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Anke Rehlinger
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Frage von Jonas H. •

Frage an Anke Rehlinger von Jonas H. bezüglich Energie

Sehr geehrte Frau Ministerin,

in Ihrem Facebook-Beitrag vom 26. April 2021 mit der Forderung, das französische AKW Cattenom abzuschalten, betonen Sie die Notwendigkeit des "Hochlaufen(s) der erneuerbaren Energien". Im "Bundesländervergleich Erneuerbare Energien" des Bundesverbandes Erneuerbare Energien von November 2019 ist das Saarland erneut Schlusslicht (Link: https://www.unendlich-viel-energie.de/media/file/3381.Bundeslaendervergleich_EE_2019_Endbericht-web.pdf).

Gibt es inzwischen eine konsistente Energiewende-Programmatik sowie ambitionierte mittel- und langfristige Ziele für die Energiewende wie die Studie sie für das Saarland empfiehlt?

Freundliche Grüße

Jonas Heintz

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Heintz,

herzlichen Dank für Ihre Nachricht. Zunächst einmal ergibt sich die
Forderung zur Abschaltung des AKW Cattenom aus dem überaus hohen Risiko
durch den Weiterbetrieb dieser Anlage mit ihren vielen Fehlern
(„Pannenreaktor“). Die durch einen Reaktorunfall potentielle Gefährdung
der Bevölkerung im Saarland ist so groß, dass das AKW aus meiner Sicht im
Interesse unserer Bürgerinnen und Bürger so schnell wie möglich
abgeschaltet werden sollte. Die im April vorgestellte Studie bestätigt,
dass mit einer kurzen Vorlaufzeit von wenigen Jahren, evtl. auftretende
Versorgungsengpässe mit überschaubaren, z. T. sowieso anstehenden
Investitionen in Netzverstärkungsmittel beseitigt werden können.

Selbstverständlich gehört neben diesem Leistungsgleichgewicht auch ein
Ersatz der bisher vom AKW bereitgestellten Stromarbeit. Am besten
geschieht dies – auch im Sinne der notwendigen CO2-Reduktionen in der
Stromproduktion durch den Ausbau der Erneuerbaren Energien. Frankreich hat
– wie kürzlich auch in der Saarbrücker Zeitung zu lesen war – neuerdings
durchaus einen Schwerpunkt insbesondere auf die Produktion von Windstrom
in den besonders windhöffigen Gebieten am Meer und im Gebirge gelegt. Aber
auch Photovoltaik soll weiter ausgebaut werden.

In diesem Zusammenhang wurde auch der Ausbau der Erneuerbaren Energien im
Saarland adressiert. Schaut man lediglich auf die rund 500 MW an Windstrom
sowie die ebenfalls rund 500 MW Photovoltaik-Strom und vergleicht die
daraus produzierte Strommenge von ca. 1500 GWh mit dem Verbrauch, so kommt
man auf rund 20 %. Dies ist im Vergleich zu anderen Regionen in
Deutschland deshalb geringer, weil das Saarland wegen des hohen
Industriebesatzes einen deutlich höheren Stromverbrauch von ca. 8000 GWh
im Durchschnitt der letzten 20 Jahre hat. Bezogen auf die
Bevölkerungsdichte und das Flächenangebot für die Windenergie kann das
Saarland zumindest in den Mittelgebirgsbundesländern gut mithalten bzw.
belegt dies die Anstrengungen der letzten 10 Jahre im Ausbau.

Demgegenüber bewertet das Bundesländerranking des BEE aus unserer Sicht
viel zu sehr das Ankündigen und zusätzliche Förderinstrumente, ohne –
trotz guter Platzierung – mit tatsächlichen Erfolgen für den Klimaschutz
punkten zu können. Belege dafür finden Sie in einer Studie des Büros
Klärle aus 2020 zum Ausbau der Erneuerbaren Energien im Saarland. Dort und
in einer weiteren Studie zur Energieeffizienz sind auch wichtige
Handlungsempfehlungen zu finden, die nach Beratungen in den Gremien des
Energiebeirates aktuell in einen sog. Energiefahrplan 2030 münden sollen,
der das energiepolitische Handeln der Landesregierung in der laufenden
Dekade bestimmen wird.

Mit freundlichen Grüßen

Anke Rehlinger

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