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Helga Trüpel
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Frage von Dr. Rolf A. •

Frage an Helga Trüpel von Dr. Rolf A. bezüglich Kultur

Sehr geehrte Frau Dr. Trüpel,
auch ich möchte, dass Europa weiter zusammen wächst. Dies ist für uns Bürger Europas sicherlich in erster Linie durch Reisen in unsere Nachbarländer möglich. Wenn man jedoch von zu Hause aus Kontakt zu anderen Kulturen halten möchte, bieten sich natürlich Radio und Fernsehen an. Doch hier setzt mein inzwischen völliges Unverständnis angesichts der Verbreitung der staatlichen Programme unserer Nachbarn ein. Während Deutschland das gesamte Repertoire des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nahezu flächendeckend über Satellit in Europa verbreitet, ist aus den anderen europäischen Staaten nahezu Null bis nichts zu empfangen. Als an unseren Nachbarländern und besonders auch an deren Sprachen interessierter Bürger (z.B. Großbritannien, Frankreich, Schweden, Niederlande, Österreich, Irland, Dänemark) möchte ich gerne meine Fremdsprachenkompetenz durch Original-TV oder Radio verbessern. Doch diese Länder sind rundfunkmäßig total abgeschottet. (Nur private Spartenprogramme, wenn überhaupt - wenig attraktiv).

Warum sind nicht die öffentlichen Anstalten aller europäischen Mitgliedsländer frei in Europa empfangbar? Wieso kann Deutschland sich derart opulent verbreiten (was uns im Urlaub ja freut), andere Staaten dagegen unvorstellbar knickerig? Hat Deutschland etwa keine Kosten durch die überregionale Verbreitung aller Medien aufzubringen, während die anderen Staaten unter der Lizenzkostenlasten zusammenbrechen würden? Das ist höchst merkwürdig und nicht mehr zeitgemäß. Die Politik sollte sich hier stärker engagieren, schließlich würde damit ein wesentlicher Bildungsauftrag begründet und die Informationsfreiheit vergrößert..

Ich freue mich auf Ihre Antwort - bis dahin kann man nur grüßen mit "Lang lebe ARTE!"

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Rolf Altemöller

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Dr. Altemöller,

vielen Dank für ihre Anfrage bezüglich der Verbreitung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Europa. Auch wir wünschen uns natürlich, dass so viele Qualitätsfernsehprogramme aus unseren Nachbarländernwie möglich auch bei uns zu sehen sind, sehen die Situation aber nicht ganz so pessimistisch wie Sie.

Gerade bei den öffentlich-rechtlichen Fernsehprogrammen ist die Auslandsverbreitung leider rechtlich sehr kompliziert, da die Programme inlandsbezogen konzipiert sein müssen und es oftmals Probleme gibt, wenn in einem bestimmten Land ein gebührenfinanziertes öffentlich-rechtliches Fernsehprogramm den selben Inhalt zeigt (z.B. eine Sportübertragung) wie ein werbefinaziertes, privates Programm eines anderen Landes, aber beide dort zu empfangen sind. Deswegen werden bestimmte Inhalte oftmals verschlüsselt - ein Problem, auf welches die Medienpolitik noch keine befriedigende Antwort gefunden hat.

Grundsätzlich ist es aber so, dass auch in Deutschland per Satellit - teilweise sogar im Kabel und IP-TV oder als eigener Kanal im Internet (z.B. bei "YouTube") - zahlreiche ausländische Qualitätsprogramme zu empfangen sind, darunter viele Nachrichtenprogramme wie BBC-News, France 24 oder Russia Today. Die zahlreichen neuen digitalen Angebote von Anbietern wie Eutelsat oder Astra machen Hoffnung, dass die Angebotsvielfalt zukünftig noch weiter zunimmt, siehe u.a.:

http://www.ses-astra.com/consumer/de/Sender/senderlisten/index.php

Interessante Hintergrundinformationen zur Rundfunkverbreitung in Europa finden Sie unter:

http://www.obs.coe.int/db/gavis/00002194.html

Freundliche Grüße,

Dr. Helga Trüpel