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Stephan Hilsberg
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Frage von ines k. •

Frage an Stephan Hilsberg von ines k. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

hallo herr hilsberg, wir alle kenne die bildungssituation in unserem land. mich würde interessieren warum den lehrern am elsterschloss-gymnasium die stunden gekürzt werden, obwohl es schon jetzt jede menge ausfall gibt und unterrichtsstoff nachgeholt werden muss. ich habe als elternteil das gefühl, dass ich mein abi noch einmal machen muss und auch gleichzeitig als lehrer einen zusatzjob. im bildungsministerium scheint man sich nicht im klaren zu sein was man mit ignoranz und dilettantismus anrichtet. das abitur in 12 jahren scheint bei dem jetzigen chaos in brandenburg nicht möglich und man wundert sich, dass schüler aus den randgebieten nach sachsen zur schule gehen. ich wundere mich nicht mehr, sondern bedauere, dass ich mein kind nicht auch nach riesa geschickt habe.

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Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau Klose,

vielen Dank für Ihre e-Mail, in der Sie auf grundsätzliche Probleme des brandenburgischen Bildungssystems, insbesondere der Einführung des 12jährigen Abiturs und des Lehrermangels eingegangen sind.

Die Entscheidung in Brandenburg das 12jährige Abitur einzuführen, beruht auf dem eingängigen Argument, dass die Schul- und Studienzeiten in Deutschland im internationalen Vergleich zu lange dauern, und die Berufsanfänger damit relativ alt sind. Die OECD (Organisation for Economic Co-operation and Development) warnt bereits seit Jahren vor einer möglichen Schlechterstellung der deutschen Jugendlichen im europäischen Wettbewerb. Mit dem Abitur nach 12 Jahren soll dem entgegengewirkt werden. Mit Einführung der Veränderung ändert sich die Bedeutung der Jahrgangsstufe 10. Sie hat nunmehr eine Doppelfunktion, indem sie das letzte Jahr der Sekundarstufe I und gleichzeitig das erste der gymnasialen Oberstufe übernimmt. Die Reform des Schulsystems sieht ebenfalls vor, die Anforderungen an die Schüler im internationalen Vergleich zu standardisieren. Ab der Jahrgangsstufe 9 sieht das neue Schulmodell eine Stundenzahl von 34 h bzw. in der Jahrgangsstufe 10 von 35 h vor. Darüber hinaus wurde der Unterrichtsstoff in Brandenburg kritisch geprüft, die Rahmenlehrpläne modernisiert, so dass die "gewonnene" Zeit sinnvoll genutzt werden kann.

Sie haben sich in ihrem Schreiben auf einen Vergleich zwischen dem Elsterschloss-Gymnasium und dem Gymnasium in Riesa bezogen. Laut Angabe des Schulverzeichnisses ZENSUS in einer Erhebung des Landes Brandenburg beträgt der Prozentsatz der ersatzlos ausgefallenen Unterrichtsstunden am Elsterschloss-Gymnasium im zweiten Halbjahr des Schuljahrs 2007/2008 in der Sekundarstufe I 1,8 Prozent und in der Sekundarstufe II 2,3 Prozent. Beide Prozentsätze liegen dabei 0,1 Prozent bzw. 0,7 Prozent unter dem Landesdurchschnitt.

In Riesa gibt es zwei Gymnasien, zum einen das Städtische Gymnasium Riesa zum anderen das Werner-Heisenberg-Gymnasium. Der Anteil der ersatzlos ausgefallenen Unterrichtsstunden liegt am Städtischen Gymnasium bei 2,3 Prozent und am Werner-Heisenberg-Gymnasium bei 3,2 Prozent. Ich sehe also hier keinen bemerkenswerten Unterschied zwischen den beiden Gymnasien.

Unterschiede zeigen sich jedoch im direkten Vergleich des Verhältnisses Lehrer-Schüler. Im Elsterschloss-Gymnasium kommen auf einen Lehrer ungefähr 14 Schüler, wohingegen beispielsweise im Werner-Heisenberg-Gymnasium auf einen Lehrer ungefähr 10 Schüler kommen (Stand: September 2007). Obwohl die Zahl am Elsterschloss-Gymnasium somit knapp unter dem Bundesdurchschnitt liegt, kann ich durchaus nachvollziehen, wenn Sie mit dem Betreuungsangebot nicht zufrieden sind und auf die Verhältnisse im sächsischen Nachbarland schauen.

Die Landesregierung in Potsdam ist sich dem Problem bewusst und handelt entsprechend. Eine Patentlösung für die unbefriedigende Lage liegt im Augenblick jedoch nicht vor, zumal die Lage an den Schulen in Brandenburg je nach Region sehr unterschiedlich ist. Es liegen zurzeit Verbesserungsvorschläge vor, die in die Richtung gehen, die Vertretungsreserve drastisch zu erhöhen oder den Schulen ein eigenes Budget zur Verfügung zu stellen um selbst Vertretungslehrer engagieren zu können.

Die Situation, die Sie schildern ist sehr ernst, deswegen werde ich mich bezugnehmend auf ihr Schreiben mit einer Anfrage an das Ministerium wenden und das Gespräch mit der bildungspolitischen Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion suchen.

Ich hoffe, Sie können meine Antwort annehmen und verbleibe

mit freundlichem Gruß.
Stephan Hilsberg