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Tiemo Wölken
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Frage von Florian K. •

Können Sie sich vorstellen, dass die EU Software Unternehmen finanzieren (und ggf. gründen) würde, um digital unabhängig von börsennotierten Großkonzernen zu werden?

Als IT-Systemadministrator sind fast alle (Software-)Produkte mit denen ich in Berührung komme von börsennotierten, amerikanischen Großkonzernen.

Meines Erachtens nach ist die tiefgreifende Abhängigkeit von Software aus solchen Quellen stark Risikobehaftet. Auch wenn wir diesen Unternehmen keine schadhaften Hintergedanken unterstellen.

Die extreme Zentralisierung von z.B. Cloud schafft ein enormes Ausfallpotenzial.

Oft scheinen Handlungen dieser Unternehmen durch Anteilseigner beeinflusst zu werden und nicht mehr an den Bedürfnissen der Kunden. Viele der Produkte entwickeln sich in die Richtung von Abo Modellen und werden für kleinere Unternehmen unbezahlbar, wodurch Sicherheitsaspekte oft als erstes vernachlässigt werden. Sicherheit ist teuer.

Ein EU finanziertes Unternehmen, welche ein bestehendes Open Source Betriebssystem stätig weiterentwickelt, kann Endanwendern eine Alternative bieten und die Lizenzkosten für z.B. Verwaltungen verringern, welche als erste Kunden dienen könnten.

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr K.,

Ich setze mich dafür ein, dass wir auf EU-Ebene stärker europäische Alternativen zu großen Tech-Unternehmen aus den USA oder China fördern. Dabei gibt es keine einfache Lösung, die das Problem der zu großen Abhängigkeit von heute auf morgen behebt, sondern wir brauchen einen konzertierten Maßnahmenkatalog. Dazu gehört finanzielle Förderung, gerade für wichtige Open Source-Projekte, aber auch smarte Regulierung, die das Oligopol von Big Tech bricht. Einen Teil haben wir schon im letzten Mandat auf den Weg gebracht, z.B. mit den Interoperabilitätskriterien für Messenger-Dienste im Digital Markets Act oder der Verpflichtung im Data Act für Cloud-Anbieter, die bald das Switching ihrer Kunden zu alternativen Diensten ermöglichen müssen. In diesem Mandat muss es darum gehen, diese ersten Ansätze sinnvoll zu ergänzen, z.B. indem wir stärker die Möglichkeiten der öffentlichen Beschaffung nutzen und über (Daten-)Sicherheitskriterien den Einsatz europäischer Cloud- und Software-Lösungen im öffentlichen Bereich forcieren, oder über die Ansiedelung neuer Industriecluster die Halbleiterindustrie in Europa wieder stärken. Klar ist, dass das kein einfacher Weg wird, aber ich bin überzeugt, dass uns diese Mammutaufgabe gelingen kann, wenn wir zusammen anpacken.

Mit freundlichen Grüßen

TIemo Wölken

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