Christian Platzer
FDP
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Frage von Yvonne H. •

Frage an Christian Platzer von Yvonne H. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Hallo Herr Platzer!
Seit einigen Tagen sehe ich ständig Ihr Wahlplakat in meiner Straße mit der Aufforderung: "Deutsch in den Schulen". Dazu meine Frage:
Meine erste spontane Assoziation war: NPD. Glauben Sie nicht, dass Sie mit solchen Sprüchen ein absolut FDP-untypisches Klientel ansprechen? Oder weht in der Berliner FDP ein anderer Wind als in der Bundespartei?
Sie wissen, wie die Rechtsradikalen beispielsweise über Homosexualität denken?
Außerdem tun Sie so, als ob in deutschen Schulen im Unterricht auf die deutsche Sprache verzichtet wird.
Da ich mir nicht vorstellen kann, dass Sie als Mitglied der FDP, einer Partei, die stolz auf ihre liberalen Wurzeln ist, rechtsradikale Resentiments bedienen wollen, rate Ihnen: legen Sie etwas mehr Wert auf die Formulierung Ihrer politischen Anliegen.
MfG
Yvonne Holländer

Antwort von
FDP

Sehr geehrte Frau Holländer,

herzlichen Dank für Ihre Email und entschuldigen Sie bitte, dass es mir erst jetzt möglich ist, Ihre Frage zu beantworten. Der Slogan "Konsequent für Deutsch an unseren Schulen" steht auf dem Plakat unseres Spitzenkandidaten für die BVV, meines Parteifreundes Peter Pawlowski. Nein, die FDP versucht mitnichten, rechtsradikale Ressentiments zu schüren. Sie steht zu ihren liberalen Wurzeln - in jedem Bereich. Unser Engagement z.B. gegen den Lauschangriff, die Videoüberwachung, für die liberale Wirtschaftspolitik oder etwa für die Rechte von Lesben und Schwulen sind beste Beweise dafür. Dazu stehe ich als engagiertes Mitglied der FDP seit vielen Jahren.
Eine differenzierte und meines Erachtens sehr kluge Position vertritt die FDP auch im Bereich der Integrations- und Einwanderungspolitik. Unsere Devise lautet: Fördern und Fordern. Berlin und Deutschland profitieren von der Einwanderung und dem daraus resultierenden kulturellen Austausch. Davon sind wir fest überzeugt.
Gleichzeitig stellen wir uns jedoch vehement gegen die Tabuisierung der Probleme, die Einwanderung auch mit sich bringt. Dazu gehören mangelhafte Integration einiger Einwanderer, Gewaltbereitschaft und Intoleranz (vor allem gegenüber Homosexuellen und Menschen jüdischen Glaubens). Die Einstellung, die jegliche Diskussion zu diesen schwierigen Themen mit dem Vorwurf des Rechtsradikalismus Jahrzehnte lang verhindert hat, lehne ich kategorisch ab.
Unser Kandidat weiß, wovon er redet: Er ist vor 18 Jahren selbst aus Polen nach Berlin gekommen. Als politischer Flüchtling hat er lange Zeit in den Heimen für Asylbewerber verbracht und musste sich selbst die deutsche Sprache aneignen.
Wir in der FDP Mitte meinen, dass es legitime Anforderungen gibt, die jeder Einwanderer erfüllen muss, wenn er in seiner neuen Heimat leben will. Dazu gehört die Kenntnis der Sprache des Landes. Ohne fließende Deutschkenntnisse haben Einwanderer keinen Zugang zu höherer Bildung und keine Chancen auf einen Arbeitsplatz.

Es drängen sich also folgende Fragen auf:

Wollen wir auf das Potential, das in den jungen Einwanderern steckt, wirklich verzichten? Sind uns die Massen von jungen, ungebildeten Arbeitslosen und Sozialhilfeempfängern lieber, als ehrgeizige gut ausgebildete Ärzte, Rechtsanwälte und Ingenieure?
Meine Antwort lautet: Nein. Deshalb setzen ich und die FDP auf die konsequente Sprachförderung bei den Einwandern und nicht auf den vermeintlichen Schutz eigener Identität, der von einigen Parteien so gerne hervorgehoben wird und der zu nichts anderem führt als zu Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit junger Einwanderer. Mit Rechtsradikalismus hat das nichts zu tun. Ich hoffe, Ihre Zweifel an meinen liberalen Überzeugungen zerstreut zu haben und hoffe auf Ihre Unterstützung.

Mit freundlichen Grüßen,
Christian Platzer