Düngeverordnung: Wie sich die Bundesregierung für die Interessen der Agrarlobby stark machte
In letzter Minute hat Deutschland kürzlich EU-Strafzahlungen wegen der Nichtumsetzung der Düngeverordnung abgewendet. Doch warum nahm die Bundesregierung lange Zeit die drohenden Strafen von 800.000 Euro pro Tag in Kauf? Interne Schreiben zeigen, wie die Regierung gegenüber der EU-Kommission auf ähnliche Argumente wie der Deutsche Bauernverband setzte, die Positionen von Naturschutzverbänden jedoch weitgehend ignorierte. Das liegt auch an einer engen Verflechtung von Politik und Agrarlobby.
von Susan Jörges, 30.04.2020
Kommentare
Christian Apprecht am 30.04.2020 um 13:10 Uhr
PermalinkIch finde es wichtig, dass Fachorganisation, wie es die Lobbyorganisationen nunmal auch sind, in den politischen Meinungsbildungsprozess einbringen. Und wenn ihre Argumente überzeugen, warum sollen politische Entscheidungsträger da nicht auch zustimmen. Beispiel Messnetz: Man muss wirklich mal vor Ort gewesen sein und sich die Lage der meisten Messstellen mal anschauen. Wer nur ein wenig Verstand hat, wird nachvollziehen können, warum die Landwirte seit Jahren ein Problem mit den Messstellen haben. Wenn neben ehemals wilden Müllkippen, Schlammdeponien, an Friedhöfen, an oder in Ortslagen (die erst spät oder noch gar nicht an die zentrale Abwasserentsorgung angeschlossen wurden) oder sonstig fragwürdigen Orten die Werte nicht in Ordnung sind, wenig weiter mit der gleichen Landwirtschaft die Werte gut sind, muss man solche Kritik schon anbringen dürfen. Konstruktiv wird sie, wenn man auch Auswege vorschlägt.
Sandra K. am 30.04.2020 um 15:11 Uhr
Antwort auf Ich finde es wichtig, dass… von Christian Apprecht
PermalinkDas Problem ist glaube ich weniger, dass sich ein Interessenverband einbringt, sondern dass seine Positionen durch die starke personelle Verflechtung mit der Politik eher gehört werden als die anderer Interessenverbände. Das lässt sich ja auch auf ganze andere Bereich übertragen, z.B. die Autolobby. Und dass deren Argumente stets überzeugender sind als die von Umweltverbänden, weswegen die Politik in den allermeisten Fällen Positionen der Autoindustrie berücksichtigt, ist nicht nachvollziehbar.
J.M. am 03.05.2020 um 09:54 Uhr
Antwort auf Ich finde es wichtig, dass… von Christian Apprecht
PermalinkHier offenbart sich genau das Verständnisproblem der Laien: Grundwasserkörper sind eben keine 'stillen Seen' im Boden. Sie haben unregelmässigen Ausdehnungen und durchaus verschiedene Anströmrichtungen. Genau deshalb messen Hydrogeologen oder andere Fachleute eben NICHT immer direkt im Acker, sondern dort, wo es hydrogeologischen Sinn ergibt. Aber für geochemische und hydrogeologische Prozesse sollte man eben das passende studiert haben und 'nicht nur' Lobbymitglied sein.
Franz Kurz am 03.05.2020 um 09:16 Uhr
PermalinkIn 75 Jahren ißt der Mensch 1500mal sein Gewicht: 300 Ztr. Kartoffeln; 150 Ztr. Gemüse; 200 Ztr. Brot und Brötchen; 150 Ztr. Fleisch (15-20 Schweine, 4 Rinder, 4 Kälber, 3 Hammel); 50 Ztr. Fische; 60 Ztr. Butter und Margarine; 25 Ztr. Käse; 60 Ztr. Zucker; 50 Ztr. Süßigkeiten; 18-20 000 Eier; 7000 Ltr. Milch; 20 000 Ltr. Kaffee, Tee, Kakao; 15 000 Ltr. Spirituosen (Bier, Wein, Liköre etc.) und chemisch medizinische Präparate ohne Zahl.
Der gesunde und damit widerstandsfähige Mensch (widerstandsfähig gegenüber Viren) brauch eine 'gesunde' Erde. Das ist der Stoff, aus der er gemacht ist. Dieser Zusammenhang wird geflissentlich übergangen!
Hermann Gerling am 03.05.2020 um 10:58 Uhr
PermalinkDas Bestreben der Landwirte ist ein hoher Wirkungsgrad , im Idealfall ganz ohne Düngerverluste . Diesem Bestreben stehen andere Anforderungen entgegen . Marktwirtschaftlich(wachsen oder weichen), Verbraucherschutz ,sogar Umwelt-und Tierschutz .Beispiel ist der Verbot betäubungsloser Kastration bei Schweinen . Die hohen Kosten können nur industrielle Großbetriebe kompensieren , der erhöhte Anfall von Gülle verschärft die Düngeproblematik . Auch ist die Düngeverordnung nicht nachvollziehbar . Meinen Informationen nach werden Landwirte sanktioniert , die eine Auswaschung mittels Gründünger vermindern. Auch sind die starren Regeln eher kontraproduktiv . Die Natur hält sich nicht an menschengemachte Gesetze .
