Portrait von Christel Happach-Kasan
Christel Happach-Kasan
FDP
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Christel Happach-Kasan zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Rosa F. •

Frage an Christel Happach-Kasan von Rosa F. bezüglich Umwelt

Sehr geehrte Frau Dr. Happach-Kasan

zum Thema Monsanto gibt auf, meine Frage an Sie: Kennen Sie den Film (er wurde auf ARTE am 1.6.13 um 12.10 Uhr gesendet) "Monsanto mit Gift und Genen" oder die Sendung vom 8.5.13 "das stille Gift" ZDF.de über den Anbau von Genpflanzen und ihre Wirkung auf Umwelt und Menschen in Südamerika?
Nach Betrachtung dieser Filme, sind Sie immer noch traurig über verlorene Arbeitsplätze in Deutschland ???

Über eine Rückantwort würde ich mich sehr freuen.

Mit freundlichen Grüßen
Rosa Fuellgraff

Portrait von Christel Happach-Kasan
Antwort von
FDP

Sehr geehrte Frau Füllgraff,

nachfolgend sende ich Ihnen den vollen Wortlaut meiner Pressemitteilung „Wir brauchen einen wissensbasierten Umgang mit der Züchtungsmethode Gentechnik“. Dem Text ist zu entnehmen, dass es mir nicht um das Unternehmen Monsanto geht.

Ich halte es für einen Irrweg, ein Unternehmen durch Verbot einer Züchtungsmethode zu bekämpfen, die sich als wertvoll bei der Züchtung von landwirtschaftlich genutzten Kulturpflanzen erwiesen hat. Aus der Geschichte wissen wir, dass in den USA der Anbau von Baumwolle mit Sklavenhaltung verbunden war. Die Amerikaner haben die menschenunwürdige Sklaverei beendet und den Baumwollanbau beibehalten. So sollten wir es auch bei der Gentechnik halten. Gesetzeswidriges Verhalten von Unternehmen muss strikt bekämpft werden, aber die Züchtungsmethode sollten wir weiterhin nutzen.

Europa importiert etwa 40 Mio. Tonnen Futtermittel, zumeist hergestellt aus gentechnisch veränderten Pflanzen. Wir importieren also Monsanto-Technologie, statt eigene Entwicklungen voranzubringen. Vor 30 Jahren war das Max-Planck-Institut in Köln bei der Gentechnik Spitze, jetzt feiern Gegner der Gentechnik, dass Unternehmen, Europa allein als Importmarkt sehen, nicht jedoch als Standort für Forschung. Das ist absurd und das ist keine gute Entwicklung für junge Menschen mit guter Ausbildung.

Der Film, den Sie genannt haben, befasst sich mit dem Geschäftsgebaren von Monsanto. Wir Liberale sind gegen Monopolbildungen von Unternehmen. Deswegen haben wir die Kartellbehörde gestärkt, deren Aufgabe es ist, Kartelle zu verhindern.

Ich habe mir außerdem den ZDF-Film, den Sie genannt haben, angesehen. Er macht Angst.

Aber stimmt das alles, was dort beschrieben ist und warum wird so vieles über Glyphosat verschwiegen, was Experten wissen?

Warum wird als Experte der Leiter einer privaten Einrichtung im Film gezeigt, deren Geschäftsmodell es ist, Ängste und Misstrauen zu schüren, statt unvoreingenommen zu informieren? Dieser so genannte Experte ist Tierarzt, hat keinerlei eigene Expertise.
Warum wird das Auffinden von Glyphosat im Urin als Problem dargestellt, obwohl es keines ist? Die Nieren haben im Körper die Aufgabe, giftige Stickstoffverbindungen zu entfernen und mit dem Urin auszuscheiden, aber genauso die Rückstände von Medikamenten und eben auch Reste von Pflanzenschutzmitteln.

Der ZDF-Film ist unseriös und wirft eher die Frage auf, ob wir einen derartig verleumderisch arbeitenden öffentlich rechtlichen Sender überhaupt brauchen. Der Film ist ein extremes Beispiel für Krawalljournalismus.

Zum Inhalt:

Es geht um Glyphosat, ein Totalherbizid, das in der Landwirtschaft seit 30 Jahren angewendet wird.

Pflanzenschutzmittel sind keine Heilmittel. Sie müssen fachgerecht und zielgerichtet angewandt werden. Dies ist in Deutschland gewährleistet, weil unsere Landwirte sehr gut ausgebildet sind, sich regelmäßig fortbilden müssen und der Pflanzenschutzdienst den fachgerechten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln kontrolliert.

Ob all dies in anderen Ländern auch so gilt, kann ich nicht beurteilen. Es ist auch nicht meine Aufgabe. Es ist nicht gerechtfertigt von Negativbeispielen in anderen Ländern auf deutsche Verhältnisse zu schließen. Es gibt auch keinerlei Ansatzpunkte für solche Rückschlüsse.

