
(...) Seit Sie Ihre Frage formuliert haben, hat sich der Deutsche Bundestag intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt. Neben dem von Gesundheitsminister Spahn und einigen Abgeordneten vorgestellten Gesetzentwurf zur "Widerspruchslösung", der - kurz gefasst - jeden Bürger zum Organspender macht, der nicht zu Lebzeiten widersprochen hat, gibt es noch einen zweiten, überfraktionellen Entwurf, "pro einer verbesserten Zustimmungslösung", an dem ich selbst auch aktiv mitgewirkt habe. (...)

(...) Die Bürger unseres Landes sind frei und mündig. Warum sollte der Staat bei solch einer ethischen Frage für die Bürger entscheiden? Jedem steht es frei, einen Organspendeausweis mit sich zu führen. (...)

(...) Ich bin Organspender und werbe für die Organspende. Die Widerspruchslösung lehne ich ab. Für mich ist sie eine Deformation der Selbstbestimmung. (...)

(...) Die Widerspruchslösung ist in der Debatte um das Transplantationsgesetz einer von vielen interessanten Vorschläge, um dieses Ziel zu erreichen. Allerdings ist dies eine schwierige, ethische Debatte, die mit einem einfachen "Ja" oder "Nein" für mich nicht zu beantworten ist. Meine Fraktion wird sich die genauen Hintergründe und Einzelheiten der unterschiedlichen Regelungen in den EU-Ländern ansehen und untersuchen. (...)

(...) Die Entscheidungslösung im Transplantationsgesetz zu ändern, ist derzeit noch nicht geplant. Jedoch ist es wichtig diese Diskussion auch in Deutschland zu führen. (...)

(...) ergänzend zu meiner vorigen Antwort halte ich es kurzfristig aber auch für sinnvoll, Defizite im deutschen Organspendesystem abzustellen, die auf Ebene der Krankenhäuser existieren. Laut einer aktuellen Studie scheitert die Organspende häufig nicht am Widerspruch, sondern an der Identifikation von Spendern und der unzureichenden Infrastruktur in Krankenhäusern. (...)