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Wolfgang Wöhrmann
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Frage von Sanjay K. •

Frage an Wolfgang Wöhrmann von Sanjay K. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Was ist Ihre Position zu der Abschiebung von Mohammed Nuruzzaman?
Mohammed Nuruzzaman hat sein Heimatland Bangladesch verlassen, weil er dort keine Lebensperspektive hatte. Er lebt seit 2014 in Bielefeld und hat seitdem alles in seiner Macht Stehende getan, um seinen Unterhalt eigenständig zu gewährleisten, Deutsch zu lernen und einen Beitrag zum kulturellen Leben der Stadt zu leisten.
Er beteiligte sich bereits unmittelbar nach seiner Ankunft an der Gründung der Theater-AG des AK Asyl e.V. in Bielefeld, die im April 2015 ihre erste Aufführung hatte. In der Gruppe hat er mit anderen geflüchteten und nicht geflüchteten Menschen zusammengearbeitet, um Perspektiven für die gemeinsame Lebensrealität zu erarbeiten und in öffentlichen Aufführungen zur Diskussion zu stellen. Er hat eine wesentliche Rolle in der Gruppe und ist fest für das Kulturprogramm eingeplant.
Sobald er Grundkenntnisse in der deutschen Sprache erworben hatte, suchte er sich einen Ausbildungsplatz. Als ihm die Firma Robert Neudeck einen Ausbildungsplatz als Lagerlogistiker angeboten hatte, stellte er bei der zuständigen Ausländerbehörde Bielefeld am 21.06.2016 einen Antrag auf Ausbildungsduldung. Am 19.07.2016 wurde ihm eine „Erlaubnis zur Ausübung der Ausbildung“ erteilt, eine explizite Ausbildungsduldung jedoch nicht.
Um seinen Unterhalt eigenständig zu gewährleisten, verzichtete Mohammed gänzlich auf Freizeit und beantragte darüber hinaus die Erlaubnis zur Ausübung einer Nebentätigkeit in der Gastronomie, die ihm am 14.11.2016 gewährt wurde.
Da er stets nur befristete Duldungen erhielt, lebte er in stetiger Unsicherheit darüber, wie es mit seinem Leben weitergehen würde. Derart verunsichert arbeitet Mohammed effektiv in einer 7 Tage Woche. Darüber hinaus engagiert er sich weiterhin in der Theater-AG und trägt so zur Verständigung und zum kulturellen Leben der Stadt bei.
Nun ist durch die zum 21. September geplante Abschiebung seine Hoffnung auf ein gesichertes Leben zutiefst erschüttert.

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Antwort von
MLPD

Hallo S. K.,

um ihre Frage, wie meine Position zur Abschiebung von Mohammed Nuruzzaman ist, gleich zu beantworten: Ein klares NEIN zur Abschiebung. Wie ihrem Bericht zu entnehmen ist, hat er alles dafür getan, eine neue Lebensperspektive zu gewinnen und bringt sich überaus engagiert in das gesellschaftliche Leben in Bielefeld ein. Was soll man eigentlich mehr tun? Wenn ich mich recht entsinne, habe ich selbst die erste Aufführung im April 2015 im Rathaus in Bielefeld gesehen. Leider kann ich ihrem Text nicht entnehmen, ob und was getan wird, um die Abschiebung noch zu verhindern?
Leider wird auch hier erlebbar, wie die Hoffnung "man müsse nur alles dafür tun, um sich hier zu integrieren" tief enttäuscht wird. Hintergrund ist die gerade in der Flüchtlingspolitik nach rechts rückende Regierung und mit ihr aller bürgerlichen Parteien. Abschiebungen nach Afghanistan, Bangladesch und anderen Ländern, Abschottung vor weiteren Flüchtlingen sind da zwei Seiten einer Medaille. Wenn es nach der Bundesregierung und der EU geht, sollen die flüchtenden Menschen nicht mehr im Mittelmeer ertrinken, sondern gleich in die Wüste geschickt werden. Flüchtlinge werden behandelt wie Menschen 3. Klasse - sie sollen nur bleiben können, wenn sie der Wirtschaft nutzen! Ich bin konsequent gegen diese Spaltung und für das Recht auf Flucht! Flüchtlinge brauchen Solidarität und Hilfe - statt Entrechtung und Abschiebung!
Es gib jetzt 67 Millionen Flüchtlinge auf der Welt. Diese Zahl wird noch zunehmen. Diese Menschen werden auf Grund von Umweltkatastrophen, Kriegen wie in Syrien oder wachsender Armut / Verelendung oft nur die Flucht als einzigen Ausweg erkennen. Der Kapitalismus bringt immer mehr dieser Krisen hervor! Der Kapitalismus und seine Verfechter werden dieses Menschheitsproblem nicht lösen können und wollen. Letztendlich ist dies auch der Hintergrund für die Situation von Mohammed und vieler anderer von Abschiebung betroffenen Flüchtlinge. Dies zu ändern, dafür stehe ich, das Internationalistische Bündnis. Es steht für eine gesellschaftsverändernde, antikapitalistische Bewegung - in der die Zusammenarbeit und die Solidarität mit Geflüchteten selbstverständlich ist. Es steht für eine Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung. Das kann meiner Meinung nach nur der echte Sozialismus sein. Sich an dieser Bewegung zu beteiligen und zu informieren lade ich herzlich ein, mit einem Besuch des Aktionsstands der Wählerinitiative Ostwestfalen (Internationalistische Liste/MLPD) am 23.09.17, ab 12 Uhr, Nähe Karstadt in Bielefeld. Da besteht die Gelegenheit zum Informations- und Gedankenaustausch zur angedrohten Abschiebung von Mohammed.

Mit herzlichen Grüßen
Wolfgang Wöhrmann