Karl Mogl am 03.05.2020 um 10:59 Uhr
PermalinkDer Text in "Sperrzeiten" sollte vielleicht noch einmal überarbeitet werden.
Zitat 1:" Zwar ließ sich die Bundesregierung nicht auf die Forderung des Bauernverbandes nach einem Verbot der Herbstdüngung ein." Wie bitte: Der Bauernverband hat ein VERBOT der Herbstdüngung gefordert??? Vielleicht hat er eine LOCKERUNG deises Verbots gefordert!
Zitat 2:"Der Nährstoffbedarf einer Pflanze hinge von ... der Befahrbarkeit der Böden ab, ..."
Der Nährstoffbedarf einer Pflanze hängt sicher nicht von der 'Befahrbarkeit der Böden' ab. Beispiel: In der Hauptwachstumsphase Mai bis Juli ist der Nährstoffbedarf viler Pflnzen sicher ausgesprochen hoch. Der sinkt auch nicht nach einer Woche Dauerregen. Dann sind aber die Böden praktisch nicht befahrbar, weil die schweren Maschinen in den aufgeweichten Böden bis zu den Achsen versinken und auf den Feldern horrende Schäden anrichten würden.
F. Wagner am 03.05.2020 um 14:17 Uhr
Antwort auf Der Text in "Sperrzeiten"… von Karl Mogl
PermalinkNicht die Bauern werden sanktioniert sondern alle Verbraucher, die muessen naemlich fuer die Wasserreinigung aufkommen. Und sollte DE doch noch Strafzahlungen taetigen muessen, dann sind es wieder die deutschen Steuerzahler die fuer den Raubbau der Bauern an der Natur geradestehen soll. Diese Regelung mit den EU Strafen ist sowieso eine Geschichte aus dem Tollhaus, man sollte natuerlich die Politiker bestrafen und nicht unbeteiligte Dritte. DEnn der Waehler hat keinen Einfluss mehr auf Politiker, wenn diese erstmal gewaehlt sind, und da dem so ist sollten Politiker auch voll haftbar fuer etwaige Strafzahlungen sein, die vorsaetzlich wie in diesem Fall herbeigefuehrt werden.
abgeordnetenwatch.de am 04.05.2020 um 11:14 Uhr
Antwort auf Der Text in "Sperrzeiten"… von Karl Mogl
PermalinkHallo Herr Mogl, vielen Dank für Ihre Rückmeldung. Wir schauen uns die besagten Textstellen noch einmal an.
Adalbert Mauch am 07.05.2020 um 14:10 Uhr
PermalinkUnverständlich, weshalb die Landwirte immer noch die Gülle direkt auf die Felder ausbringen dürfen. Schon längst könnte man Gülle in Gärtanks einen Monat lang zu Biogas und unschädlicher Komposterde umarbeiten. Dann wäre der Natur und der Energiegewinnung geholfen. Scheinbar versagen hier die Landwirtschaftsbehörden mit der Schaffung von Organisationsstrukturen. Die Politiker hauptsächlich in der CDU/CSU sind hier zu sehr lobbyverseucht und beeinflusst.
Jeder Bürger darf seinen Abfall auch nicht irgendwo entsorgen, sondern über streng reglementierte Abfallentsorger muss er diesen loswerden.
Eine solch ähnliche Biogasrichtlinie fehlt bei den Gülleproduzierenden. Statt dessen lassen Grossagrarier Mais und ähnliche Kräuter anbauen, um ihre Biogasanlagen zu bedienen.
Manfred Schneider am 15.05.2020 um 14:30 Uhr
PermalinkIch kann es nicht oft genug betonen:
Hinterhältigkeit u. doppeltes Spiel ist eines der Hauptmerkmale der CDU/CSU .
Wie kann es ausserdem sein, daß Agrarpolitiker gleichzeitig im Bauernverband Spitzenpositionen innehaben u. auch noch doppelt bezahlt werden ? Hier wird der Bock zum Gärtner gemacht, aber das ist ja ganz im Sinne der Partei, nicht wahr, Frau Merkel ?
Wieso wird diese Regelung u. viele andere unsinnige nicht sofort gestoppt ?
Es zeigt sich immer mehr, dass unsere Verfassung u. auch das Parteiengesetz dringend überarbeitet werden müssen. Ebenso sollten sich korrupte Politker vor Gericht verantworten müssen, aber dafür sind ja die Hürden bewusst hoch gelegt worden......, aber vielleicht gibt es eine höhere Macht , welche dies noch regelt.
Badenermichel am 31.05.2020 um 07:27 Uhr
Antwort auf Ich kann es nicht oft genug… von Manfred Schneider
PermalinkSolange bei uns CDU/CSU, SPD, FDP und GRÜNE gewählt werden wird sich gar nichts ändern!
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