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Frage von Michael M. •

Frage an Detlef Parr von Michael M. bezüglich Kultur

Sehr geehrter Herr Parr,

mit größter Sorge beobachte ich im Moment die Diskussionen und Gesetzesvorschläge der Bundesregierung zum Thema: Computerspiele mit Gewalteinfluß.
Spiele automatisch, ohne richtige Prüfung der USK bzw. BPjM verbieten zu lassen, halte ich für den eindeutig falschen Weg.
Bereits jetzt haben wir in Deutschland das weltweit strengste Jugendschutzsystem für Computerspiele und Medien.
Computerspiele als Grund für Gewalt zu nennen, ist darüberhinaus eine Behauptung ohne Hand und Fuß. Sogar Studien beweisen, dass Computerspiele nicht der Grund für Gewalt unter Jugendlichen sind.
Wenn man so argumentiert, müsste man im gleichen Atemzug auch eine Vielzahl von Büchern und Filmen verbieten, doch darüber wird nicht einmal im Ansatz nachgedacht.
Mich wundert es außerdem, wie so manche Politiker, die zugeben, noch nie ein Computerspiel gespielt zu haben, alles über dieses Thema wissen wollen.
Wenn man einem Spieler nur beim spielen zusieht, mögen manche Spiele ja gewaltverherrlichend aussehen. Wenn man jedoch spielt, geht es nicht darum, möglichst viele "unschuldige Opfer abzuknallen", sondern darum, weiter zu kommen. Man denkt gar nicht über irgendwas in der Form von: "Komm noch mehr töten!" nach, sondern verfolgt sein Ziel, den Auftrag, den man am Levelanfang erhält.
Darüberhinaus sind auch andere Behauptungen von Politikern völlig unangebracht und lächerlich. Beispielsweise, wenn behauptet wird, dass man durch PC-Spiele lernt, wie man mit Waffen umgeht.
Es ist ein Unterschied ob man am PC auf der Tastatur die "R" Taste zum Nachladen, und die Maus zum schießen benutzt, oder ob man ein echtes Gewehr, mit echtem Magazin etc. in der Hand hält.
Außerdem fördert die Regierung die Spiele auf der einen Seite und kämpft im gleichen Atemzug gegen die gesamte Community.

Ich bitte Sie um eine Stellungnahme.

Mit freundlichem Gruß

Michael Mainka

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Mainka,

vielen Dank für Ihre Frage vom 8.04.08. In der Tat bin ich der Meinung, daß sich Teile der Öffentlichkeit und der Politik zu undifferenziert mit dem Thema "Computerspiele" auseinandersetzen.

Mein Kollege Hans-Joachim Otto MdB hat sich bereits mehrmals zu dieser Thematik geäußert. Ich verweise auf seine Homepage http://www.hansjoachimotto.de.

Auf die Berichterstattung in den (öffentlich-rechtlichen) Medien habe ich als Politiker keinen Einfluss, was an sich auch richtig ist. Natürlich ist gerade der öffentlich-rechtliche Rundfunk dazu verpflichtet, ausgewogen zu berichten und sorgfältig zu recherchieren. Dass dabei allerdings auch persönliche Meinungen und Neigungen einfließen, kann nicht unbedingt kritisiert werden. Das führt natürlich bisweilen auch dazu, dass die in der Berichterstattung transportierte Meinung mit meiner eigenen oder der Meinung von Zuschauern nicht übereinstimmt.

Ich halte das allerdings gar nicht für so problematisch. Die - zugegebenermaßen - sehr plakative Auseinandersetzung bei Frontal oder Panorama hat eine sehr aktive Debatte darüber ausgelöst, gerade im Online-Bereich. Das ist genau die Art von lebhafter medialer Auseinandersetzung, die ich begrüße und auch ein Wesen unserer Internet-geprägten Medienlandschaft.

Ich für meinen Teil werde weiterhin für eine differenzierte Auseinandersetzung mit Computerspielen werben, die FDP-Bundestagsfraktion vertritt hier m.E. eine absolut tragfähige und vernunftorientierte Position. Sollten parlamentarische Initiativen vonnöten sein, werden wir auch dieses Mittel wie gewohnt anwenden. In der Vergangenheit hat die Fraktion ihre Meinung zum Thema Computerspiele übrigens auch im Plenum des Deutschen Bundestages vertreten. Sie können das Protokoll auf den Internetseiten des Deutschen Bundestages (Plenarprotokoll 16/145) abrufen.

Mit freundlichen Grüßen

Detlef Parr MdB