Welche Lösungsvorschläge haben Sie für die enorme Rentenproblematik, die in den nächsten 15 Jahren auf uns zukommt?
Sehr geehrter Herr Müller,
die Rentenproblematik ist sehr komplex. Wir haben in den letzten Jahren gesehen, dass eine gesetzliche Rentenversicherung (RV) wesentlich stabiler ist als eine Versicherung, die sich durch Kapital deckt.
Wir sehen für die weitere Entwicklung der Renten einen Mix aus verschiedenen Maßnahmen vor:
- Die langfristige Sicherung des Rentenniveaus bei mindestens 48 Prozent hat für uns hohe Priorität. Grundsätzlich halten wir an der Rente mit 67 fest.
- Wir wollen die Personen stärken, die in die RV einzahlen können. Z. B. wollen wir Frauen den Weg aus der Teilzeit- in die Vollzeitbeschäftigung erleichtern und die Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit deutlich verbessern. Ein echtes Einwanderungsgesetz erhöht die Zahl der rv-pflichtig Beschäftigten. Mit besseren Arbeitsbedingungen ermöglichen wir den Beschäftigten ein gesünderes und längeres Arbeitsleben. Die Erhöhung des Mindestlohns auf 12 EUR zeigt deutliche Wirkung auf die Einnahmen in die RV.
- Eine Büger:innenversicherung soll perspektivisch alle Erwerbstätigen aufnehmen, im ersten Schritt werden die Abgeordneten und Selbständigen, die nicht durch eine andere RV abgesichert sind, in die Bürger:innenversicherung integriert.
- Arbeitgeber in Niedriglohnbranchen sollen verpflichtet werden, ihre Zahlungen für Beschäftigten an die Rentenkasse auf einen Mindestrentenbeitrag aufzustocken. So entsteht für die Arbeitnehmer:innen ein wirkungsvoller Schutz vor Altersarmut.
- Die Grundrente wird zu einer echten Garantierente weiterentwickelt, um Rentner:innen deutlich vor Armut zu schützen. Davon profitieren insbesondere Frauen. Wer 30 Jahre Beiträge an die RV zahlt, soll im Rentenalter (nach heutigem Stand) rund 1000 EUR erhalten.
- Die Riesterrente soll Stück für Stück in einen Bürgerfonds überführt werden, der öffentlich verwaltet wird und nicht auf dem Kapitalmarkt angesiedelt ist. Mit langfristigen Investitionen gewährleistet er attraktive Renditen. Bestehende Riester-Verträge haben selbstverständlich Bestandsschutz.
- Die betriebliche Altersversorgung wollen wir stärken, in dem alle Arbeitgeber:innen ihren Beschäftigten eine Betriebsrente anbieten. Mit dem Bürgerfonds können dies auch kleinere Unternehmen leisten, da sie kostengünstig ist.
Das sind die wesentlichen Maßnahmen für die zukünftige Rentenpolitik, die B90/Grüne in der nächsten Bundesregierung umsetzen wollen. Einige dieser Konzepte wurden bereits in der aktuellen Legislatur eingebracht, fanden aber keine Mehrheiten.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen einen Einblick in unsere solidarisch angelegte Rentenpolitik verschaffen.
Freundlichen Gruß
Anne Schumacher