Gabriele Katzmarek, MdB
Gabriele Katzmarek
SPD
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Frage von Bernd D. •

Frage an Gabriele Katzmarek von Bernd D. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Katzmarek,

es gibt 2 zentrale Argumente gegen die Widerspruchslösung bei der Organspende:
1) Eine Spende, der man nur durch ein ausdrückliches Nein entkommt, sei keine Spende mehr.
Bitte bedenken Sie, worauf der Begriff „Organspende“ ursprünglich zielt, nämlich auf die Verhinderung von Organhandel. Wir sind sich ja alle einig, es darf niemals eine „Organbörse“ geben.
2) Die Widerspruchslösung sei ein unerträglicher Eingriff in unsere Persönlichkeitsrechte.
Meine Bitte: Fragen wir nicht als Erstes, ob wir Organe spenden wollen, sondern, ob wir für uns und unseren Liebsten im Ernstfall ein Organ wünschen würden!

Praktisch jeder tut das. Übrigens: Einem minderjährigen Kind kann man ein Organ durch elterliches Veto gar nicht vorenthalten, auch Zeugen Jehovas nicht. Die Ärzte erwirken sofort eine begrenzte Sorgerechtsübertragung auf das Jugendamt.

Jede Moral, die von der Rechtsgleichheit der Menschen ausgeht, fordert, anderen nicht vorzuenthalten, was man für sich und die Seinen wünscht. Kants kategorischer Imperativ stellt diese Maxime in das Zentrum der Moral, und sie ist Basis unseres Grundgesetzes.

Andererseits ist es ein hohes Menschenrecht, zu bestimmen, was mit dem toten Körper geschieht, wenn dieses Recht auch eingeschränkt ist: Es gibt kein Einspruchsrecht gegen die Obduktion bei unnatürlichem Tod.

Kranken, die keine Organe spenden wollten, darf man die Transplantation nicht verweigern. Es ist das Zentrum der ärztlichen Berufsethik, Behandlung darf niemals von Vorbehalten gegenüber dem Patienten abhängen.

Fazit: Ein Organ im Bedarfsfall haben, aber nicht geben wollen, ist nicht moralisch. Aber sowohl die Entnahme gegen den Willen des Verstorbenen als auch die Verweigerung ärztlicher Behandlung scheitern an höheren Rechtsgütern.

Was tun, in so einem moralischen Dilemma? Ist es nicht wenigstens zumutbar, dass, wer keine Organe spenden will, bei Bedarf aber selbst eines bekommt, Nein sagen muss?

Freundliche Grüße Bernd Meyer

Gabriele Katzmarek, MdB
Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Dr. Meyer,

vielen Dank für Ihr erneutes Schreiben. Sie haben sowohl in Ihrem ersten Schreiben, als auch in diesem die Konfliktpunkte der Thematik gut herausgearbeitet. Ich möchte Ihnen daher zustimmen, wenn Sie die Menschen bitten, bei Ihren Überlegungen, ob Sie Organspender werden wollen oder nicht, anders als gewohnt vorzugehen: Nicht sich als erstes sich zu fragen, ob sie Organe spenden wollen, sondern ob sie sich für ihre Angehörigen, Freunde und sich selbst im Ernstfall ein Organ wünschen würden.

Die anhaltend niedrige Zahl dringend benötigter Organspender in Deutschland ist besorgniserregend. Die Politik ist daher verpflichtet, auf eine Trendwende der Anzahl der Organspender hinwirken. Eine Widerspruchslösung ist hierfür das geeignetste Instrument.

Sehr geehrter Herr Dr. Meyer, dieses Thema wird innerhalb des Deutschen Bundestags und der Bevölkerung, aber auch innerhalb der SPD sehr emotional diskutiert. Ich kann mir daher nach wie vor gut vorstellen, dass die Abstimmung in dieser Sache zu einer reinen Gewissenssache erklärt wird.

Mit freundlichen Grüßen,
Gabriele Katzmarek

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