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Walter Altvater
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Frage von Dr. Eugen M. •

Frage an Walter Altvater von Dr. Eugen M. bezüglich Recht

Sehr geehrter Herr Altvater,

Sie schreiben, dass Ihnen keine gesetzlichen Benachteiligungen von Männern bekannt sind und verweisen mich statt dessen auf vermeintliche Benachteiligungen von Frauen. Benachteiligungen von Männern sind jedoch in öffentlich zugänglichen, behördlichen Quellen ohne weiteres nachzulesen. An Beispielen hier aus Platzgründen nur einige wenige. Ausführliche Zusammenstellungen finden Sie unter www.manndat.de/typo3/index.php?id

Gesundheit:
Die gesetzliche Hautkrebs-Früherkennung beginnt bei Frauen mit dem 30., bei Männern aber erst mit dem 45. Lebensjahr, obwohl es in dieser Altersgruppe bei Männern etwa 50% mehr Hautkrebsneuerkrankungen als bei Frauen gibt. (vgl. Krebsatlas des DKFZ). Der Gemeinsame Ausschuss der Krankenkassen und der Ärzte hat bestätigt, dass diese Ungleichbehandlung nicht wissenschaftlich begründet ist.

Bildung:
Jungen haben ein signifikant schlechteres Bildungsniveau und eine signifikant schlechtere Bildungsbeteiligung als Mädchen. Die OECD resümierte in ihrer PISA-Studie u.a., dass das Bildungsdefizit der Jungen eine "große bildungspolitische Herausforderung" darstelle. Dies war im Jahr 2000. Trotzdem werden die Jungen weiterhin aus bildungs- und jugendpolitischen Maßnahmen (z.B. dem Zukunftstag) gezielt ausgegrenzt.

Arbeitmarkt:
Es gibt inzwischen etwa 700.000 männliche Arbeitslose mehr als weibliche. Junge Männer sind sogar doppelt so häufig arbeitslos wie Frauen, und die Differenz wird immer größer (Bundesagentur für Arbeit, 2/2003). In der Altersgruppe bis 25 Jahre sank die Arbeitslosenzahl unterdessen bei Frauen um 4,2 Prozent, bei Männern stieg sie um 54,4 Prozent. Des ungeachtet gibt es eine Unzahl von speziellen Berufsförderungsmaßnahmen für Mädchen und Frauen, aber nichts annähernd vergleichbares für Jungen und Männer.

Gleichstellung:
In den Kommunalverwaltung Baden Württembergs z.B. betrug der Anteil der weiblichen Beschäftigten schon im Jahr 2000 über 60%. Trotzdem wird das Gleichstellungsgesetz weiter zum Nachteil von Männern aufrecht erhalten. Demnach müssen Frauenförderpläne und Frauenvertretungen sogar in völlig frauendominierten Berufen erstellt werden, z.B. im Erziehungswesen.

Ich frage Sie also, ob Sie als Abgeordneter und Mitglied einer frauendominierten Partei bereit sind, an der Beseitigung solcher männerspezifischen Benachteiligungen mitzuwirken, oder ob Sie sich nur für die Belange von Frauen für zuständig betrachten.

Mit freundlichem Gruß,
Dr. Eugen Maus, Frankenthal

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Herr Dr.Maus,
ich bin sehr stolz darauf in einer, wie Sie es nennen "frauendominierten" Partei, Politik zu machen und werde mir auch künftig weder von Ihnen, noch von jemand anders erzählen lassen, dass in Wirklichkeit die Männer benachteiligt sind. Allerdings weiss ich, dass es neben Benachteiligung wegen der Geschlechtszugehörigkeit auch soziale Benachteiligung gibt. Hier macht mir vor allem Sorge, dass Berufe, die wenig Qualifikation brauchen, in der Industrie faktisch aussterben. Das waren bisher oft typische "Männerberufe". Männer aus bildungsfernen Schichten haben tatsächlich mit Benachteiligungen zu kämpfen (Frauen aber auch). Aus diesem Grund ist es dringend erforderlich im Bereich Schule und Vorschule nicht nur über PISA und Finnland zu reden, sondern im Sinne von "Best Practice" auch die skandinavischen Vorbilder zu übernehmen. Dazu brauchen aber die Kommunen und Länder auch das erforderliche Geld.

Das wir dieses Geld hier nicht haben, verdanken wir unter anderem einem Weltbild mit dem Mann als "Ernährer", während "drinnen" die tüchtige und züchtige Hausfrau "waltet".

Was nun die schlechtere Gesundheit und das schlechtere Bildungsniveau bei Männern angeht, so ist dies empirisch belegbar, aber eben nicht, wie sie meinen, die Folge gesetzlicher Benachteiligung. Es ist eher der Preis der Dominanz. Stichwort: "Ein Junge weint nicht und ein richtiger Mann kennt keinen Schmerz". Der Junge oder Mann geht dann halt nicht, wie die "wehleidigen" Frauen wegen jedem "Wehwechen" zum Arzt, solange bis aus dem "Wehwechen" eine tödliche Krankheit geworden ist. Vielleicht lesen sie mal von Hegel in der "Phänomenologie" über die Dialektik von Herr und Knecht. Ich glaube das charakterisiert das von Ihnen aufgeworfene Problem besser. "Herr" sein bedeutet eben auch faul sein und die Arbeit anderen überlassen und darin liegt eben von Anfang an, so Hegel, auch der Keim des Untergangs jeder Herrschaft, auch der der Männer. Da ich sowieso so kein Freund von "Herr"schaft, egal welcher Coleur, bin, habe ich damit kein Problem.

Gruss
Walter Altvater