Barbara Kretzer
Bündnis 90/Die Grünen
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Barbara Kretzer zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von andreas s. •

Frage an Barbara Kretzer von andreas s. bezüglich Verkehr

Sehr geehrte Frau Kretzer,

Ihre Partei hat sich vor einiger Zeit mit der Einführung eines "shared space" für den Saseler Markt beschäftigt. Welche Chancen sehen Sie heute für die Realisierbarkeit? Welche Rolle spielen dabei die Interessen der unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer - wird es eine Bevorzugung z. B. der Radfahrer oder der Fußgänger geben? Welchen Rang wollen Sie den Interessen der örtlichen Wirtschaft einräumen?

Mit freundlichen

Grüßen

Andreas Schmidt

Sasel

Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Schmidt,

mit Shared Space - geteiltem Raum- ist bekanntermaßen öffentlicher Straßenraum gemeint, der von Fußgängern, Radfahrern und Autofahrern gemeinsam und gleichberechtigt genutzt wird. Dafür werden überraschende Maßnahmen ergriffen:Die strikte Trennung der verschiedenen Verkehrsarten wird aufgehoben, Schilder und Ampeln, die das Verhalten regeln sollen, auf ein Minimum reduziert oder ganz entfernt und Wege werden ohne Bordsteine gebaut. Kein Verkehrsteilnehmer wird von der Teilnahme am verkehrlichen Geschehen ausgeschlossen oder bevorzugt.

Was sich zunächst anhört, als wäre es ein Angriff auf die öffentliche Sicherheit, führt jedoch genau ins Gegenteil. Fehlende Interaktion ist Grund vieler Unfälle. Durch Verunsicherung wird die Sicherheit erhöht. Diese wird über Blickkontakt wieder hergestellt. Das gefahrene Tempo sinkt. Gleichzeitig steigt die Durchfahrtsgeschwindigkeit an, weil durch das ständige Halten z.B. an Ampeln Staus vermieden werden. Shared Space ist deshalb ein Konzept, welches durchaus an viel befahrenen und nicht nur gering frequentierten Straßen durchgeführt werden kann. Auch in Sasels Ortszentrum haben wir verkehrlich sehr unterschiedlich belastete Straßen. Dass Shared Space tatsächlich funktioniert, lässt sich hervorragend in den Niederlanden besichtigen. Und weil das so ist, hat auch die EU mittlerweile ein Modellprojekt gemacht, das zurzeit in sieben europäischen Städten umgesetzt werden soll.

Es wird aber noch viel mehr gewonnen. Öffentlicher Raum kann wieder gestaltet werden, denn Verkehr, Verweilen und andere räumliche Funktionen befinden sich nun im Gleichgewicht. Fußgänger und Radfahrer können sich entspannter und sicherer bewegen. Plätze können sich beleben, schöne Einkaufsstraßen gestaltet werden, Straßencafes gewinnen an Attraktivität und die Aufenthaltsqualität vor Ort erhöht sich. Von all dem profitieren selbstverständlich die ortsansässigen Kaufleute.Ich räume somit den Interessen der örtlichen Wirtschaft einen hohen Stellenwert ein, zumal die Bewohner vor Ort auch ihrerseits auf ortsnahe Angebote und eine funktionierende Nahversorgung angewiesen sind.

Die Planung von Shared Space ist nichts Fertiges, das wie eine Schablone über jeden Straßenraum gelegt werden kann, sondern muss planvoll im Dialog mit den örtlichen Akteuren entwickelt werden. Das gilt selbstverständlich auch für Sasel.

Die Realisierung wiederum hängt vom politischen Willen und Mehrheitsverhältnissen ab. Am 24. Februar werden in Hamburg die Weichen neu gestellt. Wie Ihnen sicherlich bekannt ist, möchten die GRÜNEN in Hamburg künftig an mehreren Örtlichkeiten Shared Space Modellprojekte einführen u.a. auch in Sasel. Meine Partei möchte ebenfalls künftig jedes Jahr drei Plätze in Hamburg schöner gestalten. Vielleicht könnte auch Sasels Ortszentrum mit seinem schönen Marktplatz dazu gehören. Durch Ihr Wahlverhalten haben Sie es mit in der Hand, dass diese Vorhaben verwirklicht werden.

Mit freundlichen Grüßen
Barbara Kretzer