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Heidi Knake-Werner
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Frage von Lukas Z. •

Frage an Heidi Knake-Werner von Lukas Z. bezüglich Bildung und Erziehung

Guten Tag,

Ich habe eine Frage bezüglich des Zieles Ihrer Partei, eine Einheitsschule bis zur Klasse 10 einzuführen.
Ich besuche ein Gymnasium (12 Klasse) und wenn ich mich mit Schulfreunden und anderen Schüler meiner Schule unterhalte, dann haben viele Angst vor der Vorstellung einer Einheitsschule bis zu Klasse 10, da sie sich dann nicht genug gefördert sehen und eher im Nachteil gegenüber Real- und Gesamtschülern sehen. Das hat auch nichts mit Arroganz zu tun, sondern ist eine, von mir nachvollziebare, Angst vor Benachteiligung.
Deswegen frage ich Sie, wieso Sie den Plan der Einheitsschule nicht offener mit Schülern (selbstverständlich aller Schulrichtungen) diskutieren?
Als Schüler hat man heutzutage immer das Gefühl, das "die da oben" Reformen beschließen, ohne wirklich zu wissen, wie es in den Schule aussieht (damit meine ich die Realität in den Schulen, abgesehen von Zahlen und Daten, die Ihnen natürlich bestens bekannt sind). Wie wollen sie dies ändern und den Schülern das Gefühl geben, dass Sie wissen, was Sie tun und vorallem, dass Sie wissen, wie es "real" in den Schulen aussieht?

MfG,
Zimmermann

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Zimmermann,

der Vorschlag "Berlin wird skandinavisch schlau" wurde von unseren Bildungs- und Jugendpolitikern und -politikerinnen erarbeitet. Diese haben die Kompetenz, kennen die Schule, um Vorschläge zu erarbeiten, die auch im Hier und Heute umsetzbar sind.
Der Vorschlag entwickelte sich aus der Erfahrung, dass die skandinavischen Länder wesentlich bessere Bildungsergebnisse erzielen. Eines der wesentlichen Strukturmerkmale des Schulsystems dort ist die Gemeinschaftsschule. Denn die Trennung von "guten" und "schlechteren" Schülerinnen und Schülern hierzulande führt ja nicht zu besseren Ergebnissen. Gerade durch die frühzeitige Trennung werden die "schlechteren" nicht mehr ausreichend gefördert, während die "guten" von der Trennung nicht wirklich profitieren.

Eine solche Veränderung geht nicht von heute auf Morgen. Für eine integrative Schule der Jahrgänge 1 bis 10 bzw. 12 sollen in der kommenden Legislaturperiode die inhaltlichen und organisatorischen Voraussetzungen geschaffen werden. Sie beinhalten einen gemeinsamen Bildungsgang in der Sekundarstufe I, denn eine integrative Schule neuer Qualität entsteht nur, wenn es gelingt, aus den getrennten Bildungsgängen der Sekundarstufe I (Hauptschul-, Realschul- und gymnasialer Bildungsgang) einen neuen, gemeinsamen Bildungsgang für alle Schülerinnen und Schüler zu entwickeln. Das schulische Angebot muss so gestaltet sein, dass für alle Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit besteht, am Ende des 10. Schuljahrgangs auch die Voraussetzungen für den Übergang in die gymnasiale Oberstufe zu haben.

Dazu soll es zunächst eine Pilotphase geben, in der sich auf freiwilliger Basis verschiedene Wege zu einer integrativen Schule entwickeln können. Verschiedenes ist denkbar: Grundschulen mit Klassen, die gemeinsam aufwachsen, »integrative Bildungszentren« aus Grund- und Oberschulen oder auch bestehende Oberschulen, die integrative Schulen werden. Diesen Schulen wollen wir für die Pilotphase gute Bedingungen schaffen, damit die verschiedenen Wege der Ausgestaltung des künftigen, gemeinsamen Schulsystems präzisiert werden können. Schulen, die an der Pilotphase teilnehmen, sollen Anreize und Unterstützung erhalten.

Die Linkspartei.PDS verfolgt das Ziel, die Berliner Schulen nach skandinavischem Vorbild umzugestalten. Dafür werden die finanziellen und personellen Potenziale der kommenden Jahre gebündelt und für die qualitative Ausgestaltung des neuen integrativen Schulsystems verwendet. Die in den kommenden fünf Jahren zurückgehenden Schülerzahlen ermöglichen es, frei werdende Personalmittel dafür einzusetzen. Hinzu kommen die eingeplanten Personalstellen für weitere pädagogische Verbesserungen. Und dazu gehören auch die Neueinstellungen von jungen Lehrerinnen und Lehrern und die neuen Möglichkeiten der bedarfsgerechten Ausgestaltung des 2. und 3. Bildungsweges. Daraus erwächst die Möglichkeit, die Schulen personell besser auszustatten mit Sozialpädagogen, Psychologen, Bildungswegberatern, Lehramtstudierenden und medizinischem Personal.

Das sind die wichtigsten bildungspolitischen Vorhaben der Linkspartei.PDS in der nächsten Wahlperiode. So werden die Voraussetzungen für ein durchgängig integratives und leistungsfähiges Bildungssystem in Berlin geschaffen - für ein Bildungssystem, das allen die Möglichkeit einer klugen Zukunft und die Chance für ein selbstbestimmtes Leben eröffnet.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Heidi Knake-Werner