Glyphosat hemmt bei Pflanzen ein Enzym, das für die Biosynthese verschiedener Aminosäuren essentiell ist. Bei Tieren kommt dieses Enzym gar nicht vor. Glyphosat kann also bei Mensch und Tier nicht in der Weise wirken, wie dies bei Pflanzen der Fall ist.

Glyphosat wird nicht als giftig, sondern als gesundheitsschädlich eingestuft. Ein Maß für die Gesundheitsschädlichkeit ist der so genannte LD50-Wert. Dieser beträgt für Glyphosat bei verschiedenen Tierarten zwischen 1g und 5g/kg Körpergewicht. Er liegt damit in der Größenordnung von Alkohol.

Es gibt verschiedene natürlich vorkommende Gifte, die tausendmal giftiger sind als Glyphosat. Aflatoxin B1 (natürliches Gift von Schimmelpilzen) wirkt bei der Aufnahme von Erwachsenen von 1 – 10mg/kg Körpergewicht tödlich, ist also mehr als tausendmal giftiger als Glyphosat.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat, anders als im Film behauptet wird, national und international einen sehr guten Ruf. Das Institut hat am 11.11.2011 Fragen und Antworten zur gesundheitlichen Bewertung von Glyphosat veröffentlicht.

(http://www.bfr.bund.de/de/a-z_index/glyphosat-126638.html)

Weiterhin hat das Institut eine Einschätzung zu den Funden von Glyphosat im Urin gegeben:

http://www.bfr.bund.de/cm/343/hat-glyphosat-moeglicherweise-schaedliche-auswirkungen-auf-die-darmflora-von-mensch-und-tier.pdf

Die Funde von Glyphosat in Lebens- und Futtermitteln sind gering. Sie überschreiten nicht die gesetzlich festgelegten Höchstwerte. Vor dem Hintergrund der toxikologischen Bewertung von Glyphosat und der Einschätzung des BfR sind geringfügige Spuren kaum als besorgniserregend einzustufen.

https://www.genossenschaftsverband.de/verband/presseservice/alle-pressemeldungen-verbund/schwarzer-peter-spiel-um-glyphosat

Nachfolgend meine Pressemitteilung zu Ihrer Information:

Wir brauchen einen wissensbasierten Umgang mit der Züchtungsmethode Gentechnik

„Gentechnik ist auch in Europa Alltag. Jeder hat Geldscheine hergestellt aus GVO-Baumwolle im Geldbeutel, isst Käse hergestellt mit Enzymen von gentechnisch veränderten Organismen. Dennoch wird die Züchtungsmethode, auf der diese Produkte beruhen, von vielen Menschen abgelehnt. Der Jubel der Gegner dieser Züchtungsmethode darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Entscheidung der Unternehmen, in Europa auf die Entwicklung und Vermarktung von GVO-Sorten zu verzichten, ein Verlust für Deutschland ist. Pflanzensorten, die weniger Pflanzenschutzmittel erfordern, stehen den Landwirten damit nicht zur Verfügung. Das schadet dem Naturschutz. Die Entscheidung der Unternehmen bedeutet den Verlust von Wissen, den Verlust von Arbeitsplätzen für hoch qualifizierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, den Verlust von Chancen für gut ausgebildete Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und damit den Verlust von Wertschöpfung im eigenen Land.

Wir müssen feststellen, die Geschichte wiederholt sich: Die Grünen haben in Deutschland die Herstellung von Insulin aus gentechnisch veränderten Mikroorganismen so lange verzögert, bis alle Unternehmen ihre Entwicklungsabteilungen ins Ausland verlagert hatten. Inzwischen ist die Herstellung von Arzneimitteln aus gentechnisch veränderten Organismen Standard – auch in Deutschland, aber die Entwicklung geschieht weitgehend im Ausland, wir importieren. Es zeichnet sich ab, dass bei der Entwicklung und dem Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen eine ähnliche Entwicklung zu erwarten ist. Die FDP setzt weiterhin auf einen wissensbasierten Umgang mit dieser inzwischen nicht mehr neuen Züchtungsmethode, tritt für Regeln ein, die es auch mittelständischen Unternehmen erlauben, sich in der Entwicklung zu engagieren. Nicht immer weist der gesellschaftliche Mainstream in die richtige Richtung. Astronomen wissen das. Die Erde ist keine Scheibe und dreht sich um die Sonne.“

http://www.happach-kasan.de/gruene-gentechnik/gentechnik-list/gentechnik-single/?tx_ttnews[tt_news]=2248

Mit freundlichen Grüßen
Christel Happach-Kasan