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Sibylle Laurischk
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Frage von Nils G. •

Frage an Sibylle Laurischk von Nils G. bezüglich Frauen

Sehr geehrte Frau Laurischk,

ich bin Abiturient aus Baden-Württemberg und muss im kommenden Monat meine mündliche Abiturleistung im Rahmen einer Präsentationsprüfung erbringen. Eines meiner eingereichten Themen steht unter der Fragestellung: "Die Frauenquote - Sozial-ökonomisches Erfolgsrezept oder verfassungswidrige Politmaßnahme?" In meiner zehnminütigen Ausarbeitung möchte ich auf die Gründe für und gegen eine gesetzliche Quote, sowie auf die möglichen Auswirkungen auf die Privatwirtschaft eingehen. Da Sie in der Bundestagsabstimmung vom 18.04.2013 als einziges Fraktionsmitglied für eine Frauenquote votiert haben, würden mich Ihre persönlichen Beweggründe, gerade in Ihrer Rolle als Mitglied der liberalen FDP, die markteinschränkende Maßnahmen generell eher verneint, sehr interessieren. Zudem würde ich mich freuen, wenn Sie zu folgendem Gedankenexperiment kurz Stellung beziehen würden:
In einem Unternehmen U ist eine Führungsposition vakant. Nach mehreren Auswahlgesprächen sind nur noch Mann M und Frau F übrig. M ist bei weitem höher qualifiziert und passt nach Meinung des Personalchefs auch besser zum Unternehmen. U kann jedoch die gesetzlichen Vorgaben der Frauenquote nur dann erfüllen, wenn F auf die ausgeschriebene Position eingestellt wird. Trotz besserer Voraussetzungen hat M also keine Chance auf die Stelle und wird benachteiligt.
Würde eine Frauenquote nicht also alte Missstände beheben und neue schaffen? M wäre meiner Meinung nach sowohl laut Art.3,Abs.2 des GG, als auch in seinem Grundrecht auf Berufsfreiheit nach Art.12 I GG eingeschränkt.
Ich würde mich über eine Antwort und Stellungnahme von Ihnen sehr freuen und bin offen für jeden neuen Gedanken.

Mit freundlichen Grüßen,
Nils Grimm

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Grimm,

vielen Dank für Ihre Anfrage. Ich verstehe gut, dass Sie sich als junger Mann für das Thema Frauenquote interessieren, schließlich bedeutet die Quote mehr Chancen für Frauen, damit aber auch mehr Konkurrenz für Männer. Wenn dies selbstverständlich schon installiert wäre, würde sich Ihre Frage auch nicht stellen.

Die Tatsache, dass in Ihrem angenommen Beispiel in der Endrunde sich ein höher qualifizierter Mann im Vergleich zur parallel gesetzten Frau findet, zeigt, dass die Auswahl im System schon unbefriedigend ist. Wie kann es sein, dass ein sehr viel besserer qualifizierter Mann in die Endauswahl kommt und nicht zwei ähnlich gut qualifizierte Männer oder Frauen?

Nach meinem Dafürhalten ist die Auswahlmethode schon darauf ausgerichtet, einen Mann letztendlich auf den ausgeschriebenen Job zu setzen. Eine Personalaufbauarbeit, die auch Frauen gleichberechtigt berücksichtigt, würde langfristig darauf hinwirken, dass Frauen besonders motiviert werden, im Unterschied zur bisherigen Situation, sich eine Karriere zu zutrauen und sich dann auch entsprechend qualifiziert zu bewerben.

Das Thema Frauenquote ist vor allen Dingen wichtig, um qualifizierte Frauen für das Wirtschaftsleben und die Verwaltung zu motivieren und zu unterstützen. Da nach allen Erfahrungen dies aber nicht „freiwillig“ geschieht, halte ich eine Quotenvorgabe für sinnvoll. Damit wäre ein Anreiz gesetzt und selbstverständlich auch eine Verpflichtung, die Frauenförderung ernst zu nehmen. Die Frauenförderung und überhaupt die Gleichstellung aller gesellschaftlichen Gruppen ist Zielsetzung des Grundgesetzes und unser Auftrag.

Die Berufsfreiheit ist derzeit noch für viele Frauen nicht gegeben, da sie an Grenzen stoßen, die für Männer vergleichsweise nicht bestehen. Ich könnte mir zum Beispiel gut vorstellen, dass hier eine deutliche gesellschaftliche Veränderung stattfindet, wenn junge Männer nicht nur 2 Vätermonate der Elternzeit nehmen, sondern in den ersten zwei Lebensjahren ihres Kindes sich für mindestens 12 Monate für die Versorgung des Kindes entscheiden. Dies ist immer noch die große Ausnahme, während von Frauen selbstverständlich erwartet wird, dass sie mit der Mutterschaft ihre beruflichen Zielsetzungen zurück schrauben.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg im Abitur und weiterhin Interesse und Engagement in der Gleichstellungspolitik.

Mit freundlichen Grüßen

Sibylle Laurischk, MdB