pflichtaufgaben z.B. im Kindergartenbereich, bei den Schulen und Sporthallen, der Unterstützung der Feuerwehr, der Vereine und vieles andere mehr.

Wenn die Bürgermeister von einer 70-prozentigen Förderung durch das Land reden, dann reden sie wider besseres Wissen. Bei der Unterredung der drei Bürgermeister, der lokalen Bundes- und Landtagsabgeordneten mit Verkehrsminister Hendrik Hering - die auf Einladung meines SPD-Landtagsabgeordneten Manfred Nink aus Kenn vor etwa einem halben Jahr in Mainz stattgefunden hat - wurde den Bürgermeistern von Minister Hering unmissverständlich deutlich gemacht, dass die maximale Landesförderung bei 50 Prozent liegt.

Aus gutem Grunde sind also in der Bundesrepublik Deutschland Kommunen nicht dafür zuständig, Eisenbahnstrecken in Besitz zu nehmen, zu unterhalten und den Fahrbetrieb zu organisieren. Damit wären sie hoffnungslos überfordert.

Ihre Unterstellung, ich wäre "Lobbyist der Lkw-Mafia" weise ich als beleidigend zurück.

Ich persönlich würde sogar davon profitieren, wenn das an der Eisenbahnlinie direkt gelegene Sägewerk in Hermeskeil zu hundert Prozent die Anlieferungen und Auslieferungen über die Bahn abwickeln ließe. Das ginge, denn die Strecke von Hermeskeil nach Türkismühle ist durch die Hunsrückbahn GmbH von der DB AG gepachtet und betriebsbereit. Alle Lkw, die das Werk anfahren oder von dem Werk kommen, fahren ab 6 Uhr morgens bis 22 Uhr abends direkt an meinem Haus vorbei, das eigentlich in einem allgemeinen Wohngebiet liegt (WA nach dem Bebauungsplan). Tatsächlich nutzt das direkt an der Bahn gelegene Sägewerk seit Jahren aber nicht mehr die Schiene, weil der Lkw im Einzugsbereich bis zu 300 km Entfernung der Bahn haushoch überlegen ist.

Bis heute haben die drei Bürgermeister noch nicht vermelden können, dass die Sägewerke in Morbach und Hermeskeil oder die Molkerei in Thalfang bereit sind, eine Absichtserklärung über die künftige Nutzung einer reaktivierten Trasse zu unterschreiben.

Die Anlieferung des Kerosins für den Flugplatz Frankfurt-Hahn wird in der Tat über die Bahn erfolgen können, wenn die Strecke zwischen Bingen und Frankfurt-Hahn saniert ist. Das Kerosin wird nämlich von der Rheinschiene (aus den Räumen Köln und Mainz) geliefert; eine Kerosinlieferung über die Strecke Türkismühle-Hermeskeil-Morbach wäre dagegen ein unwirtschaftlicher Umweg.

Zu Ihrer Information über einige meiner Argumente füge ich Ihnen den Originaltext meiner Pressemitteilung vom 28. August mit der Bitte um Kenntnisnahme bei.

Übrigens: Das vom TV immer wieder veröffentlichte schöne Foto der Einfahrt in den Tunnel täuscht über den tatsächlichen Zustand der Strecke. Machen Sie einmal eine Wanderung bei Kilometer 100,8 - da sehen Sie keine Gleise mehr, da stehen Sie vor einem Wald!

Mit freundlichen Grüßen

Karl Diller, MdB