Wieso steigen die Rentenbeitragssätze immer weiter? Wann wird dieses System endlich grundauf saniert, anstatt das Problem immer weiter in die Zukunft zu schieben?
Sehr geehrter Herr Peick,
Als Arbeitnehmer trete ich bereits jetzt knapp 50% meines Gehaltes ab und bin zusätzlich dazu gezwungen, enorme Summen an Geld beiseite zu legen, um meine private Altersvorsorge in irgendeinem Maße zu sichern. Die Gehaltserhöhungen der letzten Jahre die ich erhalten habe wurden allesamt durch Erhöhung der Rente, Krankenkassenbeiträgen oder weiteren Sozialabgaben kontinuerlich aufgefressen. Ich stehe immernoch beim selben Netto wie zu Beginn meiner Arbeitstätigkeit vor 3 Jahren. Und ich bin damit ja einer der Glücklichen, der sagen kann, dass diese Erhöhungen von meinem Arbeitgeber ausgeglichen werden. Meine Eltern, konnten sich als Arzthelferin und Vertriebler ein schönes Haus in der Dortmunder Vorstadt leisten, ich werde diese Möglichkeit niemals haben. Wo ist die Fairness der SPD gegenüber den jungen Leuten?

Die Höhe der Sozialabgaben am Bruttolohn gestaltet sich sehr individuell und hängt von vielen Faktoren ab, daher kann ich keine Aussage treffen, warum es bei Ihnen fast 50 Prozent ausmachen sollte. Im Durchschnitt betrugen im Jahr 2022 die Sozialabgaben für ledige Arbeitnehmer*innen ohne Kinder 20,3 Prozent und insgesamt betrug die Steuer- und Abgabenlast 33,9 Prozent für diese Gruppe. Damit ist die Steuer- und Abgabenlast in den letzten zwanzig Jahren seit 2002 bis 2022 von 37,3 um 3,4 Prozentpunkte gesunken.
Aber natürlich sprechen Sie ein sehr wichtiges Problem an. Die Frage ist, wie wir bei der aktuellen demographischen Entwicklung ein stabiles Rentenniveau und ein würdiges Leben im Alter ermöglichen können, ohne dass steigende Abgaben immer weniger Arbeitnehmer*innen überproportional belasten.
Für die SPD und mich ist es wichtig, hier einen fairen und solidarischen Ausgleich hinzubekommen. Die Deutsche Rentenversicherung (DRV) kritisiert hierbei vor allem die Pläne zur Einführung der Mütterrente. Diese Kritik teile ich ausdrücklich. Unser Rentensystem ist nicht der Ort, an dem für mehr Anerkennung und Wertschätzung für Mütter gesorgt werden sollte, und vor allem nicht auf Kosten der jüngeren Generation. Dies war aber ein sehr zentrales Anliegen unseres Koalitionspartners CSU.
Weil uns als SPD aber nicht nur eine sichere und gute Altersversorgung wichtig ist, sondern weil wir auch die jüngere Generation im Blick behalten, haben wir die Entwicklung des Rentenbeitrags an die wirtschaftliche Gesamtlage, eine hohe Beschäftigungsquote und eine angemessene Lohnentwicklung gebunden. Im Hinblick auf diese Faktoren werden die Rentenpläne im Jahr 2029 neu bewertet, damit gerade nicht das im Artikel geschilderte Szenario ab 2030 eintritt.
Sie schildern ein weiteres Problem, das nicht unmittelbar mit der Höhe der Sozialabgaben in Verbindung steht, nämlich die Bezahlbarkeit von Wohnraum und Wohneigentum. Zwar ist die Entwicklung im Vergleich zu anderen deutschen Großstädten in Dortmund noch moderat, aber in den letzten 10 Jahren gab es auch hier einen spürbaren Anstieg des Angebotspreises bei Einfamilienhäusern von bis zu rund 230.000 Euro. Der Preis von Immobilien wird maßgeblich durch das Angebot bestimmt. Hier ist in den letzten Jahrzehnten zu wenig gebaut worden. Im Moment reicht das Angebot kaum aus für die Nachfrage und der Wohnungs- und Immobilienmarkt wird so attraktiv für Spekulationsgeschäfte.
Bereits in der letzten Wahlperiode haben wir als SPD dieses Problem erkannt und gezielt Maßnahmen getroffen, um die Angebotsseite so zu stärken, dass die Preise für Wohnraum wieder bezahlbar werden. Ebenso haben wir uns für diese Wahlperiode im Koalitionsvertrag mit der Union auf weitere Maßnahmen zur Stärkung des Wohnungsbaus geeinigt und werden selbst das Ministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen sozialdemokratisch besetzen.
Leider treten die Effekte unsere Wohnungsmarktpolitik nicht kurzfristig auf, sondern es braucht länger, bis sich eine positive Entwicklung zeigt. Trotzdem verzeichnet der Wohnungsmarktbericht 2024 der Stadt Dortmund bereits einen deutlichen Rückgang bei den Angebotspreisen von bis zu 19 Prozent. Ich hoffe, dass sich diese Entwicklung weiter fortsetzen wird, damit auch die jüngere Generation ihren Wunsch nach der eigenen Wohnung und dem eigenen Haus erfüllen kann.
Die SPD ist weiterhin die Partei für Arbeitnehmer*innen und wird sich auch künftig für deren sozialen Aufstieg einsetzen.