Berlin / Hamburg, 25. September 2025 – Vom vollen Einsatz bis zur kompletten Funkstille: Im aktuellen Antwort-Ranking von abgeordnetenwatch erreichen 344 von 630 Bundestagsabgeordneten die Bestnote „hervorragend“. Gleichzeitig entziehen sich 181 Parlamentarier:innen weitgehend dem Dialog mit den Bürger:innen. Schlusslichter sind CSU und AfD.
Das Antwort-Ranking von abgeordnetenwatch zeigt, wie häufig Abgeordnete Bürger:innenfragen auf dem unabhängigen Dialogportal beantwortet haben – von „hervorragend“ bis gar nicht. Wegen der vorgezogenen Bundestagswahl erfolgt die Auswertung in diesem Jahr bereits sechs Monate nach der Konstituierung des Bundestages.
Das sind die Ergebnisse 2025:
- „Hervorragend“ – so werden Abgeordnete ausgezeichnet, die 90 bis 100 Prozent der Fragen beantworten. Diese Bewertung erhalten 344 Bundestagsabgeordnete.
- Ein „vorbildliches“ Antwortverhalten legen 14 Abgeordnete an den Tag, das heißt, sie haben 89 bis 80 Prozent der Fragen beantwortet.
- „Engagiert“ zeigen sich 39 Abgeordnete: Sie reagieren auf 79 bis mindestens 50 Prozent der Fragen.
- Keine Auszeichnung erhalten 181 Abgeordnete.
- Bei 52 Abgeordneten gab es keine Wertung, da sie bislang keine Bürger:innenfrage erhalten haben.
- Seit Beginn der Legislaturperiode am 25. März 2025 wurden den Bundestagsabgeordneten 5.388 Fragen auf abgeordnetenwatch gestellt, von denen sie 3.782 beantworteten. Damit liegt die Antwortquote mit 70 Prozent sieben Punkte unter dem Vorjahreswert.
- Diesjähriger Spitzenreiter ist Kanzleramtsminister Thorsten Frei (CDU). Er beantwortete in den letzten sechs Monaten alle 314 an ihn adressierten Fragen. Auf Platz zwei folgt Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) mit 146 Antworten (100 Prozent). Das Treppchen komplettiert Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD), die auf Platz drei ebenfalls alle 139 Fragen beantwortet hat.
- Am Ende des Rankings stehen mehrere prominente Politiker:innen, die bislang keine einzige Frage beantwortet haben. Den letzten Platz belegt Bundeskanzler Friedrich Merz mit 151 unbeantworteten Fragen, gefolgt von Vizekanzler Lars Klingbeil (SPD), der 89 Bürger:innenfragen unbeantwortet lässt. Auch Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU), Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), CDU-Fraktionschef Jens Spahn und AfD-Fraktionsvorsitzende Alice Weidel bleiben bislang jede Antwort schuldig.
- Parteien-Ranking 2025: Am besten schneiden die Grünen mit einer durchschnittlichen Antwortquote von 93 Prozent ab, gefolgt von der SPD (82 Prozent) und Die Linke (81 Prozent). CDU-Abgeordnete kommen im Schnitt auf 63 Prozent – noch weniger reagieren AfD (59 Prozent) und CSU (58 Prozent). Der einzige Abgeordnete des SSW beantwortet 100 Prozent seiner Fragen.
„Gerade in Zeiten von Krisen und Populismus ist der offene Dialog zwischen Abgeordneten und Bürger:innen unverzichtbar“, sagt Alexander Kukuk, Projektmanager bei abgeordnetenwatch. „Hohe Antwortquoten zeigen, dass Abgeordnete diesen Dialog ernst nehmen. Wenn Fragen hingegen unbeantwortet bleiben, entsteht der Eindruck von Distanz und Intransparenz – und das schadet dem Vertrauen in die Politik.“
Die Antwortquote zeigt, wie offen Abgeordnete für den Dialog mit den Bürger:innen sind. Ob ihre Antworten überzeugen, bleibt der Einschätzung der Bürger:innen überlassen.
Wie der Dialog auf abgeordnetenwatch funktioniert
abgeordnetenwatch ermöglicht seit über 20 Jahren eine überparteiliche und sachliche Kommunikation zwischen Bürger:innen und ihren Abgeordneten, auf Augenhöhe und für alle sichtbar. Jede Frage wird von einem Moderationsteam geprüft und nur dann veröffentlicht, wenn sie nicht gegen den Moderationscodex verstößt. So bleiben Beleidigungen, diskriminierende Inhalte oder Fragen ohne Mandatsbezug außen vor. Auf der spendenfinanzierten Dialogplattform sind bislang über 300.000 Fragen eingegangen. So ist ein digitales Wähler:innengedächtnis entstanden, das den politischen Dialog transparent macht und politische Positionen dauerhaft öffentlich nachvollziehbar hält.
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Presse-Service:
Das bundesweite Ranking aller 630 Bundestagsabgeordneten, das Ranking nach Parteien sowie die Rankings aller Bundesländer finden Sie hier. Die Tabelle mit der Auswertung aller Abgeordneten finden Sie im Anhang.
Für Nachfragen und Interviews stehen wir gerne zur Verfügung.
Ansprechpartnerin:
Sarah Schönewolf
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit abgeordnetenwatch
Mobil: 0176 - 63212838
Tel: 040 - 317 69 10 20
schoenewolf@abgeordnetenwatch.de
Zur Methodik:
Mit unserem Antwort-Ranking werten wir einmal pro Jahr das Antwortverhalten der Bundestagsabgeordneten aus. In das Ranking sind alle Fragen von Bürger:innen an die Abgeordneten eingeflossen, die seit der konstituierenden Sitzung am 25. März 2025 bis zum 8. September um 23:59 Uhr eingegangen sind.
Stichtag für die Antworten der Abgeordneten war der 22. September um 12:00 Uhr. Auf diese Weise wurde sichergestellt, dass die Abgeordneten ausreichend Zeit für die Beantwortung aller Fragen hatten.
Außerdem wurden die Abgeordneten am 22. Juli, am 27. August und am 11. September per E-Mail über das Konzept des Rankings informiert und an die diesjährigen Fristen erinnert.
Pro Bundesland gibt es ein Ranking mit allen Abgeordneten der Region, das parallel zum bundesweiten Ranking veröffentlicht wird.
Sogenannte Standardantworten, also Antworten, die sich inhaltlich nicht auf die Fragen beziehen, sondern z.B. auf andere Kommunikationskanäle verweisen, werden nicht als Antwort gewertet. Ausgenommen hiervon sind Fragen, die Abgeordnete nicht im Zusammenhang mit ihrer Abgeordnetentätigkeit, sondern z.B. mit ihrer Minister:innenfunktion erhalten haben. Hier können sie auf andere Antwortkanäle verweisen.
Auszeichnungen:
- Antwortquote zw. 100% - 90% = Auszeichnung „hervorragend“
- Antwortquote zw. 89% - 80% = Auszeichnung „vorbildlich“
- Antwortquote zw. 79% - 50% = Auszeichnung „engagiert“
- Antwortquote zw. 49% - 0% = keine Auszeichnung
- keine Fragen = keine Auswertung