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Frage von Thomas S. •

Frage an Carola Stauche von Thomas S. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Wir haben seit 23 Jahren ein vereintes Deutschland und immer noch keine 100% ige Lohnanpassung an den Gehälter der neuen Bundesländer.
Frage:Wie lange sollen wir noch darauf warten? und können wir unsere jungen Menschen noch in Thüringen halten, wenn das Gehalt z.B. in Hessen wesentlich höher ist als bei uns.
Immer mehr Fachkräfte verlassen die neuen Bundesländer, alle wissen es und es wird einfach so hingenommen.

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Schleitzer,

vielen Dank für Ihre Frage.

In der Tat ist das unterschiedliche Lohnniveau zwischen alten und neuen Bundesländern eine ernste Herausforderung, zumal sich die durchschnittlichen Lebenshaltungskosten durchaus angeglichen haben. Die neuen Bundesländer haben im Vergleich zu 1991 beim Bruttoinlandsprodukt deutlich aufgeholt, aber immer noch nicht den West-Stand erreicht.

Die Gründe hierfür sind vielschichtig. Zwar existiert die DDR seit fast 23 Jahren nicht mehr, aber die Folgen von 40 Jahren Staatswirtschaft sind immer noch sichtbar. Die weitgehende Verstaatlichung insbesondere der Industrie und die planwirtschaftliche und damit in vielen Fällen leider überhaupt nicht wirtschaftliche Leitung der entsprechenden Betriebe hatte zur Folge, dass bei der Wiedervereinigung 1990 der größte Teil der DDR-Wirtschaft nicht mehr konkurrenzfähig war. Die neu entstandenen Unternehmen sind größtenteils kleine und mittelständische, oder aber Produktionsstätten westdeutscher Konzerne. Im gesamten Bundesgebiet zeigt sich, dass kleine und mittelständische Unternehmen jedoch meist schlechter zahlen als große Unternehmen wie Autohersteller, Banken und Versicherungen. Ein ganz wichtiger Grund für die durchschnittlichen Lohnunterschiede ist also schlicht und ergreifend der Tatsache geschuldet, dass die meisten zahlungskräftigen großen Arbeitgeber ihren Sitz in den alten Bundesländern haben, beispielsweise in Frankfurt, München und Baden-Württemberg (von den 100 umsatzstärksten deutschen Unternehmen hat kein einziges seinen Hauptsitz in den neuen Bundesländern). Diese grundlegenden Unterschiede in der gewachsenen Wirtschaftsstruktur spiegeln sich auch in unterschiedlichen Tarifverträgen wieder. Ein weiterer Grund für das Lohngefälle ist auch die geringere Tarifbindung ostdeutscher Unternehmen ( im Jahr 2010: West: 63% in Branchen- und Firmentarifverträgen, Ost: 50%). Unterschiede gibt es allerdings nicht nur zwischen Ost und West, sondern auch innerhalb der alten Bundesländer.

Die entscheidende Frage ist nun, wie dem begegnen kann, insbesondere auch um die von Ihnen angesprochene Abwanderung zu stoppen. Ein von den Tarifparteien ausgehandelter und vom Bundestag für allgemeinverbindlich erklärter Mindestlohn kann hier ein erster Ansatz sein, wird allerdings auch nicht die wirtschaftliche Struktur an sich ändern können. Langfristig kann nur gezielte Wirtschaftsförderung bei gleichzeitiger Beachtung marktwirtschaftlicher Prinzipien hier Abhilfe schaffen. Die Unternehmen selbst sind massiv gefragt, über angemessene Vergütungen und besondere Anreize wie beispielsweise Angebote zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf die dringend benötigten Fachkräfte in der Region zu halten.
Das alles ist jedoch ein Prozess, der nicht von heute auf morgen funktioniert. Seit der Wiedervereinigung ist vieles erreicht worden, andererseits wurde manches versprochen, was so nicht so schnell einlösbar war, und nach wie vor liegt noch viel Arbeit vor uns. Ich versichere Ihnen, dass ich mein Bestes dafür gebe, unsere Heimat als liebenswerten Lebens- und Arbeitsraum zu erhalten beziehungsweise zu gestalten.

Mit freundlichen Grüßen,

Carola Stauche