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Felix Leinen
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Frage von Marcus E. •

Frage an Felix Leinen von Marcus E. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Leinen,

wie unterscheidet sich die Bildungspolitik der ödp von der der anderen Parteien? Insbesondere interessiert mich, ob es Unterschiede in der Bildungs- und Kulturpolitik zwischen ödp und Bündnis90/Grüne gibt?

Mit freundlichen Grüßen

Marcus Eschborn

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Antwort von
ÖDP

Sehr geehrter Herr Eschborn:

haben Sie vielen Dank für Ihr Interesse an unserem bildungspolitischen Konzept.

Grundlage diese Konzeptes ist es, Kinder und Jugendliche ihren persönlichen Fähigkeiten entsprechend bestmöglich zu fördern. Im Gegensatz zu der von konkurrierenden Parteien vertretenen Haltung bedeutet dies jedoch nicht etwa, daß der Prozentsatz der Abiturienten an einem Jahrgang möglichst hoch ausfallen muß oder daß die Zahl der Studierenden um jeden Preis gesteigert werden muß. Im Gegenteil: Wir haben ja bereits ein sehr differenziertes Bildungs- und Ausbildungssystem in Deutschland, dessen Absolventenzahlen daher auch nicht leicht mit dem anderer Länder zu vergleichen sind. Dies wird bei internationalen Studien oft übersehen; so wird z.B. das System der dualen beruflichen Bildung international sehr geschätzt, aber in Vergleichen der allgemein bildenden Schulen nicht berücksichtigt. Nein, nach Meinung der ödp muß es darum gehen, die Defizite unseres differenzierten Systems zu beseitigen, um es noch leistungsfähiger zu machen.

Die internationalen Studien haben erwiesen, daß die bisherige Schulempfehlung nach der 4. Klasse viel zu früh erfolgt und daher zu einer Auslese führt, die insbesondere Kinder aus sozial schwach gestellten Schichten erheblich benachteiligt. Daher setzen wir uns dafür ein, die Kinder bis einschl. 6. Klasse gemeinsam zu unterrichten und erst dann (aufgrund fundierterer Einschätzung durch mehrere Lehrkräfte unterschiedlicher Fächer) eine Aufgliederung in verschiedene Schultypen vorzusehen. Eine Gesamtschule für alle (wie sie beispielsweise von den Grünen propagiert wird) trägt nicht per se zur bestmöglichen Förderung bei. Manche Schüler sind geistig besonders fit, andere hingegen haben besondere Begabungen in manuellen Tätigkeiten, usw. Dem kann in unterschiedlichen Schultypen durchaus Rechnung getragen werden. Auch innerhalb eines Schultyps muß aber eine erhöhte Differenzierung durch individuellere Aufgabenstellungen erfolgen. Wir sind daher für die Verkleinerung der Klassengrößen und den Einsatz zusätzlicher Tutoren und Sozialpädagogen. Dabei darf sich die finanzielle Ausstattung der Schulen nicht einseitig auf bestimmte Schultypen konzentrieren. Wo immer möglich, sollen Eltern und Schüler aus einem Spektrum an Gymnasien, Realschulen, Hauptschulen, Gesamtschulen, Ganz- und Halbtagsschulen wählen können.

Es wird viel darüber gesprochen, Kinder bereits im Kindergarten stärker zu unterrichten. Hier muß man sehr genau schauen, inwieweit die individuelle Entwicklung des Kindes dies zuläßt. Einer generellen Verkürzung der Schulzeit auf 12 Jahre können wir nichts abgewinnen. Man könnte aber die gymnasiale Oberstufe modular umgestalten, so daß besonders begabte Schüler sie in 12 Jahren, weniger begabte Gymnasiasten hingegen in 13 Jahren durchlaufen.

Die Abschaffung der international anerkannten universitären Abschlüsse in Deutschland (Umstellung auf Bachelor/Master) hat unser Bildungssystem in eine Krise gestürzt. De facto wurde hierbei keines der Ziele der Bologna-Reform (Vergleichbarkeit der Abschlüsse, zügigeres Studium, höhere Absolventenzahlen, interntionale Mobilität) erreicht. Wir müssen daher hart daran arbeiten, die schlimmsten Auswüchse zurückzunehmen. Die Universität ist auch nicht der primäre Ort für eine Berufsausbildung, sondern eben für Bildung.

Sehr geehrter Herr Eschborn: Ich hoffe, Ihnen einige Grundvorstellungen geschildert zu haben. Weitere Informationen finden Sie in unserem Bildungs-Flyer und dem Bundespolitischen Programm (siehe mein Rubrik "Links").

Mit freundlichen Grüßen,
Ihr ödp-Direktkandidat im Wahlkreis Mainz / Mainz-Bingen,
Felix Leinen