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Frage von Michael P. •

Frage an Christian Döbel von Michael P. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

1. Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um die Chancengleichheit im Bildungswesen für Kinder und Jugendliche aus benachteiligten sozialen Schichten nachhaltig zu fördern?

2. Sind die Bemühungen zur Förderung und Integration von Jugendlichen und Erwachsenen mit Migrationshintergrund und Fluchterfahrung Ihrer Meinung nach ausreichend?

3. Was werden Sie tun, um einer Ausweitung von Einzelhandelszeiten und anderen gewerblichen Arbeiten an Sonntagen Einhalt zu gebieten?

4. Wie kann ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Schienen- und Individualverkehr hergestellt werden, damit die Verkehrsbelastung und die damit verbundenen negativen gesundheitlichen Auswirkungen wie z.B. die Feinstaubbelastung auf den Straßen, reduziert werden?
Hat Ihre Partei Konzepte dafür, wie eine verbesserte und an den Bedürfnissen der Bewohner des ländlichen Raumes angepasste zeitliche Taktung des öffentlichen Personennahverkehrs erreicht werden kann?
Ist für Sie die Wiederinbetriebnahme der Ohratalbahn für den Personenverkehr denkbar und werden Sie sich dafür einsetzen?

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Hr. P.,
Sehr geehrte Damen und Herren,

vielen Dank für Ihre Anfrage! Gern gehe ich auf Ihre Fragen nachfolgend ein.

1. Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um die Chancengleichheit im Bildungswesen für Kinder und Jugendliche aus benachteiligten sozialen Schichten nachhaltig zu fördern?

Als Vater von drei Töchtern (zwei davon schulpflichtig) erlebe ich tagtäglich, wie gut oder schlecht die Inklusion von Kindern aus benachteiligten sozialen Schichten an unseren Schulen funktioniert - und zwar gar nicht. Die Förderbögen, die zu Hauf ausgefüllt werden, können gar nicht mehr individuell umgesetzt werden (ich kenne Lehrer, die haben permanent 50 Förderbögen umzusetzen - das ist einfach nur ein Bürokratiemonster). Als ehrenamtlicher Lehrer (für wenige Tage) habe ich gespürt, dass jedes Kind lernen und Erfolg haben will.

Deshalb die Inklusion endlich mit genügend Personal untersetzt werden, damit sie auch funktionieren kann. Hier muss individuell auf jedes Kind eingegangen werden können. Außerdem engagiere ich mich im Jugendhilfeausschuss, dass der Kontakt zwischen den sozialen "Schichten" wieder mehr ausgeglichen wird.

2. Sind die Bemühungen zur Förderung und Integration von Jugendlichen und Erwachsenen mit Migrationshintergrund und Fluchterfahrung Ihrer Meinung nach ausreichend?

Nein, überhaupt nicht. Ich als Professor habe selbst Flüchtlinge, angebliche syrische Ingenieure, im Rahmen des IQ-Programms für unseren Arbeitsmarkt fit machen wollen. Das konnte nicht funktionieren, da das gesamte System einfach nicht funktioniert. Deshalb sollten wir diskutieren: (a) Wer ist für uns mittelfristig wirklich nützlich und (b) Wie kann ein effizientes und effektives Programm aussehen. Ich muss mich permanent auf unterschiedliche Bildungsniveaus einstellen, doch bei den Flüchtlingen war das Niveau deutlich unter dem von deutschen Studenten. Deshalb muss hier ein Ausbildungssystem neu gedacht werden, dass sich auf dieses Niveau einstellt. Nicht zu vergessen ist, dass bei den zitierten Programmen deutsche Steuergelder in Größenordnungen eingesetzt werden. Wenn hier die Effizienz berechnet wird (das muss jede Kommune bei kleinsten Baumaßnahmen!), wird das Ergebnis katastrophal sein!

3. Was werden Sie tun, um einer Ausweitung von Einzelhandelszeiten und anderen gewerblichen Arbeiten an Sonntagen Einhalt zu gebieten?

Meine Frau ist Krankenschwester und hat in diesem Jahr bisher eine Handvoll Wochenenden überhaupt mit unseren drei kleinen Kindern verbringen können. Das ist sehr hart. In ihrem Beruf muss sie nun mal rund um die Uhr arbeiten, und das wird vom Arbeitgeber - auch aufgrund des Fachkräftemangels - gnadenlos ausgenutzt. Bei Einzelhändlern & Co. sind allerdings keine Menschen in Gefahr, wenn sie sonntags geschlossen bleiben. Um so wenigen Familien wie möglich diese Belastung zuzumuten (nicht zuletzt sind die Kinder die Leidtragenden!), bin ich strikt gegen eine Öffnung von Läden am Sonntag - ohne Ausnahme! Für mich ist der Sonntag ein heiliger Tag und sollte - wo immer möglich - der Familie und der Erholung dienen. Das muss unbedingt gesetzlich verankert werden, ansonsten wird unsere Gesellschaft vollends möglicherweise in einen Konsumtempel abrutschen.

4. Wie kann ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Schienen- und Individualverkehr hergestellt werden, damit die Verkehrsbelastung und die damit verbundenen negativen gesundheitlichen Auswirkungen wie z.B. die Feinstaubbelastung auf den Straßen, reduziert werden? Hat Ihre Partei Konzepte dafür, wie eine verbesserte und an den Bedürfnissen der Bewohner des ländlichen Raumes angepasste zeitliche Taktung des öffentlichen Personennahverkehrs erreicht werden kann? Ist für Sie die Wiederinbetriebnahme der Ohratalbahn für den Personenverkehr denkbar und werden Sie sich dafür einsetzen?

Auf meiner vorletzten Konferenz ("Waltershäuser Technologietage") haben wir über "Smart Mobility" diskutiert. Dabei kommt dem Schienenverkehr eine entscheidende Rolle zu. Ich selbst fahre ca. dreimal pro Woche mit dem Zug zur Arbeit, was in den letzten Jahren immer schwieriger geworden ist. Die Bahnhöfe wurden teilweise geschlossen (Waltershausen, Fröttstädt), die Überdachungen abgerissen, der Service auf null gefahren, etc. Hier muss Thüringen, wenn es die Menschen gewinnen möchte (a) endlich die Bahnhöfe ausbauen und (b) die "letzte Meile" schließen (z. B. CarSharing, Taxis, Rufbusse), damit die Menschen von den Dörfern (ich bin selbst "Dorfmensch") zum nächsten Bahnhof gelangen können.
Wir haben im letzten Kommunalwahlprogramm das Konzept der Rufbusse für jedes Dorf vorgeschlagen als zusätzliches Angebot neben der starren Taktung. Das würde ich für Thüringen umsetzen. Ich setze mich - gemeinsam mit Kollegen aus unterschiedlichen Parteien - im Kreistag für die Wiederinbetriebnahme der Ohratalbahn ein. Wir planen für Ende des Jahres - also nach dem Wahlkampf - die ersten Aktionen, um Investoren und potentielle Betreiber zu gewinnen.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen Ihre Fragen ausreichend beantworten und freue mich über den Kontakt zu Ihnen!

Mit freundlichem Gruß
Prof. Dr.-Ing. Christian Döbel