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Hiltrud Breyer
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Frage von Friederike V. •

Frage an Hiltrud Breyer von Friederike V. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Breyer,
ich habe im Internet einen Artikel der Zeitschrift "Schrot und Korn" gefunden, in welchem es um die sog. Beikostverordnung geht. Diese besagt ja, dass Babynahrung einen bestimmten Gehalt an Vitaminen haben muss. Allerdings sind die Werte so hoch, dass sie mit naturbelassenen Zutaten nicht erreicht werden können. Es ist also zum Beispiel für Demeter nicht möglich ökologische und natürliche Babynahrung hezustellen. Ich halte das für eine Unverschämtheit, die Firmen zu zwingen Zusätze in die Babynahrung zu tun, die völlig unnötig sind.
Meine Frage ist nun, wie sie zu diesem Thema stehen und mit welcher Begründung diese Verordnung gerechtfertigt ist.
Mit freundlichen grüßen
Friederike Voller

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau Voller,

danke für Ihre Anfrage. Ich sehe mit Sorge, dass immer mehr Lebensmitteln, nicht nur Babynahrung, Vitamine und andere Stoffe zugesetzt werden, deren Nutzen umstritten ist und im schlimmsten Fall zu Überdosierung führt. Wieso muss z.B. Babybrei extra probiotische Bakterien enthalten? Schon bei probiotischen Joghurts ist es sehr unwahrscheinlich, dass die gesunden Bakterien überhaupt bis in den Darm kommen. In vielen Fällen sind diese Zusätze eine zweifelhafte Marketingstrategie um Produkte besser an die Verbraucherinnen und Verbraucher zu bringen.

Ich möchte jedoch davor warnen, die EU-Richtlinie zu Beikost als solche vorschnell zu verteufeln. Das Ziel des Gesetzes erscheint mir grundsätzlich sinnvoll: so legt das Gesetz Grenzwerte, d.h. maximale Mengen für Fett, Zucker und auch zugesetzte Vitamine, Mineralien und Spurenelemente fest. Des weiteren werden Mindestkonzentrationsmengen für Getreide und Eiweiß vorgeschrieben. Beides erscheint mir unerlässlich, um sicherzustellen, dass das betreffende Produkt auch wirklich gesund ist und Babys z.B. nicht mit "Zuckerbomben" gefüttert werden.

Nun zu den Vitaminen: in der Tat sieht das Gesetz vor, dass Getreidebeikost, welche nur aus Getreide besteht, einen Mindestgehalt an Vitamin B1 enthalten muss. Wenn dem Getreide ein anderes proteinreiches Lebensmittel zugesetzt wird, dann sind auch Mindest- und Höchstmengen für Vitamin A und D vorgeschrieben.
Auch für Vitamine ist es meines Erachtens sinnvoll Mindestmengen vorzuschreiben, um sicherzustellen, dass das Lebensmittel wirklich nahrhaft und gesund ist. Wenn allerdings die Biobranche diesen Wert nicht einhalten kann, so ist hier offensichtlich der Mindestwert zu hoch angesetzt worden. Es ist in der Tat absurd, dass nun künstlich Vitamin B1 zugesetzt werden muss.

Die EU-Beikostrichtlinie ist bisher nur auf ihre Vorschriften zu Schadstoffen und Pestiziden hin überarbeitet worden. Ich habe dafür gekämpft, dass Baby- und Kleinkindnahrung keine Pestizide enthalten darf. Mit Erfolg, denn dies ist eindeutig festgeschrieben. Die vorgeschriebenen Mindest- und Höchstmengen sind dagegen seit 1996 nicht geändert worden. Es ist überfällig, diese Werte nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen hin zu überprüfen. In diesem Sinne werde ich mich mit einer parlamentarischen Anfrage bei der EU-Kommission einsetzen.

Ich danke Ihnen für Ihr Engagement und dass Sie mich auf dieses Problem aufmerksam gemacht haben.

Beste Grüße,

Hiltrud Breyer