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Frage von Maik P. •

Frage an Steffen Kampeter von Maik P. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrter Herr Kampeter,

in letzter Zeit kommt in der öffentlichen Diskussion das Thema Fachkräftemangel zur Sprache. Dieser Mangel mag sicherlich existieren, aber sind Sie der Meinung, ausländische Ingenieure zu importieren, könnte dieses Problem beheben?

Ich persönlich sehe das eigentliche Problem ganz woanders: Bildung wird in Deutschland nicht mehr als Allgemeingut betrachtet. Die Bildung der Kinder hängt viel zu stark von dem Ausbildungsgrad der Eltern und deren Einkommen ab. Dieser Zusammenhang wurde in Deutschland die letzten Jahre stärker, während er in anderen europäischen Ländern niedriger geworden ist.

Statt etwas gegen diesen Missstand zu unternehmen, werden in Deutschland Studiengebühren eingeführt (worüber sich manche Wirtschaftsvertreter sogar sehr gefreut haben). Doch gerade bei den Ingenierwissenschaften ist der Anteil der Studierenden aus wirtschaftlich nicht sehr starken Elternhaus relativ hoch. Wen wundert es denn, dass nicht genügend Ingenieure ausgebildet werden? Dies ist ein Versäumnis der Wirtschaft und des Staates.

Nun aber wieder zum eigentlichen Thema: Soll die Untätigkeit der Unternehmen nun dadurch belohnt werden, dass sie günstige Ingenieure aus dem Ausland anheuern können? Birgt diese Methode nicht auch das Risiko, dass die Ingenieure irgendwann in ihre Heimatländer zurückkehren und dort mit dem hier erworbenen Know How ihren vorherigen Arbeitgebern Konkurrenz machen?

Meine Meinung ist, dass Angebot und Nachfrage den Preis bilden. Sind Ingenieure in Deutschland wirklich so gefragt, dann können sie sicherlich auch aus Industriestaaten angelockt werden. Eine andere Möglichkeit wäre es, dass Konzerne noch mehr Jugendliche hochqualifiziert ausbilden.

Wie stehen Sie zu diesen Fragen und Äußerungen?

Mit freundlichen Grüßen

Maik Pieper

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Sehr geehrter Herr Pieper,

vielen Dank für ihre Frage bezüglich des Fachkräftemangels in Deutschland.

Gute Bildung ist die wichtigste Gewähr, das eigene Leben frei gestalten zu können. Deswegen muss dafür Sorge getragen werden, dass eine soziale Benachteiligung den Zugang zur Bildung nicht erschwert. Der Bedarf an höher qualifizierten Arbeitskräften nimmt angesichts der positiven Wirtschaftsentwicklung zu. Leider gibt es in der Tat nun erste Anzeichen für Engpässe in einigen Bereichen, die das Wirtschaftswachstum hemmen würden.

Der Aufschwung kommt allen Bevölkerungsteilen zugute und es ist deshalb Ziel der Politik, diese Engpässe zu beseitigen, um den Aufschwung zu stützen. Als ein Baustein dazu soll das deutsche Aus- und Weiterbildungswesen in Qualität und Wirkungsweise verbessert werden. Unter anderem ist vorgesehen, mehr Durchlässigkeit zwischen Berufs- und Hochschulausbildung zu schaffen. So soll qualifizierten Ausgebildeten die Möglichkeit gegeben werden, ein Studium auch ohne Abitur beginnen zu können. Damit erhöhen wir nicht nur die Anzahl potentieller hochqualifizierter Fachkräfte, sondern verschaffen gerade sozial Schwächeren einen besseren Zugang zur Hochschule.

Trotz dieser Bemühungen kann im Bereich der Ingenieurwissenschaften sowohl kurz- als auch langfristig zusätzlicher Bedarf auftreten. Deswegen soll eine Steuerung der Zuwanderung entsprechender Fachkräfte die Position unseres Landes im Wettbewerb um die Besten stärken. Um aktuelle Engpässe bei Ingenieurberufen in besonders nachgefragten Fachrichtungen auszugleichen, zur Zeit im Maschinen- und Fahrzeugbau und bei Elektroingenieuren, soll die Bundesagentur für Arbeit ab dem 1.11.2007 für Bewerber solcher Fachrichtungen aus den neuen zwölf EU-Mitgliedsstaaten auf die individuelle Vorrangprüfung verzichten. Außerdem soll der Zugang ausländischer Absolventen deutscher Hochschulen zum Arbeitsmarkt durch Verzicht auf individuelle Vorrangprüfung verbessert werden. Das bedeutet aber nicht, dass die Unternehmen Ingenieure aus dem Ausland nun günstiger einkaufen können als deutsche. Wie Sie richtig sagen, der Preis wird am Markt gebildet und wenn der Markt für Ingenieure eng ist, müssen die Unternehmen für gute Leute – auch aus dem Ausland - entsprechend zahlen.

Ein dritter Baustein zur Erleichterung des Universitätszugangs auch für sozial Schwächere ist das Angebot von Studienkrediten, die jeder Studierende unabhängig von seiner Bonität, in Anspruch nehmen kann. Sie stellen eine Ergänzung zum Bafög dar, das nur unter bestimmten Voraussetzungen gewährt wird, mit dem jedoch auch gerade Studierende aus sozial schwächeren Familien gefördert werden sollen. Für das Jahr 2008 ist auch erstmals seit Jahren eine Anhebung des Bafög-Höchstsatzes geplant.

Unabhängig davon, was die Politik unternehmen kann und muss, um einem Fachkräftemangel vorzubeugen oder ihn auf kurze Sicht zumindest abzumildern, teile ich Ihre Auffassung, dass auch die Unternehmen in der Pflicht stehen, ihren Bedarf an Fachkräften durch die qualifizierte Aus- und Weiterbildung junger Menschen vorausschauend zu sichern.

Ich bin zuversichtlich, dass diese Maßnahmen einen Beitrag dazu leisten werden, dass das heimische Potential an Qualifikation gerade bei den sozial Schwächeren ausgeschöpft und der notwendige Bedarf an Fachkräften um das Wirtschaftswachstum zu stützen gedeckt wird.

Mit freundlichen Grüßen
Steffen Kampeter