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Joachim Bischoff
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Frage von Hildegard H. •

Frage an Joachim Bischoff von Hildegard H. bezüglich Soziale Sicherung

lieber joachim,

ich bin sehr empört und wütend über die gestaltung von finanzpolitiken der politikerInnen von cdu, spd und die grünen. sie haben beschlossen, dass das therapiezentrum für suizidgefährdete (tzs) am uke nur noch ein jahresbudget von 70.000 € bekommen soll. (suizid, kommt aus dem lat. und heißt "sich selber fällen")

als hinterbliebene angehörige weiß ich um die dramatik, verzweiflung und traumatisierungen aller beteiligten. das tzs muss eine eigenständige einrichtung bleiben! es muss ein angebot in hamburg geben, welche suizidale menschen in ihrer lebenskrise professionell helfen kann. viele gehen freiwillig nicht in die psychiatrie, dies ist ein weiterer hindernisgrund, warum suizidale menschen keine profesionelle hilfe finden können.

über 11 000 menschen suizidieren sich jährlich in deutschland mehr als verkehrunfälle, gewalttaten und drogen zusammen. bei den unter 40 jährigen ist der suizid die zweithäufigste todesursache! fast jede von uns kennt einen menschen, der sich suizidiert hat oder es versuchte. trotzdem werden suizid und suizifgefährdung noch immer öffentlich totgeschwiegen. das tzs darf nicht "gefällt werden"! wenn du erneut in die bürgerschaft gewählt werden solltest, in welcher form wirst du dich für den erhalt, ausbau und die eigenständigkeit des tzs einsetzen?

mfg
Hildegard Heinemann

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Antwort von
DIE LINKE

Liebe Hildegard Heinemann

die Auseinandersetzung um den Erhalt des Therpiezentrums für Suizidgefährdete hat schon die Haushaltsberatungen für den zurückliegenden Doppelhaushalt 2009/10 geprägt. Die Fraktion DIE.LINKE hat sich damals für eine Finanzierung eingesetzt, die den Bestand des Zentrums garantiert. Vorausgeschickt, die LINKE zieht erneut in die Bürgerschaft ein, werden wir auch bei den Haushaltsberatungen diesen Konflikt im Auge behalten.
Der Erhalt und Ausbau eines solchen Zentrums ist keine parteipolitische Angelegenheit und die Gründe sind in Ihrer Frage skizziert. Insofern hat es - abgesehen von den finanzielle Übergangsregelungen - ein von der Bürgerschaft beschlossenes Ersuchen an den Senat gegeben, in der die weitere Zukunft des TZS geklärt werden sollte. Der Senat hat im November 2010 geantwortet (Drucksache 8164) Ich möchte daraus ein Stück zitieren:

"Das bisherige TZS-Angebot ist beschränkt auf eine ambulante Versorgung werktags zwischen 8.30 Uhr bis 12.30 Uhr. Aus diesem Grund werden schon heute in der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, den Notdiensten und den einzelnen störungsspezifischen Spezialsprechstunden der Institutsambulanz die weit größte Anzahl suizidaler Patientinnen und Patienten behandelt. So wurden im Jahr 2009 über 4.000 Patientinnen bzw. Patienten wegen Suizidalität in der Klinik ambulant versorgt, während das TZS weniger als 250 Fälle versorgt hat. Dies entspricht rd. 6 % der Fälle, die im UKE auftreten. Das TZS wird künftig räumlich und organisatorisch in das Therapieangebot für Suizidgefährdete der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie integriert. Damit wird eine wesentliche Verbesserung des Behandlungsangebots für suizidale Patientinnen und Patienten erreicht. Vorteile sind die breiteren Öffnungszeiten (Poliklinik und Institutsambulanz regulär 8:00 bis 16:30 Uhr), die ständige Präsenz ärztlicher Mitarbeiter und das zur Verfügung stehende vielfältigere Therapieangebot. Mit der räumlichen und inhaltlichen Integration des TZS in die Institutsambulanz entfällt die bestehende Doppelstruktur. Damit wird die bislang unübersichtliche Situation für die Patientinnen und Patienten mit unterschiedlichen Anlaufstellen in der Klinik wesentlich vereinfacht und leichter zugänglich. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des TZS werden in die Poliklinik/ Psychiatrische Institutsambulanz integriert. Das bisherige Therapie- und Beratungsangebot des TZS wird von der Institutsambulanz und Poliklinik der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie sichergestellt. Die Integration erfolgt mit Bezug des Neubaus der Psychiatrie voraussichtlich im Herbst 2011, da erst dann optimale räumliche Voraussetzungen gegeben sind. Für 2011 ist eine einmalige Übergangsfinanzierung durch die BWF in Höhe von 80.000 EUR vorgesehen, um die Eingliederung in den Neubau der Psychiatrie nahtlos gewährleisten zu können."

Es mag sein, dass bei dieser Regelung einige Probleme unberücksichtigt geblieben sind oder dass weitere Probleme auftreten.So befürchtet der Freundes- und Förderkreiskreis des Therapie-Zentrums für Suizidgefährdete (TZS) am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) , dass die Zukunft des TZS alles andere als gesichert zu sein scheint.Der Freundeskreis hegt großen Zweifel daran, dass der Kooperationsvertragzwischen dem UKE und der Behörde für Wissenschaft und Forschung (BWF)eingehalten wird. Wir werden dies also im Auge behalten. Ich denke, dass die Bereitschaft sichtbar wird, eine dauerhafte Lösung zu finden. Die LINKE wird also in diesem konkreten Fall ebenso wie in anderen zentralen Konfliktfeldern dafür eintreten, dass im Rahmen des engen Finanzrahmens nicht Entscheidungen gefällt werden, die die Lebensbedingungen in Hamburg verschlechtern.

Mit den besten Wünschen

Joachim Bischoff