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Cindy Holmberg
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Joachim P. •

Frage an Cindy Holmberg von Joachim P. bezüglich Bildung und Erziehung

Guten Tag Frau Holmberg
Nach der vergangenen Legislaturperiode bin ich von der Grünen Führung des Landes BW wenig angetan. Die mangelnde Lenkung und gleichmäßige Verteilung der Schüler und das weiterbestehen der Kleinklassenregelung mit dem Schließungsmechanismus von Kleinklassen und der dauernden Androhung der Schließung von kleinen Berufsschulen wie der Berufsschule in Münsingen mit der Sparte Landwirtschaft und der Tatsächlichen Schließung der Metallabteilung zeigt wie wenig den Grünen die Fläche im Blick haben. Die Grünen haben jetzt Zeit gehabt zu regieren, haben aber im Schulbereich nur unnütze Konkurenzsituationen mit dem Wegfall von Zugangsvorraussetzungen (Notenhürde) geschaffen. Mit dem Ergebnis, dass viele Schüler in Schularten gehen die sie überfordern oder sie nur mit sehr viel Mühe durchkommen. Zudem haben die Schulen immer noch keine solide Regelung zur Umsetzung von Digitalem Lernen, da es immer noch ein Lehrer nebenher machen und gleichzeitig neue Konzepte umsetzen soll. Er muss sich zuerst einarbeiten und dann noch den Laden mit all dem was so anfällt am laufen halten. Die Grünen sind eine Lachnummer, wenn sie Digitalisierung fordern aber die Schulen oder den Schulstandorten keinen IT-Profi hauptberuflich zur Verfügung stellen oder die Finanzierung sicherstellen. So werden wertvolle Lehrerdeputatsstunden vergeudet und gleichzeitig gejammert, dass man keine Lehrer hat.

Wie werden sie die Schließung von Beruflichen Schulen verhindern und wie werden sie die Landgemeinden in der Entwicklung unterstützen?
Werden Sie sich für eine Einführung eines haupberuflich und vom Langd bezahlten IT-Service für Schulen verwenden?
Mit freundlichen Grüßen
J. P.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Pfleiderer,

vielen Dank für Ihre Fragen. Als Mutter von zwei Kindern die eine Weiterführende Schule besuchen und einer Tochter, die in die Berufsschule geht, stimme ich Ihnen zu, dass hier noch viel Arbeit vor uns liegt. Ich möchte mich nicht aus der Verantwortung stehlen, wenn ich Sie darauf hinweise, dass das Kultusministerium von unserem Koalitionspartner geführt wird. Schon seit Oktober habe ich Gespräche mit Schulleitern und Lehrern aus verschiedenen Schularten im Wahlbezirk Münsingen-Hechingen geführt. Ich habe die Probleme, Ängste und Sorgen der Rektoren, Lehrer, Eltern und Schüler aufgenommen und bin bestens über die aktuelle Lage an den Schulen informiert.

Die Corona-Krise hat sehr eindrücklich gezeigt: Wir sind in Baden-Württemberg bei der digitalen Bildung noch nicht dort, wo wir gern sein wollen. Akut haben wir mit verschiedenen Sofortprogrammen reagiert. So wird etwa der Digitalpakt nun schneller umgesetzt und es werden Geräte für Lehrkräfte bereitgestellt. Mittelfristig reicht das aber nicht aus. Deswegen setzen wir uns für ein ganzheitliches Konzept ein, mit dem Schulen und Schüler*innen fit gemacht werden für die digitale Gesellschaft.

Wir wollen

- die Schulen dabei unterstützen, gezielt standortspezifische digitale Schulkonzepte zu entwickeln.

- die Schulen, die Schüler*innen und Lehrkräfte mit leistungsstarken digitalen Endgeräten, WLAN und Breitband ausstatten. Dabei wollen wir gemeinsam mit dem Bund die Kommunen dabei unterstützen, dezidierte Stellen für Administration und Support an den Schulen zu schaffen.

* als Land eine leistungsstarke Lernplattform auf der Basis von quelloffener Software sowie digitale Lehr- und Lernmaterialien (open educational resources) bereitstellen. Dabei bauen wir auf den Kompetenzen auf, die die Schulen und Lehrkräfte in der Corona-Krise erworben haben.
* die Leitperspektive Medienbildung ausbauen und das Thema „digitale Didaktik“ in der ersten und zweiten Phase der Lehrer*innenbildung stärken.
* datenschutzkonforme Fördersysteme entwickeln, um Schüler*innen und Lehrkräfte bei einer digital gestützten individuellen Diagnostik zu unterstützen.

Zu ihren Konkreten Fragen:

1.Wie werden Sie die Schließung von Beruflichen Schulen verhindern und wie werden Sie die Landgemeinden in der Entwicklung unterstützen?

Eine Schließung der beruflichen Schule in Münsingen ist weder geplant noch ist eine Schließung zu befürchten. Im Gegenteil: Die Weiterentwicklung der beruflichen Schule in Münsingen wird durch ca. 10 Mio. gesichert, die zur Modernisierung und teilweisem Neubau eingesetzt werden (Vgl. Beschluss des Kreistags Dez. 2020).

Es bleibt aber ganz allgemein bei allen beruflichen Schulen in Baden-Württemberg die Problematik der sogenannten Kleinklassen, das sind z. B. Klassen mit weniger als 12 – 16 Schüler*innen in der Berufsschule. Die demographische Entwicklung der Schülerzahlen zeigt, dass sie noch bis 2023/24 sinken werden (danach verbleiben sie mehrere Jahre auf diesem unteren Niveau, bevor wieder ein leichter Anstieg prognostiziert wird). Die Metallbranche steht vor einem Umbruch; deshalb sind die Metallbetriebe in den letzten Jahren mit der Ausbildung vorsichtig und zurückhaltend geworden. Wenn drei Jahre hintereinander die Zahl von 12-16 in einer Berufsschulklasse bei zumutbarer Erreichbarkeit (ÖPNV) unterschritten wird, kann sie vom Regierungspräsidium geschlossen werden. Die verbleibenden Schüler*innen würden dann an andere berufliche Schulen (z.B. Metzingen, Reutlingen) verteilt.

2. Werden Sie sich für eine Einführung eines hauptberuflich und vom Land bezahlten IT-Service für Schulen verwenden?

Für die didaktische Umsetzung der Lerninhalte mit dem Computer ist derzeit das CDU-geführte Kultusministerium zuständig. Es hat für die beruflichen Schulen bereits früher festgelegt, dass ein Teil der Deputats-Stunden der Lehrkräfte für die fachgerechte Systembetreuung von Unterrichtscomputern durch Lehrkräfte verwendet werden.

Beispiel: Für 105 Unterrichtscomputer einer beruflichen Schule gibt es 12 Anrechnungsstunden.

In großen beruflichen Schulen kann ein hauptberuflicher IT-Spezialist je nach Bedarf der Schule Sinn machen. Bei meinen Besuchen an den beruflichen Schulen habe ich gesehen, dass Digitalisierung kein Fremdwort ist. Wichtig ist, mit den einzelnen Schulen zu sprechen und dort zu unterstützen, wo es auch wirklich gebraucht und gewünscht ist.

Mit freundlichen Grüßen

Cindy Holmberg

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