Heike Polzin
SPD
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Frage von Yann-Christoph C. •

Frage an Heike Polzin von Yann-Christoph C. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrte Frau Polzin,

auch Sie haben im Landtag für die Zielvorgabe und damit verbunden die Schließung des Studienganges Rechtswissenschaft (Staatsexamen) an der Universität Rostock gestimmt. Meine Frage in aller Kürze: Warum?
Bei Ihrer Antwort bitte ich zu berücksichtigen, dass die Universität Rostock ein schlüssiges Konzept vorzuweisen hat, das auch die Sparvorgaben des Landes erfüllt. Außerdem wäre es schön, wenn Sie in Ihrer Antwort auch auf das Problem der Abwanderung junger gebildeter Frauen eingehen würden.
Ich danke Ihnen vorab für Ihre Bemühungen und verbleibe

mit freundlichem Gruß

Yann-Christoph Collin
Volksinitiative PRO JURA

Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Collin,

meine Entscheidung für die Zielvereinbarungen mit fünf Hochschulen und die Zielvorgaben mit der Universität Rostock habe ich in voller Verantwortung für die wettbewerbsfähige Entwicklung unserer sechs Hochschulen im Land getroffen. Nur im Kontext der Regelungen für alle sechs Hochschulen ist die von dir angeschnittene Schließung des volljuristischen Studiums an der Universität Rostock erklärbar. Als Landtagsabgeordnete bin ich politisch den Interessen des ganzen Landes verpflichtet. Ein selektiver Blick nur auf Rostock ist hier einfach zuwenig.

Das von Ihnen erwähnte Konzept ist für die Universität sicher schlüssig, lässt aber die landesweite Entwicklung und Abstimmung in Bezug auf die Lehrer- und Juristenausbildung unberücksichtigt. Hinzu kommt, dass das Land kaum Bedarf an Juristen hat und daher mit zwei juristischen Fakultäten völlig überversorgt ist. Pro Jahr könnten mehrere hundert Absolventen hervorgebracht werden, während der Bedarf des Landes weit darunter liegt. Dagegen weiß jeder, der die Situation an der Universität Rostock kennt, dass die Lehrerbildung nicht angemessen ausgestattet und völlig überlaufen ist. Hier muss es im Landesinteresse dringend zu Verbesserungen kommen. In der Abwägung gehören in ein Gesamtkonzept der Hochschulen auch Kosten-Nutzen Fragen. Die Konzentration auf jeweils einen gut ausgestatteten Jura- bzw. Lehrerbildungsstandort nützt der Wettbewerbsfähigkeit der Universitäten weitaus mehr.
Mit dem Ausbau der Lehrerausbildung leisten wir im Übrigen auch einen besonderen Beitrag zur Förderung von jungen Frauen, sind sie es doch, die überproportional ein solches Studium aufnehmen.
Dies sind die Gründe dafür, warum sich die Landesregierung dazu entschlossen hat, den ursprünglichen Vorschlag der Rektoren Westermann und Wendel umzusetzen. Diese hatten am 22. Februar 2005 vorgeschlagen, dass Rostock den Staatsexamensstudiengang in Jura aufgibt und dafür als zentraler Standort der Lehrerbildung ausgebaut wird. Jura wird es aber in Rostock weiterhin in Verbindung mit anderen Wissenschaften geben. Umgekehrt verzichtet Greifswald weitestgehend auf die Lehrerausbildung und behält dafür aber Jura. Das entspricht der Prämisse, im Land die Pluralität der Fächer zu erhalten, aber auf Mehrfachangebote zu verzichten.

Eine solche Strukturplanung ist nicht allein für Mecklenburg-Vorpommern notwendig. Der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Prof. Strohschneider, weist bundesweit auf die Notwendigkeit von Profilierung durch Ausbau und Stabilisierung von Fächern hin und auf die Trennung von wissenschaftlichen Arbeitsfeldern. Ein schmerzlicher, aber unumgänglicher Weg.

Dafür bietet das Land Vertragssicherheit und Planbarkeit für fünf Jahre. Das Land macht sichere Zusagen zum Hochschulbau, zur Finanzausstattung, zu Personalstellen und für wissenschaftliche Großprojekte. Das Geld für den Stellenabbau bleibt jeder Hochschule erhalten und es ist eine jährliche Steigerung in der Finanzausstattung von 1,5 Prozent zugesagt. In inhaltlichen Fragen und in Fragen der Ausstattung ist das Bildungsministerium der Universität sehr weit entgegen gekommen.

Welches andere Bundesland kann eine derartige Planungssicherheit über einen solchen Zeitraum bieten?
Die Abwanderung junger gebildeter Frauen ist nur durch Existenz sichernde, qualifizierte Arbeitsplätze zu stoppen. Studienplatzangebote und gute Studienbedingungen allein genügen nicht, wenn es für Absolventinnen keine berufliche Perspektive in unserem Land gibt. Auch unter diesem Aspekt muss die Sinnhaftigkeit von Mehrfachangeboten an Studiengängen betrachtet werden, wenn Absolventen weit über den Bedarf ausgebildet werden.
Mit freundlichen Grüßen
Heike Polzin