Barbara Kretzer
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Joachim B. •

Frage an Barbara Kretzer von Joachim B. bezüglich Verkehr

Sehr geehrte Frau Kretzer,

vor 30 Jahren, nämlich in 1977, habe ich eine Wohnung im Kiesselbachweg, also in der Neubausiedlung "Tegelsbarg" gekauft, in der ich dann auch mehr als 20 Jahre gewohnt habe. Grund für diese Entscheidung war die schöne Lage der Siedlung und die Tatsache, dass man dort aus "Steilshoop" gelernt zu haben schien.

Leider geht es in den letzten etwa 10 Jahren mit dieser Siedlung bergab:

Es begann mit dem Verfall der Norbert-Schmid-Platzes, der als Treffpunkt für die Bürger gedacht war, dies aber mehr nur noch für angetrunkene Jugendliche war, die die Umgebung mit Gaffiti beschmierten. Die auf dem Platz stehenden Kunstwerke wurden nicht erhalten, sondern schließlich abgebaut.

Die im Eigentum der Saga und anderer sozialer Wohnungsunternehmen stehenden Klinkerhäuser bekamen eine Thermohaut und sehen nun aus wie DDR-Plattenbauten, die man nur noch an der unterschiedlichen Farbe der Balkone auseinanderhalten kann. Von der Möglichkeit, das Erscheinungsbild der gedämmten Häuser durch das Aufbringen von Klinker-Riemchen zu erhalten, wurde kein Gebrauch gemacht, wohl weil es etwas mehr gekostet hätte. Unter den Bewohnern bzw. Mietern nimmt die Zahl der sozialen Grenzfälle zu.

Die ernst zu nehmenden Ladengeschäfte sind weggegangen. Es gibt, von einem Perser (Obst und Gemüse) abgesehen, nur noch die Billiganbieter "Penny" und ALDI mit ihren verpackten Waren, keine Frischware mehr. Es gibt auch kein Restaurant mehr.

Folgerichtig wurde die ganze Siedlung im Mietenspiegel um eine Stufe herabgestuft, wodurch ich - da ich meine Wohnung heute vermiete - viel Geld verloren habe.

Und auf die Straße traut sich abends kaum noch einer. Die Straßen sind also "tot".

Was tut Ihre Fraktion, den Niedergang der Siedlung aufzuhalten und nach Möglichkeit zu kompensieren? Haben Sie den "Tegelsbarg" vergessen oder gar "aufgegeben"?

Mit freundlichen Grüßen

Joachim Bluhm

Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Bluhm,

als Saselerin kenne ich den "Tegelsbarg" und kann deshalb Ihre Beschreibung des Zustands der Siedlung bestätigen.

Wir GRÜNEN haben ein Konzept "Viertel vor!" entwickelt, in dem es darum geht, "abgehängte" Stadtteile wieder an die Entwicklung der Gesamtstadt anzukoppeln. Schwwerpunkt dieses Konzeptes ist die Einrichtung eines umfassenden Quartiersmanagements und die Förderung der lokalen Wirtschaft. Daneben ist aber die Beteiligung der Bevölkerung vor Ort für die Entwicklung eines tragfähigen Zukunftskonzeptes des betroffenen Stadtteils unumgänglich.Auch gilt es, soziale und kinder- und jugendspezifische Einrichtungen zu fördern und zu stärken. Für die Siedlung Tegelsbarg könnte dies ein Weg sein, um das Quartier wieder aufzuwerten.
Ob wir jedoch eine stadtentwicklungspolitische Initiative in diesem Sinne erfolgversprechend ergreifen können, wird sich erst nach der Wahl und den zukünftigen Mehrheits- und Machtverhältnissen erweisen.

Die von Ihnen angesprochene geringe Attraktivität der Fassadengestaltung nach der zu begrüßenden Wärmedämmung ist in der Tat zu kritisieren. Sicherlich ist Ihnen bekannt, dass der Senat das städtische Wohnungsunternehmen SAGA gezwungen hat, das andere städtische Wohnungsunternehmen, die GWG, zu kaufen, um dem Senat benötigte Mittel für den Hafenausbau zu verschaffen. Nun muss gespart werden, um den teuren Kaufpreis wieder einzuholen. Das Ergebnis sind unter vielem anderen die billigen Fassaden im Tegelsbarg. Auch hier muss eine Trendwende eingeleitet werden.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich, dass wir den Tegelsbarg keinesfalls vergessen oder aufgegeben haben. Mit viel Kraft und Engagement haben wir unter anderem immer wieder auf den überdimensionierten Ausbau des Alstereinkaufszentrums zu Lasten der umliegenden Nahversorgungszentren hingewiesen. Anträge, Anfragen, Pressemitteilungen, Gutachten und Demonstrationen haben leider nicht den erwünschten Erfolg gebracht. Auch als es um die Nutzung eines Sportplatzes und die Bestandssicherung des Jugendzentrums ging, haben wir uns engagiert.
Und das werden wir und auch ich weiterhin tun.

Mit freundlichen Grüßen
Barbara Kretzer