blonde mittellange Haare, rotes Sakko
Anne-Monika Spallek
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Ina W. •

Als Erzieherin im U3 Bereich bin ich extrem vom Fachkräftemangel betroffen.was tun sie für uns

Drie Erzieherinnen die aktuell in der Kita sind werden wenn sich nichts ändert aus dem Beruf aussteigen oder zusammenbrechen ich wünsche mir konkrete Lösungen

blonde mittellange Haare, rotes Sakko
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Liebe Frau W. .

ja, die Lage ist dramatisch. „Das ,Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme‘ liefert uns klare Zahlen, die den dramatischen Fachkräftemangel in der frühkindlichen Bildung belegen: Das Personal reicht für eine kindgerechte Kita-Betreuung in NRW bei Weitem nicht aus. Mehr als drei von vier Kindern in NRW – genau beziffert: 77 Prozent – besuchen eine Kita-Gruppe, die keine kindgerechte Personalausstattung hat: Es fehlen Fachkräfte, um dem Bildungs-, Betreuungs- und Erziehungsauftrag gerecht zu werden. In diesem Bereich steht NRW deutlich schlechter da als im Vergleich mit dem Bundesdurchschnitt. Die aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung legt die Defizite offen: Dabei ist das Problem des Fachkräftemangels nicht neu. Familienminister Stamp hat das Problem aber verschlafen. Der dringend notwendige Ausbau der Ausbildungsplätze kommt nicht nur nicht voran, im Vergleich zu 2017 ist die Zahl der Schulplätze sogar gesunken. Die Qualität in unseren Kitas hängt unmittelbar von ausreichendem, qualifiziertem und motivierten Personal ab. Neben der Schaffung weiterer Ausbildungsplätze brauchen Erzieherinnen und Erzieher gute Arbeitsbedingungen, damit wir sie auch im System halten. Die schwarz-gelbe Landesregierung hat aber genau bei der Personalbemessung in den letzten vier Jahren nichts getan. Erzieher*innen werden dazu nicht angemessen bezahlt. Das kritisieren wir Grüne schon lange. Erzieher*innen und Lehrer*innen sind systemrelevant, diese Wertschätzung sollte sich in ihrer Arbeit, ihrer Bezahlung und in der Ausstattung widerspiegeln. Vor allem für KiTas und den Primarbereich werden wir die Investitionen deutlich erhöhen. Zur Finanzierung wollen wir eine Vermögenssteuer für sehr Reiche einführen.

Die Zeit, die Fachkräfte für die Kinder haben, ist entscheidend dafür, dass sich Kinder wohlfühlen und individuell gefördert werden können. Deshalb wollen wir mit Mindeststandards sicherstellen, dass sich Erzieher*innen und andere pädagogische Fachkräfte um höchstens vier unter Dreijährige oder neun Kinder ab drei Jahren gleichzeitig kümmern. Inklusive Einrichtungen benötigen abhängig vom Förderbedarf der Kinder einen besseren Betreuungsschlüssel. Darüber hinaus müssen sie genügend Zeit für Vor- und Nachbereitung, Zusammenarbeit mit Familien, Netzwerkarbeit im Sozialraum und Fortbildungen haben. Den Fachkräften in den KiTas stärken wir den Rücken mit Fachberatung, Supervisions- und Mentoring-Programmen, Lernortkooperationen und Unterstützung für berufliche Weiterentwicklung innerhalb des KiTa-Systems. Damit alle Kinder einen Platz in einer guten und inklusiven KiTa bekommen können, wollen wir das Engagement des Bundes beim Platzausbau weiterführen und verstärken.

Mit einer wirkungsvollen Fachkräfteoffensive wollen wir zudem für faire Ausbildungsvergütungen, Weiterentwicklungsmöglichkeiten und gute Arbeitsbedingungen sorgen, dabei darf die Ausbildung zum Erzieherinnenberuf nicht am Schulgeld scheitern. Um den Mangel an pädagogischen Fach- und Lehrkräften mit gut qualifiziertem Personal nachhaltig bewältigen zu können, wollen wir mit einem Bund-Länder- Programm hochwertige Quereinstiegsbildung fördern, bestehende Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebote stärken und gemeinsame Qualitätsstandards sichern.

Für diese notwendigen Maßnahmen braucht es einerseits eine ausreichende finanzielle Ausstattung der Länder, andererseits wollen wir die Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern und Kommunen verfassungsrechtlich absichern. Grundlage all dessen ist jedoch eine kluge, vorausschauende, mehr Flexibilität ermöglichende Bildungsfinanzierung, vor allem in den Grundschulen und KiTas, da hier die Basis gelegt wird. In Abstimmung mit den Ländern setzen wir uns für moderne, nachhaltige und einheitlichere Bildungsziele und die Umsetzung des grundgesetzlich verbrieften Sonderungsverbots ein. 

 

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